Die Liebe deines Lebens
hatte Magda, ihre Mutter, auf dem Boden neben dem Bett vorgefunden, und der Notarzt konnte nur noch ihren Tod feststellen – sie hatte einen massiven Schlaganfall erlitten. Da Amelia sonst keine Familie hatte und jetzt ganz allein dastand, blieb ich zur Unterstützung bei ihr und half ihr bei allem, was bei einem solch tragischen Ereignis geregelt werden musste.
Es war schon nach zehn, als ich endlich die Gelegenheit fand, auf mein Handy zu schauen. Ich hatte sechs verpasste Anrufe und eine Nachricht von der Clontarf Garda Station auf der Mailbox: Ich sollte dringend dort anrufen. Es ging um einen gewissen Adam Basil.
10 Wie man ein Omelett brät, ohne die Eier kaputtzumachen
»Ich möchte bitte zu Adam Basil«, verkündete ich, als ich in die Polizeistation von Clontarf stürmte. In meinem ohnehin überforderten Kopf hatte sich auf der Fahrt noch mehr Chaos angesammelt, lauter Was-wäre-Wenns und scheußliche Horrorphantasien, was Adam sich womöglich angetan haben könnte. Ansonsten hatte ich keinerlei Erinnerungen, wie ich hergekommen war.
Der diensthabende Polizist starrte mich an. »Kann ich bitte mal Ihren Ausweis sehen?«
Ich schob ihn über den Tresen. »Ist alles in Ordnung mit ihm? Ist er verletzt?«
»Wenn er verletzt wäre, hätten wir ihn ins Krankenhaus gebracht.«
»Ja, natürlich, ja.« Daran hatte ich nicht gedacht, und ich entspannte mich ein bisschen. Aber was denn dann? »Ist er in Schwierigkeiten?«
»Allmählich beruhigt er sich etwas«, antwortete der Mann, verließ das Büro und verschwand.
Nachdem ich zehn Minuten gewartet hatte, öffnete sich endlich die Tür zum Wartebereich, und Adam kam herein. Er sah schrecklich aus. Seine Miene machte mir sofort klar, dass ich mich auf gar keinen Fall mit ihm anlegen durfte. Sein Blick war finster, sein Hemd zerknittert, als hätte er darin geschlafen, obwohl ich sofort wusste, dass das nicht sein konnte, denn seine Augen waren viel zu erschöpft – und wütend. Wenn Adam so aussah, nachdem er sich beruhigt hatte, mochte ich mir gar nicht vorstellen, in welchem Zustand er vor ein paar Stunden gewesen sein musste.
»Sie wissen schon, dass es nicht legal ist, mich so lange festzuhalten«, knurrte er den Polizisten an. »Ich kenne meine Rechte.«
»Ich will Sie hier nicht mehr sehen, haben Sie das verstanden?« Der Polizist deutete drohend mit dem Finger auf ihn.
»Alles okay bei dir?«, fragte ich leise.
Adam starrte mich wütend an und stürmte dann an mir vorbei ins Freie.
»Wir haben ihn auf einer Parkbank aufgegriffen, wo er die Kinder auf dem Spielplatz beobachtet hat. Die Eltern haben sich Sorgen gemacht, sind misstrauisch geworden und haben uns gerufen. Aber als ich zu ihm gegangen bin und ihm ein paar Fragen gestellt habe, da ist er komplett ausgeflippt«, sagte der Polizist.
»Und daraufhin haben Sie ihn eingesperrt?«
»Er kann von Glück sagen, dass ich ihn nicht verklage, nach allem, wie er uns beschimpft hat. Er muss mit jemandem reden, dieser Knabe. Sie sollten vorsichtig sein«, fügte er warnend hinzu.
Ich folgte Adam nach draußen und befürchtete schon fast, ihn nicht mehr vorzufinden, aber zum Glück wartete er brav neben dem Auto.
»Tut mir leid, dass ich den ganzen Nachmittag nicht zu erreichen war. Amelia ging es nicht gut, es gibt wohl eine Trennung von ihrem Freund.«
Er schien vom Unglück meiner Freundin nicht sonderlich beeindruckt zu sein, und ich konnte es ihm nach dem, was er selbst durchgemacht hatte, auch nicht wirklich übelnehmen.
»Ich wollte dich gerade anrufen, dass ich auf dem Weg bin, da hat sie nach ihrer Mutter gesehen. Sie hatte einen schweren Schlaganfall. Wir haben den Notarzt gerufen, aber es war zu spät – Amelias Mutter war schon tot. Ich konnte sie nicht einfach alleine lassen.« Auf einmal war ich müde. Hundemüde.
Adam schaute sanfter. »Das tut mir sehr leid.«
Wir legten die kurze Fahrt zur Wohnung, in der Adam nie angekommen war, schweigend zurück, und als wir dort waren, schaute er sich erst einmal ausführlich in den leeren Zimmern um. Kahle Wände und Spiderman-Bettwäsche.
»Tja, mehr hab ich nicht zu bieten«, erklärte ich verlegen. »Bloß was Möbliertes. Meine Sachen werden als Geiseln gehalten.«
Adam ließ seine Tasche auf den Boden fallen. »Oh, das ist doch großartig.«
»Adam, der Krisenplan soll dir helfen. Ich weiß, du hältst ihn für sinnlos, aber wenn du die einzelnen Schritte befolgst, wird er in der Zukunft garantiert hilfreich für dich
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