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Die Liebe deines Lebens

Die Liebe deines Lebens

Titel: Die Liebe deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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überreichte ihm den Karton und wies auf die offene Tür.
    »Ich hab die Nase voll von deinen blöden Aufgaben«, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Na gut.« Ich stellte den Karton auf die Theke, verließ die Küche und ging in mein Schlafzimmer. Ich hätte gern die Tür abgeschlossen, fand aber, dass das eine falsche Botschaft wäre. Erschöpft ließ ich mich auf meinem Spiderman-Bett nieder, starrte auf die magnolienfarbene Wand, betrachtete die Schatten im Schachbrettmuster, die das durchs Fenster hereinscheinende Mondlicht erzeugte, und zerbrach mir den Kopf, was ich als Nächstes tun sollte. Ich hatte eine große Aufgabe vor mir und keine Ahnung, wie sie anzupacken war. Ich musste Adam wirklich dazu bringen, einen Therapeuten aufzusuchen. Aber wie? So tun, als machten wir einen Spaziergang, der dann ganz zufällig in einer psychologischen Praxis endete? Wenn ich Adam an der Nase herumführte, wenn ich ihn irgendwie austrickste, verlor ich sein Vertrauen ein für alle Mal, und dann hatte er nicht einmal mehr meine Hilfe, so nutzlos die auch sein mochte. Zum ersten Mal, seit ich diese Herausforderung angenommen hatte, zweifelte ich daran, dass ich sie bewältigen konnte, und bei dem Gedanken, Adam würde tatsächlich Selbstmord begehen, wurde mir so schlecht, dass ich zur Toilette rannte und die Tür hinter mir verriegelte.
    Zusammengekauert und verkrampft hockte ich da und hörte ihn plötzlich stöhnen, als hätte er Schmerzen. Erschrocken riss ich mich zusammen, spritzte mir Wasser ins Gesicht und eilte hinaus.
    An der Küchentür blieb ich stehen. Das Licht fiel in den dunklen Garten, der völlig verwildert war, seit meine Großtante Christine mit dem grünen Daumen gestorben war. Übrig war nur noch ein langes Rasenrechteck, um das sich seit mindestens einem Jahrzehnt niemand mehr anständig kümmerte, schon gar nicht im Winter. Ich erinnerte mich daran, wie meine Großtante uns frisch gepflückte Erdbeeren serviert hatte, essbare Blumen, wilden Knoblauch und Minze, und wir liebten alles – nicht so sehr wegen des Geschmacks, sondern weil es unsere Großtante verkörperte. Ich sah sie vor mir, wie sie mit ihrem breitkrempigen Hut aus hellbraunem Wildleder auf dem Kopf, der nicht nur ihr Gesicht, sondern auch die faltige Haut an Hals und Dekolleté vor der Sonne schützte, Stachelbeeren für ihre Marmelade pflückte und uns dabei mit ihrer von einem Lungenemphysem heiseren Stimme ganz genau erklärte, was sie tat. Inzwischen hatte der Garten kaum noch Ähnlichkeit mit dem märchenhaften Ort aus dieser Zeit, doch die Erinnerung war unauslöschlich in mein Gedächtnis gebrannt, und das helle Licht meiner Kindheit an einem sonnigen Tag, an dem ich mich warm und geborgen fühlte, stand in krassem Gegensatz zu dieser kalten dunklen Nacht, in der ich in meinem Herzen nichts als Angst und Sorge finden konnte.
    Draußen im Garten stand Adam und starrte auf den Eierkarton in seiner Hand. Schließlich nahm er eines der Eier heraus, zielte und schleuderte es mit aller Kraft in den Garten. Als das Ei an die Gartenmauer klatschte, stieß er einen lauten Schrei aus, was ihn allem Anschein nach beflügelte, denn er griff in Sekundenschnelle nach dem nächsten Ei. Auch das schleuderte er mit einem Schrei von sich, und es zerschellte ebenfalls an der Gartenmauer. Noch dreimal wiederholte er den Vorgang, dann stürmte er ins Haus zurück, knallte die Badezimmertür hinter sich zu, und ich verschwand schnell im Schlafzimmer. Dann wurde die Dusche angestellt, und Adams wütendes Schluchzen ging im Rauschen des Wassers unter.
    Leise schlich ich mich nach draußen zu dem Eierkarton. Ein Ei war noch übrig. Ich ging in die Hocke, hob es vorsichtig auf – und mir schossen Tränen in die Augen. Auf dem verbliebenen Ei stand
Christine
.
     
     
    Später saß ich kerzengerade im Bett, unfähig, mich zu entspannen, solange Adam in einer solchen Stimmung war. Und dann stand er auf einmal in meiner Tür. Instinktiv zog ich die Decke enger um mich. Er merkte es sofort, und ich sah ihm an, wie sehr ihn meine Angst verletzte.
    »Tut mir leid«, sagte er leise. »Ich verspreche, dass ich versuchen werde, mich nicht noch einmal so aufzuführen. Ich weiß, dass du mir helfen willst.«
    Der wütende Mann von vorhin war verschwunden. Augenblicklich wurde ich ruhiger.
    »Ich werde mir mehr Mühe geben«, sagte ich.
    »Bitte vergiss, was ich gesagt habe. Du machst deine Sache gut. Danke.«
    Ich lächelte.
    Er erwiderte mein

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