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Die Lichtermagd

Die Lichtermagd

Titel: Die Lichtermagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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Rüstung.« Er machte eine nachdenkliche Pause. »So rettete die Heilige mir das Leben. Und dann sah ich dich in Nürnberg.« Seine Stimme fiel aus dem nachdenklichen Tonfall abrupt in eine atemlose Hast. Er sprang auf und trat hinter dem Tisch hervor. »Und es muss einen Sinn haben, dass du hier nun vor mir stehst, mit ihrem Gesicht.«
    Luzinde legte den Kopf schief. »Stellt Euch auf die Seite der Juden, Herr. Vielleicht wollte sie Euch das sagen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Dieses Reich braucht eine starke Hand. Ich kann es nicht im Stich lassen.«
    »Ich bin keine Hofmaid, Herr. Ich weiß nur zu sagen, was ich empfinde. Und wenn Euch das beleidigt, dann tut es mir aufrichtig leid. Aber ihr lasst stattdessen Eure Kammerknechte im Stich.«

    Der König funkelte sie an. Luzinde glaubte schon, er werde befehlen, sie in den Kerker werfen zu lassen. Ein paar Herzschläge vergingen, dann hatte er sich wieder in der Gewalt. »Ich vergebe dir«, sagte er leise und sah sie prüfend an. »Du bist ein merkwürdiges Mädchen, Luzinde aus Lindelberg. Du stehst zwischen den Welten. Aber es braucht bisweilen Menschen, die sich nicht für Schwarz oder Weiß entscheiden. Im Grau lebt es sich nicht gut. Aber sie gehören dorthin. Ich weiß das.« Er seufzte. »Und vielleicht hast du mit deinenWorten sogar Recht.«
    »Herr, ich …«
    »Ich kann den Juden nicht helfen, Luzinde. Aber du vielleicht.«
    »Herr?«
    »Auch ich habe ein Gewissen. Und auch ich fürchte um meine Seele.Vielleicht mehr als jeder andere in diesem Reich.« Er stand auf, legte die Hände hinter dem Rücken zusammen und sah auf das Wappen Böhmens an der Wand. Sie wartete skeptisch darauf, dass er weitersprach.
    »Götz Scheffein, Ulman Stromer und ich werden noch einige Punkte verhandeln, die den Nürnbergern wichtig sind. Zum Beispiel das Schicksal der Kaiserburg. Ich werde mich mit dieser Entscheidung schwertun, glaube ich. Die Verhandlungen könnten noch eine Weile dauern. Vielleicht gar ein paar Tage. Sagen wir drei? Sind drei Tage genug?«
    Jetzt blickte Luzinde den König kühl an. Was sollte sie dazu sagen? Dass dies seinen Verrat nicht milderte? Dass er sich so sein Seelenheil nicht würde erkaufen können? Doch er war der König, und sie wollte seinen Stolz nicht noch weiter verletzen, als sie das bereits getan hatte. Sie konnte froh sein, wenn er sie trotz ihrer Lügen gehen ließe.
    Der König hielt ihrem Blick ungerührt stand. »Das ist alles,
was ich für dich tun kann.« Der Augenblick der Verletzlichkeit war vorbei.
    »Dann will ich es annehmen. Drei Tage Vorsprung werden vielleicht etwas bringen«, erwiderte sie. Dann zwang sie sich hinzuzufügen: »Ich danke Euch.«
    »Du kannst gehen.«
    Luzinde bezeugte dem Herrscher ihren Respekt und verließ die Kammer. An ihrer statt wurde Ritter Wenzel zum König gerufen. Draußen lehnte sich Luzinde gegen eine Wand. Sie zitterte am ganzen Leibe. Diesem machtvollen Mann zu begegnen hatte sie ihre ganze Kraft gekostet. Ihr Blick fiel auf Ulman, der am anderen Ende dieses Vorraums stand und sich den Bart rieb. Sie straffte wieder die Schultern. An ihm musste sie noch vorbei, und sie würde ihm nicht die Genugtuung geben, sie schwach zu sehen. Sie wollte nicht mit ihm sprechen, doch sie musste es wissen. »Bist du jetzt zufrieden?«
    »Das hat mit Zufriedenheit nichts zu tun. Ich musste es tun.«
    Luzinde schnaubte. »Ihr hohen Herrschaften seid um keine Ausrede verlegen, nicht wahr? Warum Ihr manche Dinge tun müsst und andere nicht.Warum Ihr dies und jenes macht, statt etwas anderes. Ich habe es satt! Seid doch einmal ehrlich mit Euch selbst!«
    »Ich verstehe, dass du wütend bist. Wäre Gottschalk hier -«
    »Gottschalk? Du wagst es, seinen Namen in den Mund zu nehmen?«, fauchte sie. Er wich ihrem Blick aus und sah zu Boden. Luzinde kam ein schrecklicher Verdacht. Beinahe kam es ihr so vor, als sei ein Schatten der Schuld über seine Züge gehuscht.
    Stand hinter dem Überfall auf den Alten sogar mehr als die gezielte Wut einiger Tachauer Schläger? Er passte allzu gut in Ulmans üble Pläne …

    »Der König war wütend, als er von Gottschalks Tod hörte«, sagte sie leise. »Er befahl, das Ereignis aufzuklären. Bist du nicht gespannt darauf, was dabei herauskommt?« Als Ulman erbleichte, wurde Luzinde übel. Sie hatte gehofft, dass ihr Verdacht sich nicht bestätigen würde. Doch jetzt stand ihm die Schuld deutlich ins Gesicht geschrieben. »Ich zumindest bin’s.« Damit ließ

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