Die Liebe deines Lebens
nimmst mich doch auf den Arm.« Er legte sich wieder auf die Couch, die Füße hoch, Lächeln und Lachen verschwunden.
»Überhaupt nicht. Du bist der bestaussehende Mann, den ich kenne, deshalb dachte ich, du könntest gut als Model arbeiten«, erklärte ich sachlich. »Ich hab das nicht bloß so gesagt!«
Als er mich jetzt ansah, war sein Gesicht sanfter, ein bisschen verlegen, immer noch etwas unsicher, ob ich es ernst meinte. Aber ich machte keine Witze, ich schämte mich höchstens ein wenig dafür,
wie
ich es gesagt hatte. Eigentlich hatte ich nur sagen wollen, dass er wirklich gut aussah, aber nun war es falsch rausgekommen, weil es richtig rausgekommen war.
»Und was tust du denn nun tatsächlich?«, steuerte ich das Gespräch aufs Thema zurück und klaubte mir eine unsichtbare Fluse von der Jeans, nur um ihn nicht anschauen zu müssen.
»Das wird dir bestimmt gefallen.«
»Na los.«
»Ich strippe. So eine Chippendale-Nummer. Weil ich so tierisch gut aussehe.«
Ich verdrehte die Augen und lehnte mich wieder zurück.
»Na gut. Ich bin Hubschrauberpilot bei der irischen Küstenwache.«
Mir blieb der Mund offen stehen.
»Siehst du, ich hab dir ja gesagt, es würde dir gefallen.« Er musterte mich.
»Du rettest also Menschen«, sagte ich.
»Tja, wir haben eine Menge gemeinsam.«
Es war unmöglich, dass Adam in seiner momentanen Verfassung wieder als Rettungsflieger antrat. Das wollte und konnte ich nicht zulassen. Und sie würden ihn so auf keinen Fall mehr nehmen.
»Du hast gesagt, das Familienunternehmen geht nach dem Tod deines Vaters an seine Kinder. Hast du denn keine Geschwister?«
»Eine ältere Schwester, sie ist die Erste in der Erbfolge, aber sie wohnt in Boston. Sie musste leider das Land verlassen, weil ihr Ehemann mit einem Schneeballsystem seinen Freunden Millionen aus der Tasche gezogen hat. Er sollte das Geld für sie investieren, hat es aber stattdessen ausgegeben. Mir hat er auch einiges abgeluchst. Und meinem Dad noch mehr.«
»Deine arme Schwester.«
»Lavinia? Die war wahrscheinlich das Gehirn hinter dem Ganzen. Aber es ist nicht nur das, es gibt noch andere Komplikationen in der Familie. Die Firma hätte an meinen Onkel gehen sollen, weil er der Älteste ist, aber er ist ein egoistischer Mistkerl, und mein Großvater wusste, dass er das Unternehmen gegen die Wand fahren würde. Also hat er es meinem Vater vermacht. Im Ergebnis ist die Familie in zwei Lager gespalten: diejenigen, die mit Onkel Liam sympathisieren, und diejenigen, die zu meinem Vater halten. Wenn ich den Job nicht übernehme, dann kriegt mein Cousin das Unternehmen. Es ist schwierig, das jemandem zu erklären, der nicht zur Familie gehört. Du kannst nicht wissen, wie schwer es ist, sich da einfach abzuseilen, selbst wenn man es hasst, man fühlt einfach eine gewisse Loyalität.«
»Ich hab letzte Woche meinen Mann verlassen«, platzte ich unvermittelt heraus. Einfach so. Mein Herz hämmerte wild. Es war wahrscheinlich das erste Mal, dass ich es jemandem gegenüber so deutlich formuliert und laut ausgesprochen hatte. Lange hatte ich Barry verlassen wollen und es nicht gekonnt, weil ich gleichzeitig eine loyale Ehefrau sein wollte, die hielt, was sie bei der Eheschließung versprochen hatte. Die Loyalität, von der Adam sprach, kannte ich nur allzu gut.
Überrascht sah er mich an, prüfend, als frage er sich, ob ich es ehrlich meinte. »Was hat er gemacht?«
»Er ist Elektriker. Warum?«
»Nein, ich meine: Warum hast du ihn verlassen? Was hat er falsch gemacht?«
Ich schluckte und betrachtete meine Fingernägel. »Eigentlich hat er gar nichts falsch gemacht. Er … ich war einfach nicht glücklich.«
Adam schnaubte und zeigte deutlich, dass er das unmöglich fand. »Dann willst du also auf seine Kosten dein Glück finden.«
Mir war klar, dass er dabei an seine Freundin dachte.
»Nein, das entspricht eigentlich nicht meiner Philosophie.«
»Aber du praktizierst es trotzdem.«
»Du hast ja keine Ahnung, wie schwer es ist, sich einfach abzuseilen«, gab ich in Anspielung auf sein eigenes Dilemma zurück.
»Touché.«
»Man muss das Risiko abwägen«, fuhr ich fort. »Zusammen wären wir den Rest unseres Lebens unglücklich gewesen. Er wird über mich wegkommen. Viel schneller, als er glaubt.«
»Und was, wenn nicht?«
Darauf wusste ich keine Antwort. Ich hatte nie darüber nachgedacht, weil ich so sicher war, dass Barry über mich hinwegkommen würde. Er würde es müssen.
Danach verschwand Adam.
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