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Die Liebe deines Lebens

Die Liebe deines Lebens

Titel: Die Liebe deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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der Hand – oder besser noch das Herz auf einem Seerosenblatt. Aber tief in meinem Inneren wusste ich, dass es nicht Adam war.
    Es klingelte noch einmal, was, wenn ich es mir recht überlegte, ungewöhnlich war. Außer meiner Familie und ein paar engen Freunden wohnte niemand in der Nähe, und die meisten Freunde waren familiär eingespannt oder lagen mit einem Kater im Bett. Es sei denn, es war Amelia. Ich wusste, dass sie gestern Abend am Telefon gemerkt hatte, dass ich etwas auf dem Herzen hatte, und ich wäre nicht überrascht gewesen, wenn sie mit zwei Kaffeebechern und einer Tüte Brötchen vorbeigekommen wäre, um mich ein bisschen aufzuheitern. Es wäre nicht das erste Mal gewesen. Als es das nächste Mal klingelte, hatte ich mich so für die Idee von Kaffee und Mitgefühl erwärmt, dass ich die Decke zurückwarf, erfolgreich verdrängte, wie furchtbar ich aussah, und mich zur Tür schleppte. In Erwartung einer Schulter zum Ausweinen öffnete ich – und hatte stattdessen Barry vor mir.
    Obwohl er viermal geklingelt hatte, war er noch überraschter als ich.
    »Ich hab nicht gedacht, dass du da bist«, sagte er und musterte mich eingehend von oben bis unten.
    Ich zog meine Strickjacke enger um mich.
    »Warum hast du dann so oft geklingelt?«
    »Ich weiß nicht. Weil ich den weiten Weg hergekommen bin, vielleicht.« Er zuckte die Achseln, beäugte mich noch einmal und war von meiner äußeren Erscheinung offensichtlich nicht sehr angetan. »Du siehst schrecklich aus.«
    »Weil ich mich schrecklich fühle.«
    »Tja, das hast du davon«, meinte er kindisch.
    Ich verdrehte die Augen. »Was ist in dem Karton?«
    »Ein paar von deinen Sachen.«
    Der Inhalt der Schachtel machte eher den Eindruck, als wäre ihm auch die erbärmlichste Entschuldigung recht gewesen, um mich besuchen und ein bisschen schikanieren zu können. Aufladegeräte von Handys, die ich längst entsorgt hatte, Kopfhörer, leere CD -Hüllen.
    »Ich dachte, das hier willst du bestimmt«, sagte er, und als er den Müll wegschob, kam die Schmuckschatulle meiner Mutter zum Vorschein.
    Mir schossen die Tränen in die Augen, und ich schlug schnell die Hände vors Gesicht. Barry wusste nicht, was er tun sollte. Früher war es seine Aufgabe gewesen, mich zu trösten, und meine, mich von ihm trösten zu lassen, aber jetzt standen wir uns gegenüber wie zwei Fremde – mit dem Unterschied, dass Fremde wahrscheinlich netter zueinander gewesen wären. Während er mir einfach nur beim Weinen zuschaute.
    »Danke«, schniefte ich und versuchte mich wieder zu fassen. Ich nahm ihm die Schatulle ab, und er stand da, fühlte sich sichtlich unbehaglich, weil er sich nirgends verstecken konnte, und wusste nicht, was er mit seinen Händen anfangen sollte. Schließlich stopfte er sie in die Hosentaschen.
    »Und ich wollte dir sagen …«, begann er.
    »Nein, Barry, bitte nicht«, protestierte ich schwach. »Ich glaube wirklich, ich kann es nicht mehr ertragen. Es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe, es tut mir wirklich leid, es tut mir mehr leid, als du es dir je vorstellen kannst. Was ich getan habe, war furchtbar, aber ich habe es einfach nicht geschafft, dich so zu lieben, wie du es verdienst. Wir waren nicht richtig füreinander, Barry, ich weiß nicht, wie ich mich noch bei dir entschuldigen soll oder was ich hätte tun können. Bei dir bleiben? Und uns das Leben zur Hölle machen? O Gott …« Ich wischte mir die Augen. »Ich weiß, dass ich im Unrecht bin, Barry, und es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid. Okay?«
    Er schluckte und schwieg, und ich machte mich auf die nächste Salve von Beleidigungen gefasst, aber stattdessen murmelte er: »Ich wollte mich entschuldigen.«
    Ich konnte es nicht fassen.
    »Wofür genau?«, fragte ich, und es gelang mir nicht ganz, meine Wut zu unterdrücken. »Dass du Julies Windschutzscheibe zertrümmert hast? Dass du unser gemeinsames Konto leergeräumt hast? Oder dass du meine Freunde beleidigt hast? Weil ich nämlich sehr wohl weiß, dass ich
dir
weh getan habe, Barry, aber ich habe wenigstens nicht auch noch andere Leute mit reingezogen.«
    Er sah weg. Alles Leidtun schien verschwunden. »Nein, nicht deswegen«, entgegnete er ärgerlich. »Das tut mir alles überhaupt nicht leid.«
    Ungläubig starrte ich ihn an – woher nahm er diese Dreistigkeit? Er riss sich wieder zusammen.
    »Die Nachricht auf deiner Mailbox tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen sollen. Das war nicht richtig.«
    Mein Herz hämmerte wild.

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