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Die Liebe am Nachmittag

Die Liebe am Nachmittag

Titel: Die Liebe am Nachmittag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Szep
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überfällt mich auch jetzt noch immer: Michi, du wirst es nicht glauben, ich habe mich unsterblich verknallt. Du wirst sehen, ich schwöre dir, ich heirate sie.
    Er verliebt sich circa einmal pro Monat, und immer so irrsinnig, dass es tödlich ist.
    Da habe ich noch einen so lichterloh lodernden Junggesellen; er läuft mir auf dem Gehsteig nach: Servus,du,bitte schön, wer war das, du, wer ist das gewesen, diese Rotblonde, die du soeben gegrüßt hast?
    Ich höre, er belästigt auch andere: Wer ist die gewesen? Wie könnte man mit ihr bekannt werden? Und dass er auf der Straße ständig wildfremde Frauen grüßt, in die er sich prima vista vergafft.
    Mir kommt vor, das sind erste Anzeichen von Senilität. Er ist vierundvierzig.
    Von einem noblen Herrn wird berichtet, dass er ausgesprochen unglücklich ist, wenn seine kleine Freundin Geld von ihm verlangt. Aber es ist der Hauptberuf dieser Maid, dass sie den Herrn mit Küssen versorgt, im Nebenberuf ist sie beim Theater; ihre Gage von jämmerlichen fünfzig Pengő geht für die Bühnenschminke und als Trinkgeld für ihre Garderobiere drauf. Jede zehn Pengő muss sie dem Herrn aus der Tasche jammern, denn er hat die Illusion, man müsste ihn um seiner selbst willen lieben. Der selbstgefällige Gentleman nähert sich rasch den Fünfzig, und zwar so rasant, dass er, wenn er nicht zur Seite tritt, von den Fünfzig überrollt wird.
    Und noch einen guten Bekannten habe ich, mit traurigen Augen, unverheiratet, auch er nicht mehr weit von den Fünfzig, der versichert mir, ihn interessierten keine Girls, keine Mannequins und ähnliches Gemüse; denn die wären ja leider alle so beschränkt, dass er es schon nach einer halben Stunde nicht mehr ertragen könne, wenn er es dann und wann doch einmal mit einer versuche. Um einer Frau ernsthaft den Hof zu machen, fehlt ihm die Geduld. Seit Jahren schon hat er niemanden mehr.
    Warum heiratest du nicht?
    »Zu spät, mein Lieber. Nach spätestens drei Monaten würde sie mir Hörner aufsetzen.«
    Er ist eben Pessimist.
    Gern denke ich an jenen stolzen Herrn, der sich als Sechzigjähriger verehelichte, mit einer Zwanzigjährigen; ja sogar ein tollkühner Siebziger hat sich noch so ein junges Geschöpf genommen; und ein Jahr später stellte sich sogar Kindersegen ein; beide Verbindungen sind glücklich, berichteten mir gute Bekannte von ihnen.
    Ich genieße es auch, jenem braungebrannten Kavalier zu begegnen, der im Sommer den ganzen Tag im Strandbad herumliegt, im Winter zweimal die Woche sein Gesicht unter die Quarzlampe hält, immer gut gelaunt ist und behauptet: Am schönsten ist es zwischen fünfundvierzig und fünfzig. Wenn Gott ihm gnädig ist, wird er in dreißig Jahren verbreiten, dass es zwischen dem fünfundsiebzigsten und dem achtzigsten Geburtstag erst richtig lebenswert ist. Einstweilen erheitert er seine Freunde mit immer neuen Eroberungen; genießt es, die Bekanntschaft junger Witwen zu machen, in der Standseilbahn auf den Burgberg, im Autobus und auf der Straße, er verachtet aber auch die adretten Kinderfräulein nicht, setzt sich am Josefs- oder Eötvösplatz neben sie auf die Parkbank, erkundigt sich, welchen Roman sie da gerade lesen. Frech muss man sein, das ist das ganze Geheimnis des Lebens, heißt seine Devise. Er ist übrigens verheiratet.
    Mancher Ehemann betreibt solche Seitensprung-Liebschaften so offensichtlich, dass ich mich nur wundern kann.
    Es kommt gelegentlich vor, dass sich einmal eine Frau auf der Straße nach mir umdreht. Sie hat den Schriftsteller in mir erkannt, oder ich interessiere sie als Mann. Vielleicht kennen wir uns sogar, und ich hätte grüßen sollen. Ein kleinbürgerliches Frauenzimmer hat nicht die Geistesgegenwart, mich als Erste zu grüßen, wenn ich sie übersehen oder nicht erkannt habe.
    Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass eine fremde Frau, die meinen Blick auf sich gezogen hat, zurücklächelt. Ich drehe mich um, im selben Augenblick bemerke ich auch einen Bekanntenund wende den Kopf sogleich wieder von ihr ab; aus solchen Zwangssituationen haben sich schon ein paar kleinere Glücksfälle für mich ergeben. Auch erinnere ich mich an Vorfälle, wo ich einer jungen Frau, die mich wirklich ermunternd angeschaut hat, nachsah, und im selben Augenblick drehte sie sich zu mir um; ich war erschrocken, weiß aber gar nicht warum. Eine solche Situation ist nicht zu verwechseln mit den alltäglichen Begebenheiten, dass man in der Váci-Straße oder in der Kossuth-Lajos-Straße hübschen

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