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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
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wählerisch geworden.
    Herren zwischen vierzig und fünfzig nehmen gern Ferkeleien in den Mund. Auch ertappe ich diese ja noch nicht alten Herren dabei, dass sie sich Magazine wie
Paris
oder
Sex Appeal
kaufen, um sich an kleinen pornografischen Fotos zu ergötzen.
    Ein fünfundvierzig Jahre alter Bekannter sagte in Gesellschaft: Kinder, fünf Jahre habe ich noch. Und das sollte nicht heißen, dass er danach sterben würde, sondern nur: Was danach kommt, taugt nichts mehr.
    Bei Gleichaltrigen fällt mir auch ihr herzloses, gefühlskaltes Gelächter auf. Sie lachen aus Höflichkeit über die geschmacklosesten Witze und devot über die stupidesten Ungereimtheiten hochgestellter Persönlichkeiten. Sogar aus meinem eigenen Mund vernehme ich gelegentlich solche mechanischen Lacher. Und bin entsetzt.
    Das Gemeinste ist, dass Herren und auch Damen einem sagen: Prächtig schaust du aus oder Wie gut Sie doch aussehen. Dem jungen Menschen sagt keiner, dass er gut aussieht. Junge, sagt man: miserabel schaust du aus, Freund! Bist wohl ein Nachtschwärmer, die Lumperei und all die Weibergeschichten, du Lüstling!
    Auch ich gewöhne mir an, zu den fetten, angeschimmelten Visagen zu sagen: Gut sieht er aus, der gnädige Herr.
    Damit ich es nicht vergesse: Sogar das Etikett Onkel hat man mir schon angepappt. Backfische und junge Bürschchen mit etwas Flaum auf der Lippe titulieren mich gnadenlos als Onkel, für die Kinder meiner Freunde war ich schon mit dreißig der Onkel.
    Mancher unter meinen Bekannten, der auch schon über vierzig ist, hat sich eine ganz seltsame Form des Grüßens zugelegt,wenn er den Hut zieht,schließt er die Augen und macht ein feierlich frommes Gesicht, oder er dreht den Kopf ein wenig zur Seite und flüstert salbungsvoll sein Servus, andere reißen den Arm hoch, bevor sie nach dem Hut greifen. Es gibt aber auch Affen, die darauf aus sind, dass der andere als Erster grüßt.
    In meinem Bekanntenkreis sind einige sehr bemüht, zu den Gourmets gezählt zu werden. Ich selbst mache mir noch nichts aus den Gaumenfreuden, schätze eher einen guten Tropfen.
    Angewöhnt habe ich mir aber, dass ich, seit ich vierzig bin, am Morgen früher aufstehe und auch – dies bereits seit zehn Jahren – dass ich mich nicht streite und auch mit keinemMenschen böse bin. Sicher, mit manchen Menschen rede ich nur, weil ich mich schämen würde, mit ihnen in Unfrieden zu sein.
    Ich kenne Herren, die können nicht ohne Damengesellschaft leben. Sie verabreden sich mit Frauen und mit Mätressen, die andere Männer sich halten, den Abend mit ihnen zu verbringen. Sie erwarten gar nichts, wollen nur »beisammen sein«.
    Es gibt fünfundvierzigjährige Herren mit der Gesichtsfarbe einer Salamihaut und Haaren so glänzend wie Ofenschwärze.
    Manch einem, der zweiundvierzig oder auch erst vierzig ist, beginnt der Kopf zu wachsen.
    Man weiß gar nicht, woher sie die Haut nehmen, die ihr Gesicht nun mehr benötigt. Unlängst klagte mir ein sechsundvierzigjähriger Bekannter, er habe eine Knöchelsenkung, die sehr schmerzhaft sei. Der Schuhmacher hat ihm spezielle Einlagen für seine Schuhe gemacht; ab sofort wird er mit solchem Schuhwerk herumlaufen.
    Im Mund manches Freundes erscheint plötzlich auf einem Backen- oder Eckzahn eine Goldkrone.
    Ich kenne einen Herrn, der lächelt seit vielen Jahren mit ganz schiefem Mund, zieht die Oberlippe hoch, die linke, um so das Gold auf dem rechten Eckzahn zu kaschieren.
    Es gibt aber auch lässigere Zeitgenossen, denen ein Zahn gezogen wurde oder ausgefallen ist und die seitdem mit einer Zahnlücke leben, und es stört sie nicht im Geringsten. Einem etwas schlampigen Journalisten wagte ich einmal zu empfehlen,sich anstelle des gezogenen Zahns einen Stiftzahn aus Porzellan einsetzen zu lassen, unser Verbandszahnarzt würde ihm das wahrscheinlich sogar unentgeltlich erledigen. Ihm fehlte nämlich der eine Eckzahn. Nein, nein, meinte er, in diese Lücke schiebe ich das Mundstück meiner kleinen englischen Pfeife, es passt ganz genau da hinein.
    Ein befreundeter Advokat hat sich seine untere Zahnreihe mit Gold unterfüttern lassen, wahrscheinlich um den locker gewordenen Zähnen Halt zu geben. Er ist ein Mann von Witz, hat oft etwas zu lachen, und jedes Mal wenn er grinst, kommt es mir vor, als würde auch die Goldleiste grinsen, aber separat, ganz für sich. Und dieser Herr ist erst zweiundvierzig. Ich sehe ältere Menschen,deren sämtliche Zähne mit Gold überkront sind, bekomme dann jedes Mal einen

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