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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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jetzt in die Arme schloss, lag das Meer am Ende des Weges; das Meer, ein kleines Boot und eine einsame Frau, die in den Tod ging um ihren Geliebten, ihn selbst, begriff er dumpf, zu retten. Er wusste nicht, wann er die Hände zu Fäusten geballte hatte, noch wusste er seit wann Liisatiina Tränen aus den Augen liefen und silberne Spuren auf ihren Wangen hinterließen. Doch als die Sonne langsam aus dem Meer auftauchte und das Wasser Gelb, Rot und Orange färbte, wusste Lucthen, dass er das einzig Richtige getan, und zugleich den größten Fehler seines Lebens begangen hatte.

Kapitel 11
     

    Das Geräusch von Schritten drang in Crystals Bewusstsein, dann ein Scharren, wie wenn ein Stuhl gerückt wird. Stille für einige Zeit, dann wieder das Scharren und Schritte. Es hörte sich an, als würde Dawn rastlos im Vorraum auf und ab gehen. Verschlafen drehte sich Crystal zur Seite und legte eine Hand über die Ohren. Sie wollte noch nicht aufstehen. In ihren Träumen hatte sie mit Elfen im Chor gesungen, ihre Stimme eine von vielen. Die ganze Zeit über hatten kalte Silberaugen sie gemustert und sie hatte geahnt, dass sie nie gut genug war, egal wie sehr sie sich auch bemühte. Sie hatte immer lauter gesungen bis ihre Stimme schließlich die Anderen übertönt hatte. Einen kurzen Moment lang hatte sie den Triumph genossen, doch dann musste sie mit ansehen, wie die Elfen langsam verblassten und nur eine Erinnerung zurückblieb. Crystal öffnete gequält die Augen. Vielleicht war es doch besser, wenn sie aufstand. Sie streifte sich ein leichtes Leinenkleid über und betrat den Vorraum. Dawn hatte Tisch und Stühle zur Seite geschoben und vollführte eigenartige Bewegungen mit ihrem Schwert. Crystal runzelte missbilligend die Brauen. Ihr Vorraum war doch kein Kampfplatz.
    „ Endlich bist du munter.“ Als Dawn sie bemerkte legte sie das Schwert zur Seite, zog einen Stuhl herbei und bedeutete Crystal sich zu setzten.
    „ Bei dem Krach den du gemacht hast, konnte ich nicht mehr schlafen“, erklärte sie. Dawn grinste. „Leicht war das nicht. Ich musste mich außerordentlich bemühen um solchen Lärm zu machen.“
    Crystal blinzelte. Offensichtlich war sie noch nicht munter, denn in ihren Ohren ergaben Dawns Worte keinen Sinn.
    „ Ich habe nachgedacht“, begann Dawn. „Du hast mir gestern doch erzählt, dass du mit deinem Gesang Magie wirkst…“
    Crystal nickte. Worauf wollte Dawn hinaus?
    „ Könntest du nicht versuchen Corus her zu singen?“
    „ Ich soll was?“
    „ Ich weiß auch nicht so genau“, gestand Dawn und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Spiel einfach für ihn und wünsch dir, dass er herkommen soll.“
    „ Dawn, ich bezweifle, dass das irgendetwas bewirken würde.“
    Crystal sah mitleidig, wie der Hoffnungsfunken in Dawns Augen erlosch. Der arme Corus, der im Wald umher irrte und vor Sorge um Dawn bestimmt halb wahnsinnig war. Kurz entschlossen gab sie sich einen Ruck. Was konnte ein Versuch schon Schaden? Im schlimmsten Fall passierte einfach nichts, doch dann hatten sie es zumindest probiert. „Also schön. Ich werde es versuchen.“
    „ Danke, Crystal. Danke, danke.“ Dawn sprang auf und umarmte sie impulsiv. Crystal lachte leise und drückte die schlanke Gestalt kurz. Gemeinsam holten sie die Harfe aus Crystals Schlafgemach und machten sich auf den Weg zu der Lichtung, die sie zuerst betraten hatten. Die Wiesen waren noch nass von Tau und nur Wenige waren schon munter. Crystal atmete tief die frische Luft ein und war zum ersten Mal an diesem Tag froh, dass Dawn sie so zeitig geweckt hatte. Dawn breitete ihren Umhang am Boden aus und die beiden Frauen setzten sich. Crystal strich zart über die Saiten und überlegte, wie sie beginnen sollte. Ihr Wissen um ihr Können machte ihr immer noch Angst. Es hat sich nichts verändert, sagte sie sich. Ich konnte das immer schon tun, der einzige Unterschied ist, dass ich es nun weiß. Sie atmete tief durch und begann zu spielen. Sie spielte ein Lied dieses Ortes, ein Lied der Bäume und Wiesen, der Elfen und Menschen. Immer tiefer tauchte sie in ihr Lied ein und plötzlich sah sie Corus Gesicht vor ihrem geistigen Auge. Die hellen blauen Augen, das blonde Haar, sein schiefes Grinsen, das immer nur Dawn zu gelten schien. Mit all ihrer Kraft wünschte sie sich, dass er nun hier wäre. Dass Dawn ihn in die Arme schließen konnte und dass sie gemeinsam hier in der Sonne sitzen würden. In ihrem Geist malte sie sich aus wie es sein würde und die

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