Die Liebe am Nachmittag
die Lunge sehr. Und elegant ist es auch nicht, auf der Straße zu rauchen. Ich versuchte auf ihn zu hören; im Sommer schaffe ich es sogar, mir auf der Gasse keine Zigarette anzuzünden, doch wenn es draußen kalt ist, kann ich nicht widerstehen; rauche sogar manchmal auf dem Perron der Trambahn stehend eine Zigarette und bekomme dafür gelegentlich Schelte vom Schaffner; entweder sagt er: Aber bitte, mein Herr, ich bekomme eine Strafe, wenn ein Kontrolleur zusteigt oder falls es der Schutzmann sieht. Es passiert auch, dass mich ein Schaffner anherrscht und sagt: Sie wissen doch, dass das Rauchen auf der Trambahn verboten ist. Ich würde ihm sogar erlauben, dass er mich tüchtig in die Rippen knufft.
Ich weiß nicht mehr, wer mir empfohlen hat, einmal täglich fünf Minuten lang auf Zehenspitzen zu gehen,das soll ein ausgezeichnetes Training für die Fuß- und Beinmuskulatur sein und auch der Lunge wohl tun, auch sonst soll man ja immernur durch die Nase atmen, man muss nur den Kopf richtig hoch und den Mund geschlossen halten. Das tue ich, wenn ich daran denke, aber nur wenn ich durch Seitenstraßen oder im Park gehe; auf der Ringstraße läuft man leicht jemandem in die Arme, der einen kennt und dann auslacht.
Viele meiner Bekannten über vierzig treiben jetzt regelmäßig Sport.
Der eine geht zum Fecht-, der andere zum Boxtraining, der Dritte schwimmt, der Vierte reitet, ein Fünfter lässt sich im Jiu-Jitsu unterweisen. Es gibt auch einige, die mit Bauch, Glatze oder ergrautem Haupt auf dem Tenniscourt herumhetzen. Wieder andere haben sich einen Pingpongtisch für daheim zugelegt.
Bequemere ältere Herren gehen auf den Schwabenberg zum Golfen oder geben sich mit einem Masseur zufrieden.
Es gibt auch Leute, die sich gar nicht bewegen, sondern nur ihr Auto laufen lassen. Sie behaupten, für ihre Gesundheit reiche die frische Luft, die sie bei Ausfahrten aufs Land einschnaufen, das Lenken des Fahrzeugs sei das beste Mittel zur Entspannung der Nerven und zum Auslüften des Kopfes.
Der Besitzer eines Automobils hat mir anvertraut, wie viele hübsche Häschen er schon mit seinem Wagen eingefangen hat. Am Abend fährt er den Arenaring entlang oder hinüber nach Buda, lenkt den Wagen an den Gehsteig, sobald er etwas Nettes sichtet, wird er ganz langsam und grüßt. Dann fragt er, Herzchen, hätten Sie nicht Lust auf eine kleine Spazierfahrt?
Ein anderer Frauenheld, gleichfalls Vierziger, behauptet, auf der großen Brücke könne man besonders leicht Bekanntschaften machen. Er ist vor allem auf Stenotypistinnen aus, die auf dem Heimweg von Pest nach Buda sind. Ein Kinobesuch, Abendessen und ein paar Seidenstrümpfe genügten schon, um ein solches Büromädchen von den Beinen zu holen.
Für einen begüterten Kavalier muss es das neue Sternchen vom Theater sein, das in aller Munde ist, von Reportern befragtund fotografiert wird. Er sitzt alsbald in ihrer Garderobe, lässt kostbare Blumenbouquets in die Wohnung des Jungstars schicken, führt sie, falls die Familienverhältnisse der Künstlerin dies zulassen, abends in teure Nachtlokale.
Ich kenne einen achtundvierzig- bis fünfzigjährigen Herrn, der in Girls vernarrt ist. Alle zwei Monate sitzt er mit einem anderen Fräulein überall herum, wo man nur sitzen kann, und andächtig wie ein Bräutigam.
Ein verträumter Hagestolz besucht Moderevuen,denn seine große Schwäche sind Mannequins.
Einer, er müsste so um die siebenundvierzig sein, ein vornehmer Herr, gestand mir einmal, er mache sich gern an Stubenmädchen heran; erzählte, nie würde er versäumen, da, wo er eingeladen ist, das Stubenmädchen, sofern es hübsch sei, in der Diele zu küssen. Er sagt, er nähme auch gern die Mühe auf sich, ausdauernde Spaziergänge in der Benczur-Gasse, auf dem Leopoldring und ich weiß nicht wo noch zu machen, weil da die besseren Stubenmädchen anzutreffen sind, um sich etwas Passendes zu angeln.
Ein bequemerer Weiberheld berichtet, jene gewisse Dame, die den Herren per Telefon frische Leckerbissen vermittelt, habe ihn kürzlich mit einer leibhaftigen Gräfin zusammengebracht. Ein skeptischer Freund ist der Meinung, der Gute sei von der Dame reingelegt worden.
Alle diese Varianten sind ja recht amüsant, vielleicht müsste ich diese agilen, quirligen Männer beneiden; aber ihr Geschwätz verdrießt, bedrückt mich eher.
Ich sehe, dass es diesen Herren nicht mehr um Liebe geht.
Obwohl, mein guter Kamerad, der schon seit er zwanzig war, immerfort verliebt ist,
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