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Die Liebe deines Lebens

Die Liebe deines Lebens

Titel: Die Liebe deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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geendet, und der Versuch, seinem Vater die Wahrheit zu sagen, hatte ihm ein kaputtes Gesicht beschert.
    Es tat mir wirklich leid.
    Aber ich sagte nichts. Es spielte keine Rolle. Im Auto auf dem Weg nach Hause hatte ich mich schon unzählige Male entschuldigt, hatte versucht, die Episode in eine positive Erfahrung umzumünzen – Adam hatte sich heldenhaft der Wahrheit gestellt und trug nun die Konsequenzen –, aber ich wusste, dass das momentan schwer zu verkaufen war. Ich hatte die Situation vollkommen falsch eingeschätzt. Ich hatte gedacht, Adam hätte Angst, seinem Vater klarzumachen, dass er den Job nicht wollte. Aber so war es nicht – Adam hatte Angst, weil er wusste, dass er machtlos war, dass er sich nicht wehren konnte, weil seine Wünsche in den Augen seines Vaters nicht die geringste Rolle spielten. Ich war so naiv gewesen zu denken, dass ich einen naheliegenden Ausweg gefunden hatte, dabei hatte Adam schon jahrelang versucht, aus der Sache herauszukommen. Erst nachdem er alle Möglichkeiten ausgeschöpft hatte, war er zu der verzweifelten Entscheidung auf der Ha’penny Bridge gekommen. Das hätte ich wissen müssen. Aber ich hatte nicht genug nachgedacht, und ich schämte mich zutiefst. Egal, was ich jetzt sagte – es würde nichts wiedergutmachen. Und dass es mir leidtat, half auch niemandem.
     
     
    Um vier Uhr morgens warf ich in einem Anfall von Frust die Bettdecke weg und gab den Versuch zu schlafen offiziell auf.
    »Bist du wach?«, rief ich in die Dunkelheit hinein.
    »Nein«, antwortete Adam.
    »Ich hab dir ein Blatt auf den Couchtisch gelegt. Schau mal drauf.«
    Ich hörte ihn durchs Zimmer gehen, um den Zettel zu holen, den ich am Abend deponiert hatte.
    »Was zur Hölle ist das denn?«
    »Lies mal was davon.«
    »Die besten und schönsten Dinge der Welt kann man nicht sehen und nicht einmal berühren – man muss sie mit dem Herzen fühlen.
Helen Keller.
«
Er schwieg. Dann schnaubte er.
    »In unseren dunkelsten Momenten müssen wir uns auf das Licht konzentrieren.
Aristoteles Onassis
«
, gab ich aus dem Gedächtnis zurück und legte mich wieder ins Bett.
    Er schwieg, und ich fragte mich, ob er den Zettel zerreißen oder meinen Aufheiterungsversuch mehr oder weniger geduldig über sich ergehen lassen würde.
    »Glaube daran, dass du es kannst, und du hast es schon halb geschafft.
Theodore Roosevelt
«
, rief ich, um ihn zum Weiterlesen zu motivieren.
    »Piss nicht gegen den Wind«
, erwiderte Adam.
    Ich verzog das Gesicht. »Das steht aber nicht auf dem Blatt.«
    »Kauf dir kein Teleskop, sondern geh einfach näher ran, wenn du was sehen willst.«
    Ich lächelte.
    »Iss keinen gelben Schnee. Hör auf zu rauchen. Trag einen BH . Nimm nie mit jemandem Blickkontakt auf, während du ein Wassereis isst.«
    Ich lag im Bett, hörte ihm zu und kicherte. Schließlich schwieg er.
    »Okay, ich hab kapiert, du findest die Sprüche bescheuert, aber geht es dir jetzt besser?«
    »Geht es dir denn besser?«
    Ich lachte. »Ja, schon.«
    »Mir auch«, sagte er nach einer Weile leise.
    Ich stellte mir vor, dass er dabei lächelte, jedenfalls hoffte ich es und glaubte es auch in seiner Stimme zu hören.
    »Gute Nacht, Adam.«
    »Gute Nacht, Christine.
    Irgendwann schlief ich in dieser Nacht auch ein bisschen, aber hauptsächlich dachte ich daran, dass nur noch zehn Tage übrig waren.

14 Wie man den ganzen Kuchen haben kann
    Detective Maguire saß mir gegenüber am Tisch im Verhörraum der Pearse Street Garda Station. Seine Augen waren blutunterlaufen, mit faltigen Tränensäcken, als hätte er die Nacht davor durchgefeiert. Natürlich wusste ich, dass das nicht stimmte. Er hatte sich nur widerwillig bereit erklärt, mich zu empfangen und sich meine Geschichte anzuhören, um zu entscheiden, ob er mich an einen Kollegen weiterleitete. Ich nahm an, das hieß, dass er sozusagen als Filter fungierte – wenn meine Beschwerde es nicht wert war, wollte er dafür nicht weitere wertvolle Polizeizeit verschwenden. Mir stand der Schweiß auf der Stirn. Im Raum war es stickig, keine Fenster, keine Lüftung, und als Verdächtiger hätte ich vermutlich alles Mögliche gestanden, nur um hier rauszukommen. Zum Glück hatte ich wenigstens durchgesetzt, dass die Tür offen blieb und ich Adam im Auge behalten konnte.
    »Ist es eine Angewohnheit von Ihnen, Selbstmordkandidaten aufzulesen?«, hatte Detective Maguire gefragt, als ich mit Adam ankam.
    »Eigentlich ist er Klient in meiner Jobvermittlung.«
    Ich sah zur Tür, um

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