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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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weiter auf den leblos im Wasser treibenden Körper zu. Dawn erkannte die Gestalt, die mit dem Kopf nach unten im Wasser trieb, doch ihr Verstand wehrte sich gegen dieses Erkennen. Blondes, dünnes Haar schwamm auf dem Wasser, wurde von Wellen bewegt, so dass es lebendig wirkte, wie kleine Schlangen. Entschlossen packte Dawn den Körper und drehte ihn um. Corus Gesicht wirkte leblos und starr, seine Augen waren blicklos ins Leere gerichtet. Dawns Augen füllten sich mit Tränen. Vorsichtig strich sie ihm die Haare aus dem Gesicht, streichelte ihn und berührte sanft seine bläulichen Lippen. Er war so kalt in ihren Armen, so leicht. Dawn hielt ihn fest an ihre Brust gedrückt. Sie sollte ihn aus dem Wasser ziehen, ihn wärmen, irgendetwas tun um ihn wieder zum Leben zu erwecken, doch sie war wie gelähmt. Sie wusste so deutlich, dass er tot war, dass eine Rebellion dagegen völlig sinnlos wirkte. Ein Weinkrampf schüttelte sie, das Wasser schien kälter und immer kälter zu werden, bis sie dachte ihr Innerstes sei zu Eis erstarrt. Dawn hielt die Augen fest geschlossen, verschloss ihre Augen vor der Wirklichkeit. Lange stand sie so da, Mitten im Wasser und hielt den reglosen Körper fest in ihren Armen. Irgendwann drang die Außenwelt wieder in ihr Bewusstsein vor. Corus Haar fühlte sich unter ihren streichelnden Fingern seltsam an, seine Körperform nicht vertraut. Als Dawn die Augen öffnete erschrak sie. Sie hielt nicht Corus im Arm, sondern den leblosen Körper eines Wolfes. Eine breite Wunde klaffte an seiner Seite und das Wasser des Flusses war Rot vom Blut des Tieres. Es dauerte einen Moment bis sie begriff, dass Corus nicht tot war und dass sie die Leiche des Tieres hielt, das sie getötet hatte. Tiefe Erleichterung und namenloses Entsetzen erfüllten sie. Die Tränen, die ihr aus den Augen stürzten wollten nicht versiegen. Sie konnte sich nicht erinnern, den Wolf getötet zu haben und doch wusste sie unzweifelhaft, dass sie es getan hatte. Entschlossen packte sie das tote Tier und zog es aus dem Wasser. Sie wusste nicht, was sie tun konnte um die Trauer in ihrem Herzen zu lindern und als ihre Erinnerung ihr Bilder von Thistle zeigte verstand sie erst nicht. Doch dann packte sie das kleine Messer, das sie am Gürtel trug und schnitt ein Stück Fell aus dem Körper. Mit bebenden Fingern grub sie ein Loch in die feuchte Erde, legte das Fell hinein und scharrte das Loch wieder zu. Dabei sprach sie die Worte, die Thistle jedes Mal wiederholte. „Dein Tod sichert mein Leben. Mögest du in Lucis Armen Trost finden.“
    Als Dawn wieder aufblickte hatte es aufgehört zu regnen. Sie ging zu der Stelle, an der sie vorhin achtlos das Schwert hatte fallen lassen. Es wäre besser, ich würde es hier lassen, dachte sie. Dennoch bückte sie sich und hob es auf. Vorsichtig strich sie über die Klinge, reinigte sie von Schlamm und Erde. Seufzend begriff sie, dass sie es unmöglich zurücklassen konnte. Ein Schwert war nur eine Waffe. Der Träger entschied, zu welchem Zweck er sie führte. Es dauerte nicht lange, bis Dawn es geschaffte hatte, sich selbst zu überzeugen. Sie machte sich auf den Weg nach Osten.
     

    Thistle beobachtete neugierig den Mann, der ganz still im weichen Gras stand und sein Gesicht von der Sonne bescheinen ließ. Er fragte sich, wie Hazel reagieren würde, wenn sie ihn im Wald in der Nähe des Dorfes sehen würde. Vermutlich wäre sie zu Tode erschrocken. War das der Grund, weshalb sie hier im Verborgenen lebten? Der Mann vor ihm hatte Haare wie Weidenranken, Blätter sprossen daraus hervor und Thistle dachte, dass auch er ein Kind Eidos sein musste. Alle Halbelfen die er bisher gesehen hatte, hatten lange, schlanke Gesichter, die auf eine befremdende Art schön waren. Thistle schob sich lautlos Näher. Er fühlte sich zu Eidos Kindern auf unheimliche Weise hingezogen, die anderen Halbelfen machten ihm Angst in ihrer Fremdartigkeit. Liisatiina, die offensichtlich eine Freundin Lucthens war und vor allem Lucianus mit seiner Überlegenheit. Der Halbelf hatte ihn immer noch nicht bemerkt. Thistle zögerte kurz, dann trat er absichtlich auf einen kleinen Zweig. Er wollte sich nicht anschleichen. Der Mann fuhr erschrocken herum. Thistle sah, wie bei der heftigen Bewegung Schmetterlinge aus seinem Haar aufflogen und wie bunte Lichtpunkte um den Kopf des Halbelfen kreisten. Thistle starrte den Mann mit offenem Mund an. Der Anblick war seltsam und zugleich wunderschön. Langsam beruhigten sich die kleinen

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