Die Liebe deines Lebens
macht sich anscheinend Sorgen, weil Maria zurzeit ein bisschen distanziert ist, eigentlich schon seit Sonntag – dem Tag, an dem ich erfahren habe, dass sie zusammen sind –, und es wird immer schlimmer. Jetzt nehmen sie eine Auszeit, vielleicht hat Maria ihn auch gebeten, ihr ein bisschen Freiraum zu lassen, zum Nachdenken.«
»Über dich«, flüsterte ich.
Adam zuckte die Achseln, aber seine Augen leuchteten.
»Jawohl, Adam, das ist ein gutes Zeichen!«, rief ich und hob die Hände in die Luft.
Adam klatschte mich ab, und dann nahm er mich in die Arme.
»Danke«, sagte er in mein Ohr und drückte mich an sich.
Sein Atem hinterließ eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper.
»Kein Problem«, sagte ich und zwang mich, ihn loszulassen, obwohl ich viel lieber in seinem Arm geblieben wäre. »Komm, wir haben viel zu tun.«
»Was denn?«
»Letztes Jahr hast du ihr Paris geschenkt, aber dieses Jahr wirst du ihr einen Geburtstagskuchen backen, mein Lieber.«
Das Kochstudio
Kitchen in the Castle
im Schloss von Howth war einzigartig. Die Kochund Backkurse fanden in einer Küche statt, die auf das Jahr 1177 zurückging, und man traf sich dort gern zu einem Date oder einem Ausgehabend unter guten Freundinnen. Auch an diesem Freitagabend war das nicht anders. Der Backkurs bestand größtenteils aus Pärchen aller Altersstufen – darunter unverkennbar ein erstes Date – sowie einer Dreiergruppe junger Frauen, alle Anfang zwanzig, die hysterisch zu kichern begannen, als Adam zur Tür hereinkam.
»Christine! Juhuu!«, rief jemand, und als ich mich umschaute, sah ich eine große, rundliche Frau mit einem strahlenden Lächeln und einem hübschen, mädchenhaften Gesicht vor mir stehen. Aber ich hatte keine Ahnung, wer sie war.
»Ich bin’s! Elaine!«
Es dauerte eine Weile, bis bei mir der Groschen fiel – es war die Frau, die ich zuletzt als Dracula verkleidet gesehen hatte, wie sie verängstigten Kindern eine Gruselgeschichte vorlas. In den letzten Tagen, seit dem Tod von Amelias Mutter, hatte sie im Buchladen ausgeholfen.
»Ich bin zu einem Date hier«, flüsterte sie, als wolle sie verhindern, dass der Mann neben ihr sie hörte. Das Vorhaben scheiterte kläglich.
Ich schüttelte den beiden die Hand und hatte sofort das Gefühl, dass Elaines Begleiter schwul war.
»Ich hab ihn in meinem
›Wie man sich verliebt‹
-Kurs kennengelernt.«
»Wie bitte? In was für einem Kurs?«
»Hast du noch nie davon gehört? Mensch, da gehen doch alle Mädels hin – und auch eine ganze Menge Männer. Und deshalb bin ich auch dort«, fuhr sie flüsternd fort. »So hab ich auch Marvin kennengelernt.« Sie kicherte und deutete stolz auf den Mann, kicherte wieder, so heftig, dass sie schnauben und sich hastig die Hand vor den Mund schlagen musste. Die drei jungen Frauen lachten unterdessen über eine anzügliche Bemerkung, jedenfalls vermutete ich das, weil sie Adam mit ziemlich eindeutigen Blicken anvisierten. Eine von ihnen rückte immer näher, und er lächelte ihr freundlich zu.
»Und das ist Adam«, stellte ich ihn laut vor, legte die Hand auf seinen Arm und zog ihn dichter zu mir. »Adam, das ist Elaine. Sie erzählt mir gerade von dem
›Wie man sich verliebt‹
-Kurs, an dem sie teilnimmt.«
»Oh, er ist einfach phantastisch«, schwärmte Elaine weiter. »Geleitet wird er übrigens von Irma Livingstone, du weißt schon, das ist die Frau, die diese« – sie senkte die Stimme wieder –, »diese Sexbücher schreibt. Wir treffen uns immer im Gemeindesaal …«
»Wie passend«, fiel Adam ihr ins Wort.
»Ja«, bestätigte sie, ohne zu begreifen, was er gesagt hatte. »Und jede Woche kriegen wir Tipps, wie man einen Menschen kennenlernt, der zu einem passt, und sich verliebt, und dann müssen wir das, was wir gelernt haben, mit einem anderen Kursteilnehmer ausprobieren.«
»Also seid ihr quasi als Hausaufgabe hier«, meinte Adam.
»Nein, als Date«, verbesserte sie ihn hastig und ein wenig defensiv.
Marvin sah ein bisschen gequält drein.
»Du solltest auch mal kommen«, sagte Elaine und knuffte mich etwas zu heftig, so dass ich mit Adam zusammenstieß, der mich zum Glück gleich wieder ins Gleichgewicht brachte.
»Ja, da solltest du auch hingehen«, sagte Adam und fixierte mich mit einem verspielten Lächeln.
»Dann kannst du ja gleich mitkommen«, erwiderte ich, und sofort verschwand sein Lächeln.
»Ich hab gehört, was mit deinem Mann passiert ist, Christine«, setzte Elaine von neuem an. »Ich bin
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