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Die Liebe deines Lebens

Die Liebe deines Lebens

Titel: Die Liebe deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Damit konnte er nur die Nachricht meinen, die ich nicht gehört hatte, die Nachricht, die von Adam gelöscht worden war.
    »Welche denn, Barry? Es waren ziemlich viele.«
    Er schluckte wieder. »Die über deine Mutter, okay? Das hätte ich nicht sagen sollen. Ich wollte dich an deiner allerempfindlichsten Stelle treffen. Ich weiß, das ist deine schlimmste Angst …«
    Er brach ab, und ich versuchte zu verstehen, worauf er hinauswollte. Nach einem Moment ungemütlichen Schweigens begriff ich, und mir wurde klar, dass ich es die ganze Zeit gewusst hatte. Manchmal weiß man etwas und weiß es gleichzeitig auch nicht.
    »Du hast gesagt, ich würde irgendwann Selbstmord begehen, genau wie meine Mum«, sagte ich und konnte nicht verhindern, dass meine Stimme zitterte.
    Immerhin hatte er den Anstand, zerknirscht auszusehen. »Ich wollte dich verletzen.«
    »Na, das hat ja gepasst«, sagte ich traurig und dachte daran, dass Adam sich diese Nachricht angehört hatte. Also wusste er, dass meine Mutter Selbstmord begangen hatte. Und er wusste auch, dass ich in meinen dunkelsten Momenten Angst gehabt hatte, meiner Mutter allzu ähnlich zu sein – denn alle sagten mir ja, wie sehr ich ihr glich. Dieses Geheimnis hatte ich meinem Ehemann anvertraut, und es hatte mich gelegentlich sogar in einer Zeit heimgesucht, als ich längst wusste, dass ich in dieser Hinsicht anders war als sie. Meine Mutter hatte ihr ganzes Leben unter schweren Depressionen gelitten und seit dem Teenageralter zahlreiche Klinikaufenthalte und Therapien durchgemacht. Aber sie hatte die Dämonen in ihrem Kopf nicht besiegen können und sich schließlich, als ich vier Jahre alt war, das Leben genommen. Sie war eine Denkerin gewesen, eine Zweiflerin, eine Dichterin, und unter alldem, was sie im Lauf ihres Lebens in dem Versuch, mit ihrem rätselhaften Kopf klarzukommen, zu Papier gebracht hatte, gab es einen Text, an dem ich mich immer festgehalten und den ich mir zu eigen gemacht hatte – den Text, den ich bei der Beerdigung sowohl von Amelias Mutter als auch von Adams Vater vorgelesen hatte.
    Ich hatte immer gewusst, wie meine Mutter diese Welt verlassen hatte, auch schon als Kind. Aber als ich in die Pubertät kam und mir die Leute dauernd sagten, wie sehr ich ihr ähnelte, bekam ich Angst, und allmählich graute mir vor den Worten: »Du bist genau wie deine Mutter.« Erst später, als ich erwachsen wurde und mich selbst besser kennenlernte, begriff ich, dass ich nicht meine Mutter war und ganz andere Entscheidungen treffen konnte als sie.
    »Also …«, sagte Barry und begann sich zurückzuziehen.
    Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte. Er machte sich auf den Weg zur Treppe, und ich schloss langsam die Tür.
    »Du hattest recht mit uns«, hörte ich ihn da plötzlich sagen. »Wir waren nicht aufregend und romantisch, wir haben nie viel unternommen und würden es wahrscheinlich auch nie tun. Wir haben nicht gelacht wie Julie und Jack, wir haben nicht die Welt bereist wie Sarah und Luke. Wahrscheinlich hätten wir auch keine vier Kinder bekommen wie Lucy und John.« Er hob resignierend die Hände. »Ich weiß nicht, Christine, aber ich mochte uns zusammen. Schade, dass es bei dir nicht so war.« Er brach ab, und ich machte die Tür wieder ein Stück weiter auf, damit ich ihn besser sehen konnte.
    »Die letzten paar Wochen hab ich dir alles Schlechte an den Hals gewünscht, du solltest in der Hölle schmoren. Und jetzt seh ich dich in diesem Zustand, und auf einmal ist dieses Gefühl verschwunden. Du siehst schlechter aus als ich.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn du mich verlassen hast, weil du dachtest, dann würde es dir bessergehen, dann waren wir schlimmer dran, als ich dachte. Du tust mir leid.«
    Sofort war ich wieder in Rage. Aber Barry war weg, ich schloss die Tür und zog mich wieder ins Bett zurück, um mich vor der Welt zu verstecken.
     
     
    Ein paar Stunden später lag ich immer noch unter der Decke. Ich hatte Hunger, aber ich wusste, dass es in der ganzen Wohnung nichts zu essen gab, und die Vorstellung, in meinem gegenwärtigen Zustand einkaufen zu gehen, war unerträglich.
    Dann klingelte mein Handy, und ich schaute auf das Display, um zu sehen, wen ich ignorierte. Es war Detective Maguire. Entschlossen ignorierte ich ihn. Das Klingeln hörte auf, fing aber gleich von neuem an. Ich starrte an die Decke, mein Herz klopfte und fand erst wieder zu einem normalen Rhythmus zurück, als das Klingeln aufhörte. Ich stellte das Handy auf

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