Die Liebe deines Lebens
bevor Sie mir nicht etwas versprechen.«
Er starrte mich an, als wolle er mir den Kopf abbeißen.
»Sie müssen sich beherrschen. Im Moment hat Caroline große Angst vor Ihrer Reaktion, sie fühlt sich isoliert und befürchtet, von Ihnen zurückgewiesen zu werden. Wenn Sie ihr helfen wollen, dann vermeiden Sie bitte, Ihre Tochter zu verurteilen, und geben ihr die Unterstützung, die sie von Ihnen braucht.«
»Aidan«, sagte Judy Maguire und legte ihm die Hand auf den Arm. »Hör auf das, was sie sagt.«
»Caroline weiß, dass sie einen Fehler gemacht hat, sie braucht keine Moralpredigt. Und Sie dürfen auch nicht zulassen, dass Ihre Tochter sich lächerlich vorkommt. Sie ist im Moment extrem verletzlich.«
Judy nickte nachdrücklich und sah von mir zu ihrem Ehemann, als wolle sie ihn mit Gedankenkraft zwingen zu verstehen.
»Caroline braucht jetzt vor allem Ihre vorbehaltlose Liebe und Unterstützung. Sie müssen ihr sagen, dass Sie nicht wütend auf sie sind. Und sich ihretwegen nicht schämen. Sie sind nicht angewidert. Sie lieben Ihre Tochter, Sie sind für sie da.«
Maguire murmelte etwas, was sich anhörte wie eine Drohung.
»Ich meine es ernst, Aidan. Caroline ist nicht eine von Ihren Kriminellen. Caroline ist Ihre Tochter. Veranstalten Sie kein Verhör, seien Sie nicht stur und hören Sie ihr wirklich zu.«
Und dann erzählte ich ihnen, was Caroline mir erzählt hatte.
Diesmal hörte Maguire tatsächlich zu, und Judy drückte seinen Arm so heftig, dass ihre Fingerknöchel weiß wurden. Es sah aus, als wolle er weglaufen – entweder zu seiner Tochter oder zu dem Jungen, der ihr das angetan hatte –, aber er blieb, und ich blieb bei ihm, bis die rote Wut, die in seinen Augen loderte, endlich verschwand und stattdessen väterliche Sorge und ein Herz voller Liebe zum Vorschein kamen. Dann schaute ich ihm nach, wie er Hand in Hand mit Judy von mir wegging, und ich sah, wie die beiden sich auf dem Weg zu ihrer Tochter gegenseitig stützten.
Erschöpft verließ ich das Krankenhaus und eilte nach Hause, um mich für Adams Geburtstagsparty fertig zu machen. Trotz seiner Beteuerungen, dass es ihm gutging, stand Adam noch ganz am Anfang seines Wegs zur Heilung. Hoffentlich würde Maria kommen, hoffentlich würde sie ihn zurücknehmen. Wenn nicht, fürchtete ich, den Mann, den ich liebte, womöglich für immer zu verlieren.
26 Wie man das Positive an einem Dilemma entdeckt
Als ich ziemlich spät mit dem Taxi vor der City Hall vorfuhr, stand Adam am Haupteingang und begrüßte seine Gäste. Er sah umwerfend aus in seinem Smoking, und sein Anblick raubte mir beim Aussteigen fast den Atem. Erst als der Taxifahrer mir zurief, ich solle gefälligst die Tür zumachen, weil die ganze Wärme entwich, merkte ich, dass ich zur Salzsäule erstarrt war.
Im Gegensatz zu meinen Schwestern, die bereits da waren und beim Kauf ihrer neuen Roben offensichtlich nicht geknausert hatten, hatte ich gegen das Prinzip meiner vielfarbigen Garderobe gehandelt und mich für etwas entschieden, was besser zu meiner Stimmung passte, nämlich mein treues knöchellanges schwarzes Kleid, vorne hochgeschlossen, aber bis zum Oberschenkel geschlitzt und rückenfrei. Als ich aus dem Taxi stieg, rutschte der Schlitz noch weiter nach oben, und während ich versuchte, meinen Oberschenkel notdürftig zu bedecken, sah ich, dass Adam sich nicht mehr mit seinen Gästen beschäftigte, sondern sich umgewandt hatte und meinen recht ungraziösen, aber sehr freizügigen Auftritt beobachtete. Schnell stieg ich vollends aus dem Auto, zog meine Kunstpelz-Stola zurecht und stolzierte, verfolgt von Adams Blick, die Treppe hinauf. Auf einmal fühlte ich mich genauso nackt und ungeschützt wie auf der Leiter in meinem Traum, obwohl ich jetzt einen Slip trug. Aber ich ging einfach weiter – das war alles, was ich tun konnte, um meine Blamage und mein gebrochenes Herz zu verbergen. Am allerwenigsten hätte ich Adam in die Augen schauen können. Also ließ ich es bleiben.
»Du siehst sehr schön aus«, sagte er leise.
Unbeholfen zu sein, war nicht seine Sache. Er war ruhig, stabil, aufmerksam, Herr der Lage. Das war der Adam der letzten Tage, der Adam, den ich nicht gewohnt war.
»Äh, danke, ich hatte nicht viel Zeit, mich zurechtzumachen«, antwortete ich. »Heute Morgen ist Barry vorbeigekommen, außerdem brauchte jemand meine Hilfe, und ich weiß nicht, ob du es schon gehört hast, aber Simon Conway, der Mann, der … na, du weißt schon – er ist
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