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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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darüber, dass Körperbeherrschung das Wichtigste überhaupt war. Crystal erinnerte sich noch daran, dass ihr Lucthen anfangs entsetzlich steif erschienen war, doch mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt. Crystal musterte ihn genauer. Sie wünschte wirklich sie würde begreifen, was hier vor sich ging.
    „ Mein Vater hat sie hierher gebracht“, meinte Lucthen schließlich. Crystal hatte nicht den Eindruck, dass er das sagte um ihr etwas zu erklären, sondern vielmehr um es selbst zu begreifen. „Ich habe sie in den Armen gehalten, als ich ein kleiner Junge war. Irgendwie sind wir seit damals verbunden, auch wenn ich nicht weiß, wie das passiert sein soll.“
    Crystal begriff immer noch nicht. Nun, einen Teil begriff sie doch. Lucthen liebte eine Frau, die Halb Elf und Halb Mensch war. „Ich hätte nie gedacht, dass es Halbelfen gibt. Warum glaubst du sind sie alle hier? Ich meine, Liisatiina ist keine Tochter Eidos und Lucianus wirkt auch nicht wie ein Kind der Auen.“
    „ Das habe ich mich auch schon gefragt. Ich weiß es nicht. Die Existenz der Halbelfen ist ein gut gehütetes Geheimnis. Ich kann mich nicht erinnern irgendwo davon gelesen oder gehört zu haben.“
    Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Crystal sah, dass sich der Wald vor ihnen lichtete und sie dachte, dass sie wohl auf eine Lichtung treten würden, doch als sie unter den Bäumen hervortraten sah sie plötzlich das Ende der Welt vor sich. Crystal blieb erstarrt stehen. Jedes Kind wusste, dass die Reiche auf allen Seiten von Meer umgeben waren, doch sie hatte dam Meer noch nie zuvor gesehen. Wissen und Erkennen waren zwei verschiedene Dinge, begriff sie. Ein leichter Wind blies ihnen vom Meer entgegen, trug die Waldgerüche von ihnen fort und erfüllte sie mit dem kalten, klaren Duft des Wassers. Als sie schließlich näher ans Ufer traten, sah sie braune und graue Felsen zwischen denen Wasser spritzte. Weiße Schaumkronen blieben an Steinen haften bis die nächste Welle sie wieder mit sich nahm. Crystal fühlte wie ihr ganzes Sein auf das Meer reagierte, groß wurde in ihrer Brust und anfing sich im Rhythmus der Wellen zu bewegen. Das Meer war von einem tiefen Blau, eine Farbe, die Crystal an den Himmel kurz vor einem Gewitter erinnerte, wenn der Himmel voll Wasser war, das er dann zur Erde fallen ließ, weil es zu schwer für die Wolken wurde. Lucthen stand stumm neben ihr, doch Crystal konnte nicht still stehen. Sie wollte gegen die Wellen anzuschreien, ihre Stimme mit dem Tosen des Wassers mischen, die Arme ausbreiten und die Reiche zu umspannen, so wie das Meer es tat. Mit einem Mal fühlte sie sich beengt von ihrem Kleid, eingesperrt. Crystal dachte nicht darüber nach, was sie tat, sie riss sich die Nadeln aus dem Haar und schüttelte ihre Locken, bis sie ihr offen über den Rücken fielen und atmete befreit. Dann lief sie los. Sie wusste nicht, wohin sie lief, nur dem Meer entgegen. Das Meer war ihr Schicksal und ihr Untergang, fühlte sie und dennoch, sie konnte sich seiner Anziehung nicht entziehen. Lucthens Warnschrei drang wie von Weit her an ihr Ohr. Sie begriff, dass die Felsen glitschig waren und dass sie Acht geben musste und als ihre Füße kalt wurden und ihre Röcke schwer von Wasser, kam sie wieder zu sich. Das Meer umspülte ihre Knöchel und Crystal starrte fasziniert auf die Stelle wo ihr Körper mit dem Meer verschmolz. Dann wandte sie sich um und sah Lucthen mit besorgter Miene auf sie zuschreiten. „Komm her“, forderte er streng und streckte ihr die Hand entgegen.
    Crystal war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch im Meer zu bleiben, zwischen die Wellen zu tauchen wie ein Fisch und dem Wunsch ihrem Freund keine Sorgen zu bereiten. Seufzend griff sie schließlich seine Hand. Erst in diesem Moment begriff sie, dass sie vorhin wie in Trance über die Felsen geschritten war. Jetzt, da sie wieder klar denken konnte schien es ihr gefährlich und ihr Verhalten leichtsinnig. Lucthen führte sie von den Felsen weg und setzte sich schließlich ins weiche Gras unweit des Ufers. Crystal nahm neben ihm Platz. Ihre Röcke waren fast bis zu den Knien nass und sie seufzte leise. Das kam davon, wenn man nicht nachdachte.
    „ Wir müssen uns über das unterhalten, was Lucianus gesagt hat.“ Lucthens Stimme klang ernst und Crystal nickte.
    „ Denkst du, dass er der Magus ist, von dem die Talosreiter gesprochen haben?“ Die Art wie er seine Fragen gestellt hatte, hatte in Crystal diese Befürchtung

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