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Die Liebe deines Lebens

Die Liebe deines Lebens

Titel: Die Liebe deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Hure und all so was – Leute, die angeblich meine Freunde waren! Schließlich hab ich es mir im Internet angeschaut, und mir ist ganz schlecht geworden, ehrlich. Ich will mich nicht mal selbst dabei sehen, und dass sich das irgendwelche Wildfremden anschauen … Es war doch bloß als Witz gemeint, für uns. Ich hab nicht gedacht, dass er es jemandem zeigen würde. Erst dachte ich ja, vielleicht hat ein Freund sein Handy geklaut oder jemand hat sich eingehackt oder so, aber …«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er wollte nicht mit mir reden, er hat mich nicht angeschaut. Aber eines Tages hab ich ihn erwischt und ihm gesagt, was ich davon halte und dass ich so nicht weitermachen kann, aber er hat mich nur ausgelacht. Er hat echt gelacht! Er konnte gar nicht verstehen, warum ich mich so aufrege. Er meinte, ich soll mich doch freuen, weil viele Leute auf die Art berühmt geworden sind, und jetzt sind sie Millionäre. Ich meine, wir wohnen im verdammten Crumlin! Wie berühmt sollen wir denn werden? Und wo sind dann unsere Millionen?« Sie fing wieder an zu weinen.
    »Hattest du Sex mit ihm, Caroline?«
    Die Frage war ihr sichtlich peinlich, und es dauerte eine Weile, bis sie mir erzählte, dass sie dem Jungen einen geblasen hatte, bei einer Party, bei der sie beide ein bisschen zu viel getrunken hatten. Es war seine Idee gewesen, es zu filmen, und er hatte schon angefangen, ehe sie die Gelegenheit gehabt hatte, ihr Veto einzulegen. Und als sie sah, dass die Kamera auf sie gerichtet war, wollte sie nicht aufhören, um nicht als uncool dazustehen.
    »Wann war das?«, fragte ich und merkte, dass ich wütend wurde. Wenn es mir schon so ging, konnte ich mir Detective Maguires Reaktion ungefähr vorstellen. Der Junge mit dem Kamerahandy konnte froh sein, wenn Maguire ihn am Leben ließ. Ich beneidete Caroline nicht darum, in der heutigen Zeit ein Teenager zu sein – die Einstellung zu Themen wie Vertrauen, Intimität und Sex hatte sich vollkommen verändert, seit ich in ihrem Alter gewesen war, und die Jungen und Mädchen mussten sich auf einem wahren Minenfeld zurechtfinden.
    »Es ist ungefähr zwei Monate her, aber ins Netz gestellt hat er das Video vor drei Wochen. Erst hab ich versucht, es zu ignorieren, ich bin einfach weiter zur Schule gegangen, als wäre nichts passiert, und wollte warten, bis Gras über die Sache wächst. Aber ich kriege immer noch SMS deswegen. Schauen Sie, hier.« Sie gab mir ihr Handy, und ich scrollte über die SMS von ihren angeblichen Freunden und Freundinnen, die zum größten Teil so widerlich gemein waren, dass ich kaum meinen Augen trauen wollte.
    Jetzt verstand ich, warum Caroline sich so von aller Welt verlassen gefühlt hatte. Ihre Freunde hatten sich von ihr abgewandt, der Junge, den sie mochte, hatte sie ausgelacht und verspottet, und jeden Tag wurde sie in der kleinen Welt der sozialen Netzwerke verhöhnt – einer Welt, der man nicht entrinnen konnte, wo Lügen gediehen wie Bakterien, ehe jemand Gelegenheit hatte zu beweisen, dass sie falsch waren. Und das arme Mädchen schämte sich zu sehr, um sich an ihre Eltern zu wenden – aus Angst, sie würden sie »umbringen«. Also hatte sie beschlossen, es selbst zu tun, die Scham, den Schmerz, die Einsamkeit zu beenden. Eine endgültige Lösung für ein vorübergehendes Problem. Der Schmerz würde nicht ewig anhalten. Natürlich würde Caroline die Narben dieser Erfahrung behalten, sie würde sich ihr Leben lang an dieses Ereignis erinnern, und jede Entscheidung würde von nun an davon beeinflusst werden. Doch wo Schmerz war, da gab es auch Heilung, wo Einsamkeit war, würden sich neue Beziehungen entwickeln, wo Zurückweisung war, konnte neue Liebe aufblühen. Es war nur ein Moment. Und Momente veränderten sich. Caroline würde diesen Moment überstehen müssen, um zum nächsten zu gelangen.
    »Erzählen Sie es meinen Eltern?«, fragte sie leise und wirkte mit ihrem schmalen Körper auf einmal sehr kindlich. »Bitte?«
    Als wir uns trennten, versprach Caroline, mit mir oder mit einer der Anlaufstellen in den Broschüren, die das Krankenhaus ihr zur Verfügung gestellt hatte, in Kontakt zu bleiben, falls sie jemanden zum Reden brauchte. Ich ging den Korridor hinunter, wo Judy völlig erschöpft auf einem Stuhl kauerte, während Detective Maguire hin und her wanderte wie ein Raubtier im Käfig.
    »Sagen Sie es uns«, blaffte er mich an, als er mich näher kommen sah.
    »Nein«, antwortete ich fest. »Ich werde Ihnen gar nichts erzählen,

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