Die Liebe des Highlanders
selbst gesagt.
»Guten Morgen, Silvan. Wo ist Drustan?«, fragte Gwen vergnügt, als sie sich an den Tisch setzte.
Silvan hatte die Nase in ein Buch gesteckt und sah nicht einmal auf. Er schluckte das Porridge hinunter und murmelte: »Gleich, meine Liebe.«
Gwen wartete geduldig. Ihr war es selbst verhasst, wenn sie beim Lesen gestört wurde. Sie hoffte, dass Drustan bald hereinschlendern würde, und legte den Kopf in den Nacken, um sich die prachtvolle Balustrade anzusehen, die um den oberen Teil der Großen Halle lief. Dann fiel ihr Blick auf die Wandbehänge.
Die Burg war wunderschön und so elegant und üppig wie die der modernen Schlösser ausgestattet, die Gwen auf der Reise besichtigt hatte. Jedes Möbelstück - vom großen Tisch bis zu den kleinen, von den hohen Schränken und Truhen bis zu den Kommoden und Betten - war aus Kirschholz getischlert und mit kostbaren Intarsien versehen. Die hohen Stühle hatten geschnitzte Arm- und Rückenlehnen und waren mit farbigen Überwürfen und Polsterkissen bedeckt. Als Teppiche dienten weiche Schaffelle, andere waren aus Wollfäden gewebt. Duftende Blüten und Kräuter steckten in mit hübschen Bändern zusammengebundenen Spitzensäckchen und lagen auf den Fenstersimsen.
Auf dem Weg von ihrem Zimmer zur Halle hatte Gwen Dutzende von Mägden gesehen, die Matratzen lüfteten und Teppiche ausklopften. Die Burg Keltar war blitzsauber, und der Haushalt wurde gut geführt.
Alles in allem wirkten die Räume erstaunlich behaglich und einladend. Im Vergleic h zu den modernisierten Schlös sern und Burgen fehlten nur die sanitären Installationen und der Strom, und im Winter war die fehlende Zentralheizung sicherlich ein Ärgernis.
Aber mit so vielen Ofen und Kaminen, manche davon so riesig, dass man darin stehen konnte, und einem großen, kräftigen Highlander im Bett würde eine Frau auf vieles an dere gern verzichten ...
Gwen knipste das verträu mte Lächeln aus, weil Nell her einrauschte und einen Teller mit pochierten Eiern und Speckstreifen sowie eine Platte mit warmen Haferkuchen und Honig neben die Schale mit Pfirsichhälften, Beeren, Nüssen und süßem Rahm stellte.
Gwen knurrte der Magen, als sie den voll beladenen Tisch sah. Wenn sie Tesafilm bei sich hätte, könnte sie auf den Vorgang des Essens eigentlich verzichten und sich die Sachen gleich auf Hüften und Schenkel kleben. Sonst pflegte sie Müsli mit Rosinen und Kleie zu frühstücken, was ihren Appetit nicht anregte und die Waage davon abhielt, ein höheres Gewicht anzuzeigen.
»Legt Euer Buch weg, Silvan«, schalt Nell. »Ihr habt einen Gast am Tisch.«
Gwen verbiss sich ein Grinsen. Alles, was Drustan ihr von seinem Vater und der Hauswirtschafterin erzählt hatte, traf zu. Sie hatten eine außergewöhnliche Beziehung - Nell nahm kein Blatt vor den Mund und schreckte nicht vor Silvans hohem Stand zurück. Nell warf ihr einen Blick zu; Gwen lächelte und fragte hoffnungsvoll: »Gibt es heute Morgen wieder Kaffee?«
Silvan legte das Buch aus der Hand und betrachtete Gwen geistesabwesend. Dann fiel sein Blick auf ihr Dekolleté . Er zog eine weiße Augenbraue hoch und blinzelte.
»Gewiss«, sagte Nell und umrundete den Tisch. Sie blieb hinter Gwen stehen und legte ihr ein Leinentuch so um die Schultern, dass es ihr wie ein Lätzchen über den Busen hing.
»Passt auf, dass Euch die Augen nicht aus dem Kopf fallen«, sagte Nell zuckersüß zu Silvan.
Gwen wurde puterrot, schob eine Hand unter den Latz und zerrte an ihrem Mieder, um ihre Brüste mehr zu bedecken. Verlegen betrachtete sie das spätmittelalterliche Frühstücksgedeck - ein Teller und ein Kelch aus massivem Silber, ein klobiger Löffel, ein Brotmesser und eine schwere blaue Schale.
»Sie ist diejenige, die ihre Brüste so weit nach oben geschoben hat«, protestierte Silvan entrüstet. »Ich wollte nicht hinschauen, aber sie waren ... so ... gegenwärtig. Genauso gut könnte ich versuchen, die Sonne am Himmel nicht zu sehen.«
Nell runzelte die Stirn und ging wieder um den Tisch herum. »Ich glaube kaum, dass sie das wegen Euch getan hat. Habe ich Recht, Mädchen?«
Gwen nicke betreten.
Nell beugte sich über Silvans Teller, um zu sehen, ob sein Becher leer war, und ihr Mieder klaffte weit auf. Als Silvan dorthin schielte, hätte Gwen beinahe laut gelacht. Doch als sie sah, wie sich Silvans Blick veränderte, blieb ihr das Lachen in der Kehle stecken.
Du liebe Güte, dachte sie. Silvan hatte ihre Brüste angesehen, wie er eine
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