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Die Lichtermagd

Die Lichtermagd

Titel: Die Lichtermagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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nennt man ihn Hosto?«
    Da lachte Rahel. »De Leit seg’n, jeder zweite Saz an den Ulrich fengt an mit ›Host do dies, host do jenes fer mich?‹« Luzinde musste lachen, da Rahel mit ihrem Akzent versuchte, die Mundart der Nürnberger nachzumachen. »Da komt halt schnell Hosto raus, Schicksa. Ulrich Stromer ist en mechtiger Man. De Leit sagen, neben dem Konrad Groß is er der mechtigste Man in Nirnberg. Seine Arm reichen weit. Bis an den Kaiserhof vom alten Ludwig, bis noch Avignon zum Paupss, sagt man, un bis Prag an den Hof vom Kenik sowieso. Na«, schloss sie, »un darauf, dass der Hosto fer ihn gebirgt hat, darauf bilden sich de Eberlein und sein Weib einiges ein.«
    Als hätte sie das gehört, drehte sich Michal um und musterte erst Rahel, dann Luzinde, von Kopf bis Fuß. Der christlichen Magd wurde dabei unwohl, denn sie fühlte sich spontan an die Mutter Oberin Agnes erinnert, die sie aus dem Klarissenkonvent geworfen hatte. »Hast dir wider ein Schabbesgoje genomen, Rebekka?«
    »Des war ich nit, Michal«, widersprach die Mutter errötend. »Mose Foter, de Gottschalk, hat se in unser Haus genomen.«
    »Nach der Schand, die de letzt Schicksa unter sein Dach gebracht het? Wie kan er nur?«

    »Och, de kennst doch die alten Mannen. Haben se sich was in den Scheidel gesezt, de bekomst es do nit mer raus.«
    »S’is Zeit, mein Lib«, Michal hakte sich jetzt bei Rebekka unter, »das de Mose und du ein Haus fer euch und de Kinder kauft.«
    »De Schrift sagt, man sol Foter und Mutter eren, Michal. Und Mose ert seinen Foter ser.«
    »Sicherlich«, bestätigte Michal schnell. »Sicherlich sol’st den Vater er’n. Ich find nur, ein Man sol der Her unter seinem eigen Dach sein. Und es gibt doch des ein oder andere schene Haus von Leuten, die dem Mose Geld schulden, nit?«
    Luzinde fühlte sich wieder einmal trotz ihrer Anwesenheit als Gegenstand einer Diskussion, die über ihren Kopf hinweg geführt wurde. Sie hasste das mehr denn je.
    Jakobs kleine Hand schlüpfte in ihre. »Wilst mal eine risen Ribe seen?«, fragte er. Luzinde machte ihre Hand sofort wieder frei. Dann fiel ihr erstaunt auf, dass der Bube sie ablenken wollte. Sie erkannte die Gelegenheit, sich den beiden Frauen zu entziehen. »Natürlich will ich!«, sagte sie dankbar. Rebekka stand mit Michal vor dem Stand mit Seidenstoffen aus Venedig, der Knecht Fischlein hielt sich in ihrer Nähe. Also folgte Luzinde dem Jungen zu einem Stand mit Feldfrüchten.
    »Heilige Kathrein!«, entfuhr es Luzinde. Die Riesenrübe stellte sich als wirklich enorm großer Knollensellerie heraus. Das Ungetüm war beinahe so groß wie Jakobs Kopf. Sie standen dort in einer Traube aus Kindern, die die Knolle bestaunten. Leider war der Stand nicht halb so weit weg, wie Luzinde es sich gewünscht hätte, denn noch immer konnte sie die hohen Stimmen der beiden Frauen hören.
    »De lesst deine Kinder mit de Schabbesmad alein?«, hörte sie Michal jetzt entsetzt ausrufen. »De beiden behandeln se jo, als wer se a Jidene!«

    »De Kinder haben se gern, Michal. Ich see nit, das des schedlich is.«
    »Rebekka, mein Lib, lass uns mal tachles reden. De Schiksen sind falsch und dibisch. Wenn sich de Kinder noch was bei ihr hol’n? Also, wenn des meine Kinder wer’n, ich wird mer achtgeben!«
    »De host kein Kinder, Michal«, erwiderte Rebekka säuerlich.
    Doch Luzinde hörte nicht mehr zu. Sie hatte die Hausherrin für schlimm und arrogant gehalten, doch wenn sie die beiden Frauen jetzt verglich, hatte sie es noch ganz gut getroffen. Aber sie wollte sich jetzt nicht ärgern. Sie hatte sich vorgenommen, Jakob das Attentat mit den Nacktschnecken heimzuzahlen, und hier bot sich ihr die Gelegenheit.
    Sie hatte reife Hagebutten von den Büschen gepflückt, das Fruchtfleisch vorsichtig mit den Zähnen heruntergegessen und in einem Fetzen Tuch die Nüsslein gesammelt. Die kleinen Widerhaken lösten auf der bloßen Haut einen scheußlichen Juckreiz aus. Kinder neckten einander damit gerne. Sie hatte nur wenige genommen, die Jakob ausreichend jucken würden, ohne ihn verzweifeln zu lassen.
    »Luzinde?«, fragte ein Mann hinter ihr, gerade als sie das kleine Leinentuch hervorgezogen hatte, um es in einem geeigneten Moment in den Nacken des Jungen zu entleeren. Sie drehte sich um und stand vor dem Krämer, der sie vor dem Juden Gottschalk gewarnt hatte. »Herr … Caspar, nicht wahr?«, fragte sie irritiert. »Dass Ihr Euch noch an mich erinnert!«
    Er versuchte das leichte Erröten mit einem

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