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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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dass das hier ihre Bleibe war und dass Lucthen und Thistle in der Hütte nebenan wohnten. Dawn nickte matt. Es tat gut Crystals Stimme zu hören. Als sie fertig war reichte ihr Crystal ein frisches Hemd und Dawn streifte es teilnahmslos über. Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie je so müde gewesen war. Crystal wollte sie in ihr Schlafgemach führen, doch Dawn fürchtete sich vor den Bildern, die sie sehen würde, wenn Crystals sie verließ und so überredete sie sie, dass sie im Vorraum sitzen blieben. „Erzähl mir, was ihr hier erlebt habt“, bat sie. Einen Ellenbogen stellte sie auf den Tisch und legte ihren Kopf darauf.
    Crystal erzählte vom Meer, von den Halbelfen und schließlich mit Widerwillen in der Stimme von ihrer Begabung. Dawn hatte die Augen halb geschlossen und lächelte leicht. „Natürlich hat er Recht“, entgegnete sie, als Crystal geendet hatte. „In deiner Stimme liegt Magie. Ich muss keinen Zauber anwenden, wie Lucthen, um das festzustellen. Männer sind manchmal wirklich blind.“
    Crystal schenkte Dawn ein bezauberndes Lächeln. „Danke. Weißt du, ich bin nicht sicher, ob ich der Verantwortung gewachsen bin. Ich habe Angst zu versagen und was wird dann passieren?“
    Dawn grinste schief. „Du hast ja noch Lucthen und Thistle und mich natürlich auch. Und wenn er endlich kommt, hast du auch Corus.“
    „ Wenn ich irgendetwas tun könnte um ihm zu helfen – ich würde es tun.“
    Dawn nickte dankbar. „Ich weiß.“ Sie überlegte, wie sie ihrem Freund helfen konnte, doch ihr fielen vor Müdigkeit die Augen zu. Ihr Kopf rutschte von ihrer Hand auf die Tischplatte und sie glitt in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
     

    Nachdenklich starrte Lucthen aufs Meer. Er hatte die Sonne untergehen sehen und beobachtete nun die länger werdenden Schatten. Vieles von dem was er heute erfahren hatte, ergab immer noch keinen Sinn. Es fiel ihm schwer seine Gedanken zu ordnen, unwillkürlich kehrten sie immer zu Liisatiina zurück. Er fragte sich, was er erwartet hatte, als er so überstürzt aufgebrochen war. Sein Vater hätte ihm sagen müssen, dass sie kein Mensch war, dachte er ärgerlich. Andererseits wäre er vermutlich trotzdem gegangen.
    Das Meer war genauso wie er es im Traum gesehen hatte, begriff er plötzlich und eine kalte Hand griff nach seinem Herzen, fror es ein, bis Lucthen sich mit schierer Willensanstrengung aus dem Griff befreite. Er atmete tief und zwang sich zur Ruhe. Als er heute Nachmittag von der Prophezeiung gehört hatte, hatte er zwei Dinge sofort begriffen: Erstens, dass nur Crystal gemeint sein konnte und Zweitens, dass er sie begleiten musste. Sie war stark, dass wusste er, doch sie selbst glaubte nicht daran und wenn sie niemanden hatte der sie ab und zu daran erinnerte, würde sie aufgeben und dann würde nicht nur sie selbst verloren sein. Wenn sich die Sümpfe immer weiter ausdehnten, wie lange waren dann die östlichen Wälder noch sicher? Nein, er würde mit ihr gehen. Vielleicht konnte er danach wieder hierher kommen. Wenn Liisatiina das überhaupt wollte. Ein leises Geräusch ließ ihn herum fahren. Als hätten seine Gedanken sie herbei gerufen, lenkte Liisatiina ihre Schritte auf ihn zu. Beim Licht, sie war schön! Ihre Augen fingen das Mondlicht ein und leuchteten wie stille Flammen in ihrem Gesicht. Als sie vor ihm stand wirkte sie beinahe schüchtern. „Störe ich dich? Soll ich wieder gehen?“ Wieder bemerkte Lucthen wie dunkel ihre Stimme war, sie sanft.
    „ Bleib“, bat er. „Bist du blind?“ Die Frage war gestellt, noch bevor er darüber nachgedacht hatte, dass er sie stellen wollte. Er biss ärgerlich die Zähne aufeinander. Wie konnte er sie das fragen? Ausgerechnet das?
    „ Im herkömmlichen Sinn ja. Doch ich sehe mit den Augen der Magie. Ich komme zurecht.“
    „ Es tut mir leid, ich hätte nicht fragen sollen.“ Lucthen verfluchte sich im Stillen.
    Sie schüttelte leicht den Kopf und ihr Haar wehte in kleinen Wölkchen um ihr schmales Gesicht.
    „ Ich weiß, dass mein Vater dich herbrachte, als du noch ein Säugling warst. Werden alle Halbelfen hierher gebracht?“, Lucthens Stimme klang rau.
    „ Wir leben hier im Exil. Eidos ist die einzige der Elfen mit der wir manchmal in Kontakt treten. Sie sagt, dass es Lucis Wille ist, dass wir hier, verborgen vor den Augen der Menschen, leben.“
    Ihre Stimme klang traurig und verloren, fast bitter. Lucthen unterdrückte den Impuls nach ihrer Hand zu greifen und sie tröstend zu drücken.

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