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Die Lichtermagd

Die Lichtermagd

Titel: Die Lichtermagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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genug.«
    »Aber welche Leute reden denn so?«
    Der schlanke junge Mann mied ihren Blick. »Ich hätte dir das nicht sagen dürfen. Ich -«, er wollte schon aufstehen, doch Luzinde ergriff seine Hand und hielt ihn zurück.
    »Wer, Ulman?«, flehte sie.
    Er sah auf ihre Hand, die immer noch die seine hielt. Einen Augenblick noch zögerte er, dann schlossen sich seine Finger um die ihren. »Mein Onkel, Luzinde. Doch er ist nicht der Einzige. Der Bischof, der Burggraf – sie alle sehen in den Juden dieser Stadt hauptsächlich Kapital. Kapital, das sie dringend brauchen.«
    »Euer Onkel Ulrich?« Luzinde erinnerte sich an die erste Begegnung mit ihm beim Fischteich von Pillenreuth. Schon damals hatte sie ihn als kalt und hart empfunden, dabei hatte sie nur seine Stimme gehört. Nun begann sie den Mann regelrecht zu fürchten. Ulman tat das offenbar auch.
    »Genau der. Er ist ein machtbewusster Mann, Luzinde. Es … es wäre besser, wenn du zu deinen Eltern nach Regensburg zurück gingest.«
    »Aber ich habe Euch doch erzählt, dass sie all ihr Hab und Gut verloren haben, Herr Ulman«, log sie leicht. »Wovon sollte ich dort leben?«
    »Nun …«, wieder zögerte der junge Mann. »Ich würde mich gern erbieten, dich und deine Eltern ein wenig zu unterstützen.« Sein Blick begegnete dem ihren. »Wenn das nicht völlig ungehörig wäre.«
    »Herr!«, rief Luzinde. »Das ist in derTat ungehörig, und auch völlig unnötig. Ich bin sicher, dass Herr Gottschalk für sich und die Seinen sorgt.«

    »Natürlich. Es war falsch von mir, auch nur daran zu denken.«
    »Es ist … Ich danke Euch für die Besorgnis«, sagte sie leise.
    Bei ihren Worten leuchteten seine Augen auf. »Wie könnte ich mich nicht um dich sorgen?«
    Er hielt ihre Hand noch immer in der seinen. Luzinde fühlte die Wärme seiner Finger, die ein Prickeln den Arm hoch durch ihren ganzen Körper sandte. Als er ihre Hand umdrehte und mit den Fingern über die Innenfläche ihres Handgelenkes strich, da wurden ihre Beine so weich, dass sie sich vorsichtshalber hinsetzte. Sie musste sich an die Worte von Pater Marcus erinnern, der sie damals schwer gescholten hatte, als er von ihrer Schwangerschaft erfuhr. In jeder Frau, so hatte er gesagt, wohnt eine Bestie, Luzinde, ein Tier der Lust. Es droht sie von innen aufzufressen und ganz zu verschlingen. Schlimmer noch! Lässt sie ihm freien Lauf, kann es sogar gestandene Männer in die Verderbnis reißen. Denn bricht es aus, lockt es jeden, der in ihre Nähe kommt, in die Arme der Sünde. Warum nur wollte sie sich diesem Tier stets ganz und gar hingeben, warum war das ein so verdammt gutes Gefühl?
    »Sie sind rau und hässlich, Herr Ulman«, murmelte Luzinde entschuldigend, als er ihr über die Fingerkuppen strich.
    »Ich finde sie wunderschön. Sie sind keine dieser verzärtelten Hände, die zeigen, wie wenig Ahnung vom Leben viele Jungfern haben«, meinte Ulman ernst. Er brach vom nahen Hagerosenbusch einen kleinen Ast ab. Das Grün wurde von einer prallen roten Frucht gekrönt. »Eine Rose ist nicht nur von Schönheit, wenn sie von leuchtend rosigen Blättern bekränzt ist«, murmelte er. Und dann tat er das Unglaubliche: Er legte ihr den Zweig in die Hand, neigte sein Haupt darüber und berührte ihre Haut mit seinen Lippen.

    »Ich – Ulman, ich -«, stammelte sie überrascht. Er – ein Sohn aus ratsfähiger Familie – warb um sie, die einfache Magd! Sie sollte sich abwenden, sollte die Hand zurückziehen, sollte unter irgendeiner Ausrede fliehen. Doch sie brachte es nicht fertig. Standen in seinen Augen nicht dieselben Zweifel und dieselben Hoffnungen geschrieben? Durfte sie denn endlich wieder zu träumen wagen?
    »Luzinde!« Ihr Kopf schnellte herum, und sie entzog dem Herrn ihre Hand. Dabei stach sie der Dorn des Rosenzweiges in den Daumen. Gottschalk stand oben am Fenster und beugte sich heraus. »First den Herrn hier raus, jo? Und dan komst selbst noch mal kurz hoch, bitte schen. Herr, habt’er noch einen kleinen Moment Zeit?«
    »Ja doch, Herr Gottschalk. Den ganzen Tag.« Bevor Luzinde ging, schenkte Ulman ihr noch ein Lächeln. Sie konnte nicht umhin, es zu erwidern. Dann steckte sie den Daumen in den Mund und versuchte, den Blutfluss des kleinen Stiches zu stillen. Sie brachte den Seckendorfer Ritter zur Tür und verabschiedete ihn, dann ging sie selbst hinauf.
    Oben in seiner Stube ging der Alte auf und ab. Er schloss die Fensterläden zum Hof, als sie hereinkam. »Is der Herr Ulman schon lang

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