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Die Lichtermagd

Die Lichtermagd

Titel: Die Lichtermagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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wird überleben – es ist nur eine Frage, ob der König davon profitiert!«
    »Es geht hier also nur um Profit?«, fuhr Luzinde auf. »Ich dachte, bei den Judenverfolgungen ginge es um eine Sache des Glaubens?«
    Ulman ignorierte sie. »Mein Fürst, ich habe Euch das Angebot des Rates unterbreitet. Nürnberg besitzt großen Einfluss. Mehr noch aber besitzt es eine Zukunft. Beides kann es noch vergrößern, wenn Ihr uns die Gelegenheit dazu gebt.« Dies sagte er mit einem drohenden Blick zu Luzinde. »Nürnberg hat gerade kürzlich den Umfang Eurer Gnade erfahren. Gebt uns die Möglichkeit, die Tiefe unserer Treue zu beweisen. Mit Nürnberg an Eurer Seite – nein«, korrigierte er sich, »mit Nürnberg an der Spitze Eures Reiches werden Euch alle Städte des Reiches folgen. Auch nach Rom.«
    Luzinde wollte Ulmans Argumente nicht hören. »Glaubt Ihr denn, für die Judengemeinde ginge es nicht ums Überleben? Ihr wollt mehrere hundert Menschen vertreiben, um Euren Marktplatz zu bauen!«
    »Da kommt es wohl darauf an, wessen Überleben dem König wertvoller ist«, meinte der Patrizier flach.
    Da zog Luzinde den Mantel aus und riss wütend an der Naht, die die Edelsteine barg. Daraus rasselten die rundgeschliffenen
Kostbarkeiten hervor. Korunde in rot und blau, weißglänzende Diamanten sowie Steine, die in vielen Farben des Regenbogens schillerten und deren Namen Luzinde nicht einmal kannte, prasselten auf den Holzboden. Die Magd wurde rot. »Vergebung!«, sie rutschte über den Boden, sammelte die Steine wieder ein und trug die kostbare Last dann zum Tisch. »Das senden Euch die Juden von Nürnberg, Herr. Als ein erstes – Geschenk.«
    »Ihr wollt den König bestechen?«, knurrte Götz Scheffein.
    »Ach, und Ihr?«, fragte sie voller Zorn. »Ihr wollt ihn erpressen!«
    »Nürnberg hat mehr zu bieten«, meinte Ulman leise.
    »Wie könnt Ihr nur?«, stieß Luzinde da aus. »Ihr müsst die Juden wahrhaftig hassen!«
    »Ich hasse die Juden nicht«, verteidigte sich Ulman starrköpfig. »Aber hier geht es nicht um persönliche Zuneigung, und auch nicht um den Glauben. Hier geht es einzig und allein ums Geschäft.«
    Diese Aussage war so sachlich und kalt, das Luzindes ihren Zorn vergaß. Fassungslos starrte sie den Mann an. Wie hatte sie übersehen können, wie brutal Ulman dachte? Niemand, der einen Funken Menschlichkeit in sich trug, konnte das Leid anderer so gefühllos hinter Zahlen und Fakten verstecken, wie der Mann es gerade tat! Sie wandte sich Karl zu.
    »Ich kenne die Umstände nicht genau«, sagte sie erschüttert. »Doch ich gehe davon aus, dass sich auch noch ein wenig mehr Geld aufbringen lässt, wenn -«
    Der König hob die Hand. »Dies ist kein Viehhandel«, sprach er leise, und beide Parteien verstummten. »Ein König braucht Geld, um seine Untertanen regieren zu können.« Luzinde atmete auf.Wenn Karl Geld brauchte, dann konnten ihm die Juden sicher dienlich sein!

    »Die Juden können mir das Geld bieten«, er wandte sich Luzinde zu. »Das kann der Rat von Nürnberg noch nicht.« Die Magd nickte erfreut.
    »Doch ein König muss nicht nur Bäuche füllen, er muss auch Herzen gewinnen. Darum braucht er treue Gefolgsleute. Und Nürnberg kann mir bieten, was dieses Reich noch braucht: Ein Herz für den Handel zwischen Gibraltar und dem Bosporus.«
    Luzindes Hoffnung stürzte von einem Moment auf den nächsten ins Bodenlose. An ihre Stelle traten Wut und Verzweiflung.
    »Nürnberg kann mir das bieten«, fuhr Karl kühl fort. »Und Nürnberg braucht dazu sein Herz zurück.«
    »Und wird Euch im Gegenzug bei Euren politischen Plänen vollständig unterstützen«, warf Ulman erfreut ein.
    »Du bist ein falscher Hund!«, rief Luzinde aus. »Du hast dich bei uns eingeschlichen, um mich auszuhorchen! Du hast mich hintergangen, und nun vernichtest du alles, wofür Gottschalk je gearbeitet hat! Du -«, sie wollte sich schon auf Ulman stürzen und mit den Fäusten auf ihn losgehen, doch bevor sie sich versah, griff Ritter Wenzel ihr mit beiden Armen um den Leib und zog sie zurück.
    »Luzinde!«, stieß er hervor. »Reiß dich zusammen! Du hast es mir versprochen!«
    »Was gebt Ihr auch auf das Wort einer Betrügerin, Mann?«, schnaubte Scheffein und wandte sich um.
    Luzinde zappelte noch kurz in Wenzels Armen, doch gegen den Ritter kam sie nicht an. Sie atmete ein paar Mal tief durch, um sich zu beruhigen. Wie sehr wünschte sie, sie wäre Ulman nie begegnet! Er hatte nur Unglück in ihr Leben gebracht. Als sie

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