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Die Lichtermagd

Die Lichtermagd

Titel: Die Lichtermagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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Aufgabe gelingen würde?War das alles vielleicht gar eine Prüfung gewesen – seiner Tauglichkeit, seines Verhandlungsgeschicks, vielleicht seiner Treue? Ulman dachte bitter, dass er die Erwartungen des Onkels um einiges übertreffen würde, wenn er nun diese Urkunden aus der Ledertasche zöge. Er hielt inne. Mit diesen Urkunden entschied er nicht nur über das Schicksal von Nürnberg, sondern auch über sein eigenes. Wollte er das überhaupt? Wollte er Hosto Stromer zeigen, dass er fähig wäre, das Handelshaus der Familie eines Tages selbst zu leiten? Die Antwort darauf fand sich schnell. Seine Hand wanderte zur Tasche und zog die Dokumente mit dem reichsköniglichen Siegel heraus.
    »Karl hat zugestimmt«, sagte er leise.
    »Zugestimmt – zu was?«
    »Zu allem. Zum Abriss der Judenhäuser. Zum Bau eines neuen Marktplatzes. Zur Freisprechung des Rates von aller Schuld, sollte den Juden etwas geschehen.«
    Ulman sah ungläubigenTriumph in den Augen seines Oheims aufblitzen. »Die Kaiserburg?«, fragte er atemlos.

    »Bleibt unter Verwaltung des Stadtrates.«
    »Die Waldfeste Brünn?«
    »Gehört uns.«
    Der ältere Mann strich sich über den Bart und entließ dabei den angehaltenen Atem in einem erleichterten Seufzer. »Das ist gut. Junge, das ist gut. Das ist wunderbar!« Hosto schlug Ulman anerkennend auf die Schulter. »Was kostet uns das?«
    »Dreizehn Tausend Pfund Haller. Teils an den König, teils an den Burggrafen, teils an den Bischof.«
    Diese Summe verschlug Hosto ganz offensichtlich für einen Augenblick die Sprache. »Du hast gesagt zu jedem Preis, Oheim«, verteidigte sich Ulman.
    »Ja, das habe ich«, stimmte Hosto stirnrunzelnd zu. Dann nickte er zufrieden. »Wir werden Schulden aufnehmen müssen. Hohe Schulden. Doch das macht nichts. Ich habe noch nie zurückgezahlt, was vereinbart worden ist.« Er ließ seinen Blick kurz auf Ulman ruhen. Dann goss er auch sich vom Wein nach. »Mein Junge, einen solchen Erfolg hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet! Das ist ein Grund zum Feiern!«
    »Danke, Oheim.« Ulman entspannte sich.
    »Und, hast du dich bezüglich der Häuser absichern lassen?«
    Der junge Mann schloss kurz die Augen und seufzte. »Habe ich, Oheim. Die Urkunde schenkt dir, Fritz Schopper, Götz Scheffein und Leupold Groß die entsprechenden Judenhäuser aus dem Besitz des Königs. Und, ja«, sprach er lauter werdend, bevor Hosto ihn unterbrechen konnte, »du erhältst die beiden Häuser nebenan. Gottschalks Haus.«
    Hosto schloss die Augen und schien einen Augenblick lang den Herrn zu preisen. »Ich bin dir sehr dankbar, Ulman. Du hast bewiesen, dass du ein wahrer Stromer bist.Wenn du so weitermachst, wirst du mich eines Tages als Kopf unseres Handelshauses ablösen – wer weiß, vielleicht wirst du mich sogar um
ein Vielfaches überragen! Jetzt können wir einen Kauffahrerhof auf dem Zotenberg bauen, der der Familie angemessen ist.«
    »Zu viel der Ehre, Oheim«, murmelte Ulman.
    »Zu viel der Ehre? Mein lieber Neffe«, rief Hosto aus. »Weißt du eigentlich, was du da gerade zu meiner Tür hereingetragen hast?« Ulman nickte, doch der Oheim fuhr trotzdem fort. »Nichts Geringeres als die Zukunft Nürnbergs hast du geebnet, junger Mann! Du hast den Grundstein dafür gelegt, dass unsere Stadt die erste im ganzen Reich sein wird! Sicher, Bonn wählt den König und Aachen krönt ihn. Nürnberg aber beherrscht von nun an den Handel und wird damit die Kaiser erst auf den Thron bringen.« Der Oheim war beinahe außer sich. »Sollen andere die Ehren erhalten! Das wahre Herz des Reiches wird in Nürnberg schlagen, denn das Blut, das durch seine Adern fließt, ist bares Geld, junger Mann! Und mit dem Geld«, Ulrich Stromer rieb Daumen und Zeigefinger aneinander, »mit diesem Geld kommt die Macht.«
    »Wird der König dir da nicht widersprechen, Oheim?«, wagte Ulman einzuwerfen. »Liegt nicht ein Großteil der Macht beim Adel?«
    »Beim Adel?«, fragte Hosto belustigt. »Ulman, noch nie ist ein armer Mann zum Kaiser gekrönt worden. Ohne unser Geld werden all die Fürsten, Bischöfe und Ritter in der Bedeutungslosigkeit versinken. Sie kommen und gehen. Wir aber werden bleiben. Die Leute werden sich immer mit Luxus umgeben wollen. Und wir sind diejenigen, die ihn liefern. Du und ich.« Sein Lächeln hatte etwas Wölfisches.
    »Das ist eher dein Verdienst, Oheim«, erwiderte Ulman. »Ich war doch bloß der Laufbursche. Und nicht der Einzige, der mit Karl verhandelt hat.« Die

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