Die Liebe deines Lebens
mich zu vergewissern, dass Adam noch da war. Er sah zwar gelangweilt und müde aus, aber weggelaufen war er zumindest nicht.
»Nehmen Sie Ihre Arbeit immer mit nach Hause?«, fragte Maguire.
»Gehen Sie überhaupt irgendwann nach Hause?«, konterte ich.
Leider merkte ich zu spät, dass er ausnahmsweise mal in aufgeschlossener Stimmung war, und meine schnippische Antwort führte prompt dazu, dass er sich blitzschnell in sein Schneckenhaus zurückzog, das Kraftfeld wurde wieder aufgebaut. Er rutschte unbehaglich auf dem Stuhl herum und machte sich sichtlich Vorwürfe, weil er seine Maske für einen Moment hatte fallenlassen.
Ich bereute meine Reaktion zwar sofort, merkte aber, dass mir die verschlossene Seite seiner Persönlichkeit eigentlich lieber war; ich wollte mit diesem Mann keinen entspannten Plausch über unsere Arbeitsgewohnheiten halten.
»Dann erzählen Sie es mir bitte noch mal – Sie glauben also, ein Mann in einer schwarzen Lederjacke und einem schwarzen Rollkragenpullover, eventuell Osteuropäer, hat Ihre Windschutzscheibe mit einem Hurling-Schläger eingeschlagen, weil Sie eventuell einen Drogenverkauf zwischen diesem Mann und Leuten in einem schwarzen Auto mit getönten Scheiben beobachtet haben. Von diesem Auto wissen Sie außer der Farbe nichts mehr, und es stand auf einem Feldweg, zu dem Sie uns auch keine Wegbeschreibung geben können, weil Sie ein Spiel gespielt haben, bei dem es darum geht, sich zu verirren. Hab ich das alles richtig verstanden?« Seine Stimme klang gelangweilt.
»Es handelt sich um die Windschutzscheibe meiner Freundin Julie, nicht um meine, aber ja, der Rest ist korrekt.« Ich hatte drei Tage gebraucht, bis ich die Sache mit der Windschutzscheibe angezeigt hatte, teils, weil ich Amelia helfen musste, die Beerdigung zu arrangieren, teils, weil ich mit Adam zu tun hatte – aber hauptsächlich, weil ich am liebsten nicht mehr mit Detective Maguire in Kontakt gekommen wäre, obwohl ich wusste, dass er am Ende der Richtige war, um mir zu helfen.
»Warum
eventuell
Osteuropäer?«
»Irgendwie sah er so aus«, antwortete ich leise und wünschte, ich hätte diesen Aspekt lieber nicht erwähnt. »Er war riesig, starker Unterkiefer, breite Schultern. Aber andererseits hatte er einen Hurling-Schläger dabei, und der deutet ja eher auf einen Iren hin …« Ich verstummte und wurde rot, weil ich merkte, dass Maguire mich amüsiert ansah.
»Wenn er einen perfekten Salto gemacht hätte, wäre er dann Russe gewesen? Und mit einem Baseballschläger wäre aus ihm ein Amerikaner geworden? Was, wenn er mit Essstäbchen auf Sie losgegangen wäre? Eher Japaner oder Chinese – was meinen Sie?« Er grinste und freute sich an seinem Witz.
Ich ignorierte ihn.
»Kann jemand Ihre Geschichte bestätigen?«
»Ja. Adam.«
»Der Selbstmörder.«
»Der Mann, der einen Selbstmordversuch gemacht hat, ja.«
»Sonst noch Zeugen? Vielleicht welche, die sich nicht vor fünf Minuten umzubringen versucht haben?«
»Adam hat vor fünf Tagen einen Selbstmordversuch gemacht, und ja, meine Nichte war auch dabei.«
»Ich brauche nähere Angaben.«
Ich dachte nach. »Klar. Haben Sie einen Stift?«
Widerwillig nahm er seinen Kuli in die Hand und schlug den Notizblock auf, der unberührt war, obwohl ich ihm die letzten zehn Minuten erzählt hatte, was passiert war.
»Schießen Sie los.«
»Sie heißt Alicia Rose Talbot, und Sie finden sie im Montessori-Kindergarten Cheeky Monkey in der Vernon Avenue in Clontarf.«
»Arbeitet sie da?«
»Nein, sie wird da betreut. Sie ist drei Jahre alt.«
»Wollen Sie sich über mich lustig machen?« Er knallte den Kuli auf den Tisch.
Sofort spähte Adam zu uns herein, ob es einen Anlass gab, mich zu beschützen.
»Nein, aber ich glaube, Sie machen sich über
mich
lustig. Ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass Sie die Sache ernst nehmen«, erwiderte ich.
»Hören Sie, ich gehe grundsätzlich davon aus, dass in den meisten Fällen die naheliegendste Antwort der Wahrheit entspricht. Ihre Geschichte von einem russischen Drogendealer mit einem Hurling-Schläger auf einem Feldweg enthält so viele Wenns und Abers, dass ich bezweifle, dass da irgendetwas dran ist.«
»Aber es ist genauso passiert.«
»Vielleicht.«
»Nein, es stimmt alles!«
Er schwieg.
»Was wäre denn in diesem Fall die einleuchtendste Antwort?«, fragte ich.
»Ich hab gehört, Sie haben Ihren Mann verlassen.«
Ich schluckte, überrascht über diese Wendung des Gesprächs.
»Direkt
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