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Die Lichtermagd

Die Lichtermagd

Titel: Die Lichtermagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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kurz zu den Fenstern von Ulrich Stromers Haus hinauf. Stand dort oben jemand und beobachtete sie? Sie konnte es nicht genau erkennen.
    Wie erwartet waren die unteren Kammern von Gottschalks Haus leer. Die Juden befanden sich sicher oben in der Diele. Luzinde vermied es, sich groß umzusehen. Ohne Gottschalk wirkte das Haus verlassen. Wie schwer musste erst Mose den Verlust des Vaters empfinden! Sie wünschte, sie könnte ihn mit weiteren schlechten Nachrichten verschonen. Doch sie hatte keine Wahl, wenn sie den Vorsprung nutzen wollte, den König Karl ihr gegeben hatte.
    Oben in der Diele angekommen, erwartete Luzinde und Wenzel eine große Gruppe von Menschen, die ihnen teils überrascht, teils ungehalten entgegenblickte. »Dies is ein Schiwa-Haus«, meinte Mose stirnrunzelnd.
    »König Karl wird euch nicht schützen.« Die Wirkung von Luzindes Worten hätte nicht größer sein können. Der Raum war still. Sie sah in die Gesichter der Männer und Frauen und las Entsetzen. Allein Jakob, der Bube, der vom Tod noch nichts verstand, schenkte ihr ein kurzes Lächeln.
    »Du warst beim Kenik?«, fragte Mose ungläubig. »Alein?«
    »Ja«, sprach Luzinde. »Ritter Wenzel hier ist mein Zeuge. Er steht in Karls Diensten.«
    »Was macht Ihr hier, wenn Karl uns doch nit schützt?«, fragte Nathan den Ritter grimmig.
    Wenzel wusste offenbar nicht, was er darauf antworten sollte, und so sprang Luzinde ein. »Ritter Wenzel soll dafür sorgen, dass euch die Warnung auch sicher erreicht. Ihr müsst
gehen. Ihr müsst Nürnberg verlassen, oder es wird schlimm enden.«
    »Sagt Karl das?«, fragte Nathan. Seine buschigen Brauen zogen sich missmutig zusammen.
    »Du wilst, dass wir Nirnberg farlasen?«, sprang der Judenrichter Eberlein ein. Sein Mienenspiel schwankte zwischen Unglaube und Heiterkeit. »De bist toll, nit?«
    »Halt den Mund«, fuhr Nathan ihn an.
    Luzinde zögerte. Immerhin ließ man sie ausreden. »Nicht direkt«, antwortete sie auf Nathans Frage. »Er hat mir einen Vorsprung eingeräumt, damit ich es euch sagen kann.«
    »Einen Forschprung?«, fragte Eberlein. »Forschprung vor was?«
    Sie seufzte. »Vor Ulman Stromer und Götz Scheffein. Sie haben ein Einvernehmen mit Karl getroffen, dass … dass dem Rat eure Habe zusteht, sollte das Volk einen Aufruhr gegen euch machen. Sie wollen den Marktplatz wirklich bauen. Auf dem Boden, auf dem eure Häuser stehen.« Diese Worte ernteten wieder Stille. »Ich muss euch nicht sagen, was das bedeutet.«
    »Wenn’s stimt, was de sagst, dann hat der Kenik uns farkauft«, sagte Mose. Ritter Wenzel wurde mit unfreundlichen Blicken bedacht.
    »Warum sollt Karl des den tun?«, fragte Eberlein in die Runde. »Und warum solt er ein Meidel wie dieses schicken, um’s uns ze sagen? Des schtinkt doch!«
    »Und selbst wen«, fuhr Nathan dazwischen, »sol’n se doch komen! Wer sind bereit.«
    »Bereit?«, fragte Wenzel finster. »Heißt das bewaffnet?« Nathan lächelte wissend und lieferte sich mit dem Ritter ein Duell der Blicke. »Aber des get doch nit, Herr«, sagte er dabei. »Des dirfen wer doch nit.«

    Luzinde legte Wenzel die Hand auf den Arm, um ihn zurückzuhalten. Nathan wollte nur provozieren. Der Ritter presste die Lippen aufeinander und schwieg.
    »Aber des is doch wider jede Farnuftigkeit!«, schimpfte Eberlein und stellte sich zwischen die Parteien mitten in den Raum. »De Zeiten sind farbai, in denen de Krischten uns in Nirnberg so hassen, das se uns rausschlaken woln. Se sind nit freindlich, sicher, aber se treffen Einkinfte mit uns.Wer sind doch aless farnuftige Mentschen! Zalen wir ihnen eben mer Geld! Das wird se besenftigen und zeigen, das wer inen von Nutzen sind.«
    Luzinde fühlte, dass die Diskussion in dieselbe Richtung ging wie vor ein paar Wochen, bevor Gottschalk und sie aufgebrochen waren. »Mose«, bat sie. »Hör mir zu. Ich schwör dir beim Grab deines Vaters, dass Nürnberg nicht sicher ist für dich, für Rebekka und die Kinder. Ihr müsst hier weg, sonst …«
    »Sonst was?«, fragte ein Mann aus dem Hintergrund. Sie erkannte Levi, den Juden aus Pilsen, der sie beherbergt hatte. Der gedrungene Alte trat nach vorne und sah sie kühl an. »Droste uns?«
    »Ich versuche nur, die Leute zu warnen, Levi.«
    »De hast mich schon mal belogen, als de in mein Haus kamst«, meinte er. »Und als ich dich zur Red gestelt hab, hast imer noch gelogen.«
    »Ich … das war doch Gottschalks Idee«, meinte Luzinde verzweifelt. »Mose, du kannst das bezeugen!«
    »Ich

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