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Die Lichtermagd

Die Lichtermagd

Titel: Die Lichtermagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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da?«
    »Er hat den Herrn von Seckendorf gehört, Herr«, nahm sie ihm seine Frage vorweg.
    Gottschalk sah auf. »Ja, des hab ich befircht. Und er hat im Hof gewartet?«
    »Ja, Herr. Aber nur einen Moment.«
    »Und de hast Gefil fer ihn?«
    »Ich – also Herr Gottschalk, ich -« Sie klappte den Mund zu, um das Stammeln in den Griff zu bekommen, und sah zu Boden. Natürlich hatte sie Gefühle für Herrn Ulman – aber welcher Natur diese Gefühle waren, das wusste sie nicht zu
sagen. In seiner Gegenwart hatte sie stets weiche Knie und einen leichten Kopf. »Irgendwie – irgendwie schon.Aber zwischen uns ist nichts geschehen, ich – ich respektiere Euer Haus.«
    »Ich weiß, Luzinde, ich weiß. Und es wird auch nit was gescheen, weil du zu schlau bist, nit wahr?«
    »Herr?« Sie sah auf.
    »De weißt doch, dass er ein großer Her ist, und du nur eine Mad, nit wahr?«
    »Ja, Herr«, erwiderte Luzinde bedrückt. Natürlich wusste sie das. Warum nur schien das völlig bedeutungslos, wenn sie mit Ulman zusammen war?
    »Und das daraus nit Gutes werden kann, des weißt’e selbst am Besten, nit?«
    »Ja, Herr. Ihr habt mehr als deutlich gemacht, dass Ihr nicht duldet, wenn ich mich mit Männern einlasse. Das habe ich auch nicht vor.«
    »Die Lib fellt hin, wo se eben hinfellt. Nur manchmal muss der Kopf auf den hibschen Schultern bleiben, nit?«
    »Ja, Herr.«
    »File Mannen farwechseln Lib gerne mit Lust, wen se zu einer Frau reden. Lass ihn erst einmal beweisen, dass er ein guter Mentsch is, bevor de ihn zeriklibst. Den so mancher Man weiß hibsch ze reden und ze schauen, aber er ist deine Lib nit wert, weißt?«
    »Sicher, Herr Gottschalk. Soll ich den Herrn Ulman jetzt reinbringen?«
    »Tu des, Luzinde«, sagte der Alte.
    Sie wandte sich um, doch in der Tür hielt sie noch einmal inne und sah zurück. »Wie findet man heraus, ob jemand die Liebe wert ist?«
    Gottschalk lächelte versonnen. »Wenn er dich libt, auch
wenn’s dir nit gutgeht. Und wenn er zu dir schtet, auch wenn’s kein anderer mer tut. Weißt?«
    Luzinde nickte unsicher. »Ich werde es mir merken, Herr Gottschalk.«

KAPITEL II
    Ulrich Stromer schnaubte vor Wut. Überall Bittsteller, so weit das Auge blicken konnte! Bittsteller aus der eigenen Familie. Bittsteller aus dem Rat. Auch die Klöster um Nürnberg herum wollten nichts als Geld. In wenigen Regionen schossen die Klöster und Beginenhöfe so aus dem Boden wie im Nürnberger Umland, weil reiche Bürger um ihr Seelenheil bangten. Hosto Stromer verstand dieses Bedürfnis nach Sühne nicht. Für ihn waren Klöster hauptsächlich dazu da, vielversprechenden Familienmitgliedern eine gute Stellung zu erkaufen und weniger begabte dort loszuwerden. Mit einem Seufzer gedachte der reiche Kaufmann seines Neffen Ulman. Er war einer der wenigen Lichtblicke in dieser Familie und tat zur Abwechslung auch einmal etwas für ihn. Der einzige Grund zur Sorge war Ulmans Jugend und seine daraus erwachsende naive Rechtschaffenheit. In diesem Alter besaß der Mensch tatsächlich noch ein Gewissen. Aber das würde sich auswachsen, da war sich Hosto sicher. Ihm selbst war es schließlich nicht anders ergangen.
    Als Hosto in die Augen der Männer sah, die sich hier in der Sakristei von Sankt Laurentius mit ihm versammelt hatten, da sah er genau denselben Ausdruck wie den seiner Nichte Elisabeth, die ihn für ein Amt im Klarissenkonvent um eine großzügige Aussteuer gebeten hatte, oder den des Plattners Arnold, der all sein Werkzeug an die Juden verpfändet hatte und nun nicht mehr arbeiten konnte. Ihnen allen stand dieses stirnrunzelnde Unverständnis ins Gesicht geschrieben, das zu sagen schien: Du bist doch Hosto Stromer, der mit einem Wink seiner
Hand geschehen lassen kann, was er will. Warum also stellst du dich so an? Dass aber endlose Tage und Nächte des Rechnens, Planens, das kostspielige Beschenken höchster Würdenträger und das schweißtreibende Motivieren Unwilliger ihn dorthin gebracht hatten, wo er jetzt war – und dort hielten -, das sahen die werten Verwandten, Kollegen und all die anderen Schmarotzer nicht. Sie waren der Meinung, dass er ihnen wegen seines Reichtums etwas schuldete.
    Doch den heute hier in Sankt Laurentius Versammelten tat er mit diesen Gedanken tatsächlich Unrecht. Sie gehörten immerhin zu jenen, die selbst entschlossen waren, etwas zum Wohl Nürnbergs beizutragen. Besonders Leupold Groß, seines Zeichens Reichsmünzmeister der Stadt, bat, obwohl er sich auf seine Herkunft einiges

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