Die Liebe deines Lebens
Moment klingelte Adams Handy, das noch vorn auf dem Beifahrersitz lag.
Auf dem Display sah ich, dass es Maria war.
Ich nahm das Gespräch an, ohne dass Adam etwas davon mitkriegte, und dieses Mal schaltete ich den Lautsprecher nicht an.
»Oh, hi«, sagte Maria, als sie meine Stimme hörte. »Sie schon wieder.«
»Hi«, antwortete ich nur, denn ich wollte Marias Namen nicht aussprechen, um Adam nicht auf den Anruf aufmerksam zu machen.
»Sind Sie jetzt sein Nachrichten-Service?«, fragte Maria in dem Versuch, lustig zu klingen, konnte aber die Schärfe nicht ganz aus ihrer Stimme verbannen.
Ich lachte trotzdem und tat so, als merkte ich es nicht. »Ja, wirklich, hat ganz den Anschein. Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Wie Sie mir
helfen
können? Na ja, ich wollte eigentlich mit Adam sprechen«, antwortete sie kurz angebunden, energisch, abgehackt.
»Tut mir leid, im Moment kann er nicht ans Telefon«, sagte ich freundlich, um Maria keinen Anlass zu geben, mich anzublaffen. »Soll ich ihm etwas ausrichten?«
»Hm, hat er meine letzte Nachricht von gestern Morgen bekommen?«
»Selbstverständlich, ich hab es ihm sofort ausgerichtet.«
»Warum hat er mich dann nicht angerufen?«
Wir näherten uns wieder einer Kreuzung.
»Links«, sagte Adam unvermittelt und unterbrach sein Geplauder mit Alicia.
»Rechts«, widersprach Alicia.
»Nein, links«, rief Adam.
Alicia kicherte, und im Nu waren sie in ein lautstarkes Geplänkel verwickelt. Adam hielt Alicia den Mund zu, sie kreischte, und dann jaulte er plötzlich auf, weil sie seine Hand abgeschleckt hatte. In dem ganzen Chaos konnte ich Maria nur mit Mühe verstehen.
»Sie können ihm eigentlich keinen Vorwurf machen, wenn er Sie nicht zurückruft – nach allem, was er gerade erfahren musste.« Ich sagte das ganz freundlich, ohne jeden Vorwurf, gänzlich wertfrei – es war nur eine Feststellung, die Maria aber dennoch einen kleinen Dämpfer versetzte.
»Stimmt. Ja. Ist das Adam, den ich da im Hintergrund höre?«
»Ja.«
»Links!«, rief Adam und hielt Alicia wieder den Mund zu, damit sie nicht widersprechen konnte.
Alicia heulte vor Lachen.
»Leck mich bloß nicht wieder ab«, drohte er und zog dann ruckartig die Hand zurück. »Autsch!«, brüllte er. »Sie hat mich gebissen!«
Alicia wieherte vor Lachen und musste heftig nach Luft schnappen.
»Ich sag ihm, dass Sie angerufen haben. Momentan ist er beschäftigt, wie Sie vermutlich hören.«
»Oh, okay …«
»Wo kann er Sie denn heute noch erreichen?«, fragte ich. »Sind Sie zu Hause oder bei der Arbeit?«
»Ich arbeite heute lange. Aber das macht nichts, er erreicht mich ja auf dem Handy. Ist er immer noch … Sie wissen schon … wütend auf mich? Ach, was eine dumme Frage, natürlich ist er das. Ich wär’s jedenfalls. Nicht dass er jemals … Sie wissen schon …«
Den Rest konnte ich wieder kaum verstehen, weil die beiden Verrückten hinter mir von einem neuerlichen Lachanfall geschüttelt wurden.
»Wer war das?«, fragte Adam, als ich das Gespräch beendet hatte.
»Maria.«
»Maria?! Warum ruft sie denn auf deinem Handy an?« Er beugte sich nach vorn.
»Das war deines. Keine Geheimnisse, erinnerst du dich?«
»Warum zur Hölle hast du mir nichts davon gesagt?«
»Weil du dann aufgehört hättest zu lachen, und es war wichtig, dass Maria mitkriegt, wie fröhlich du im Augenblick bist.«
Adam dachte nach. »Aber ich möchte, dass sie weiß, wie sehr ich sie vermisse.«
»Glaub mir, Adam, sie möchte dich lieber lachen hören als weinen. Wenn du schlecht drauf bist, ist das für Maria nur ein zusätzlicher Grund, bei Sean zu bleiben.«
»Okay.« Eine Weile schwieg er, und weil ich dachte, er hätte sich wieder ausgeklinkt, sah ich nach Alicia. Sie war damit beschäftigt, ihre Finger auf der Fensterscheibe spazieren gehen zu lassen.
»Hey, das ist eine interessante Idee«, sagte Adam plötzlich, was einer positiven Bemerkung näherkam als alles, was ich bisher von ihm gehört hatte.
»Gut«, meinte ich munter und musste kurz darauf auf die Bremse treten, weil direkt vor uns zwei Autos auftauchten.
Der Feldweg war eigentlich nur breit genug für ein Fahrzeug, und die beiden Wagen standen praktisch Tür an Tür nebeneinander, das eine in derselben Richtung wie wir, das andere in der entgegengesetzten. Die Fenster waren schwarz getönt, und als mir endlich dämmerte, dass ich vielleicht lieber nicht so glotzen sollte, öffnete sich die Tür des einen Wagens, und ein ziemlich
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