Die Liebe deines Lebens
ihm – also deinem Ex-Mann genau genommen – vor ein paar Tagen auf dem Weg zur Arbeit begegnet. Er hat mir alles erzählt … und dass er dir deinen Golfschläger zurückgibt. Ich bin froh, dass die Trennung so freundschaftlich abläuft, bei mir und Eamon war das nämlich ganz anders. Eamon ist mein Ex-Mann«, fügte sie erklärend hinzu, und ein Schatten fiel über ihr fröhliches Gesicht.
»Meinen Golfschläger?«, fragte ich verwirrt. »Aber ich spiele doch gar nicht Golf.«
»O doch«, mischte Adam sich ein. »Er hat ihn auf der Windschutzscheibe von deinem Auto liegen lassen, erinnerst du dich nicht?«
»Er … ohhh. Richtig, ja.« Also war Barry es wohl wirklich gewesen.
Die Kursleiterin hieß uns willkommen, und wir stellten uns, alle mit Namensschildchen auf der Brust, um den großen Tisch herum auf und sahen uns an, was dort aufgebaut war. Die Paare, die es richtig ernst meinten, hörten aufmerksam zu und machten sich sogar Notizen, aber Adam und ich waren nicht wirklich bei der Sache. Als wir schließlich an der Reihe waren, verschränkte Adam die Arme vor der Brust und sah mich herausfordernd an, um deutlich zu machen, dass er nur hier war, weil er musste, und nicht etwa aus eigenem Antrieb. Ich nahm den Butterpinsel und begann die Kuchenform einzufetten.
»Was habt ihr denn heute gelernt?«, erkundigte sich Adam inzwischen bei Elaine.
»Heute ging es darum, wie man sich aus den richtigen Gründen verliebt«, erklärte sie ernsthaft. »Und wie man diese Gründe erkennt.«
»Wow. Wie viel kostet denn so ein Kurs?«, fragte Adam mit unüberhörbarem Sarkasmus.
Elaine war nicht dumm und beäugte ihn argwöhnisch und ein bisschen gekränkt. »Hundertfünfzig Euro für zehn Wochen. Aber Irma empfiehlt, dass man zwei davon macht.«
»Darauf hätte ich gewettet«, meinte er ernst. »Christine, meinst du, das ist richtig?«
»Ich habe mein ganzes Hab und Gut an die Liebe verloren, also ist es sinnlos, mich nach meiner Meinung zu fragen«, antwortete ich, während ich mich bemühte, die eingefettete Form möglichst gleichmäßig mit Mehl auszustreuen.
»Nein, ich meine den Kuchen«, grinste Adam.
»Oh. Sie hat gesagt, man fettet die Form mit der Butter ein, damit der Kuchen nicht festklebt, und das Mehl ist dafür da, dass der Kuchen nicht so fettig wird«, verteidigte ich mich, ziemlich frustriert, weil das Mehl in einem unregelmäßigen Klumpenmuster an der Form pappte. Eigentlich machte mir das Ganze überhaupt keinen Spaß. Ich kochte nicht gern, Backen lag mir noch weniger, und statt dass Adam hier eine neue Erfahrung mit den Freuden des Lebens machte, hatte ich die ganze Arbeit. Und das war ziemlich freudlos.
»Okay, eigentlich könntest du auch mal was tun, zum Beispiel den Teig anrühren«, sagte ich und sah mich nach einem Küchentuch um, um mir meine Butterfinger abzuwischen.
Adam sah mir amüsiert zu.
»Was denn?«, blaffte ich.
»Ach, nichts. Ich beobachte dich nur und genieße das Leben, weiter nichts.« Ohne sich um meinen Vorschlag zu scheren, wandte er sich wieder Elaine zu. »Was hat sie euch denn bisher beigebracht? Was sind denn die richtigen Gründe, um sich zu verlieben?«
»Irma sagt, dass wir uns das Verlieben als etwas Magisches und Mysteriöses vorstellen, das uns einfach passiert und über das wir keine Kontrolle haben, aber in Wirklichkeit passieren mit einem Menschen, der sich verliebt, mehrere verschiedene Dinge.«
Adam war ganz Ohr.
»Und wie bei allem im Leben, muss man auch selbst etwas dafür tun«, fuhr sie fort. »Wenn man nur zu Hause auf dem Sofa hockt, kann man lange darauf warten, dass man sich verliebt. Nein, man muss es aktiv angehen. Irma bringt uns die einzelnen Schritte bei, wie wir das Ziel, uns zu verlieben, aktiv angehen können.«
»Und wie zum Beispiel?«
»Zum Beispiel, indem wir unsere Bedürfnisse genauer bestimmen, unseren Bekanntenkreis erweitern, realistisch mit Rückschlägen umgehen, viel lachen, zuhören, Witze machen, ein paar Geheimnisse offenbaren, leicht und locker bleiben. Das erklärt sie uns alles im Kurs, und nach dem Kurs kommen dann noch die praktischen Übungen.«
»Was denn für Übungen zum Beispiel?«
»Letzte Woche mussten wir ein Date vereinbaren und die Zuhörtechnik üben, bei der man zwanzig Prozent der Zeit spricht und achtzig Prozent zuhört.«
»Ist Zuhören seit neuestem eine Technik?«, fragte Adam belustigt.
»Du würdest staunen, wie viele Leute nicht zuhören können«, entgegnete sie. »Ich hatte ein
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