Die Liebe des Highlanders
lustig?«
»Glaubst du an Feen?«, konterte sie.
»Feen, das ist nur eine andere Bezeichnung für die Tuatha de Danaan. Und ja, es gibt sie, aber sie halten sich von Nor- malsterblichen fern. Wir Schotten haben das immer schon gewusst. Du hast ein behütetes Leben geführt, habe ich Recht?« Als sie die Augen schloss, lächelte er. Sie war ja so naiv.
Sie schlug die Augen wieder auf, bedachte ihn ihrerseits mit einem gönnerhaften Lächeln und wechselte das Thema, als wollte sie seinem angegriffenen Gemüt nicht allzu sehr zusetzen. Er biss sich auf die Lippe, um ein höhnisches Schnauben zu unterdrücken. Wenigstens hatte sie ihre Sprache wiedergefunden.
»Warum gehst du nach Ban Drochaid und bestehst darauf, mich mitzunehmen?«
Er wog genau ab, was er preisgeben konnte, ohne sie zu verschrecken. »Ich muss zu den Steinen, weil meine Burg dort ist...«
»Ist oder war? Falls du mich davon überzeugen willst, dass du tatsächlich aus dem sechzehnten Jahrhundert stammst, musst du mit den Zeitformen der Verben ein wenig präziser sein.«
Er sah sie tadelnd an. »War, Gwen. Aber ich bete, dass sie noch steht.« Die Burg musste da sein, denn wenn nichts mehr von ihr übrig war, wäre seine Lage noch misslicher.
»Also hoffst du, deine Nachkommen anzutreffen? ... Wenn ich mal dein absurdes Spiel als wahr annehme«, fügte sie hinzu.
Nein. Es würde keine Nachkommen geben, es sei denn, seinem zweiundsechzig Jahre alten Vater war es nach der Entführung seines letzten noch lebenden Sohnes gelungen, einen Stammhalter zu zeugen. Was äußerst unwahrscheinlich war, da Silvan seit dem Tod von Drustans Mutter keine Frau mehr angerührt hatte. Nein, Drustan hoffte, in der Burg einige Gegenstände wiederzufinden. Aber davon konnte er Gwen nichts erzählen. Er brauchte sie unbedingt und durfte sie nicht verschrecken.
Es wäre nicht nötig gewesen, so lange nach einer passenden Antwort zu suchen, denn weil er für ihren Geschmack zu lange zögerte, feuerte Gwen bereits die nächste Frage ab. »Wozu brauchst du mich?«
»Ich kenne mich in deinem Jahrhundert nicht aus, und die Gegend von hier bis zu meiner Heimat könnte sich verändert haben«, schönte er die Wahrheit. »Ich brauche einen Führer, der weiß, wie man sich in dieser Zeit verhält. Möglicherweise muss ich durch Dörfer gehen, und es könnten Gefahren lauern, die ich erst erkenne, wenn es zu spät ist.« Er fand, dass das ziemlich überzeugend klang.
Sie betrachtete ihn mit unverhohlenem Argwohn.
»Gwen, ich weiß, du denkst, dass ich mein Gedächtnis verloren habe oder krank bin und mir irgendwelche Dinge einbilde, aber bedenke eines: Was ist, wenn du dich irrst und ich die Wahrheit sage? Habe ich dir ein Leid zugefügt? Habe ich dich, abgesehen davon, dass ich dich dazu gebracht habe, mich zu begleiten, in irgendeiner Weise verletzt?«
»Nein«, räumte sie widerstrebend ein.
»Sieh mich an, Gwen.« Er nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und drehte es so, dass sie ihm direkt in die Augen schauen musste. Die Kette rasselte. »Glaubst du wirklich, dass ich dir Böses will?«
Sie blies vorsichtig eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. »Ich bin an dich gekettet. Das ängstigt mich.«
Er ging ein kalkulierbares Risiko ein und nahm ihr mit fahrigen Bewegungen die Fessel ab. Er baute darauf, dass die knisternde Leidenschaft zwischen ihnen sie von der Flucht abhielt. »Gut. Du bist frei. Ich habe dich falsch eingeschätzt. Ich hatte dich für eine freundliche, mitfühlende Frau gehalten, nicht für ein hasenherziges Mädchen, das in einer Lage, die es nicht sofort versteht, nicht durchhält ...«
»Ich bin nicht hasenherzig!«
»... und glaubt, dass das, was über sein Auffassungsvermögen geht, nicht wahr sein kann.« Er schnaubte verächtlich. »Was für eine enge Weitsicht du doch hast.«
»Oh!« Ihre Miene verdüsterte sich, und sie rückte ein Stück auf dem Baumstamm von ihm weg. Sie schwang ein Bein auf die andere Seite und saß nun rittlings vor ihm. »Wie kannst du es wagen, mir Schuldgefühle einzureden, nur weil ich dir deine Geschichte nicht glaube? Und ich versichere dir, ich habe keine enge Weitsicht. Im Gegenteil, ich gehöre zu den wenigen Menschen, die für alles offen sind. Du würdest staunen, wenn du wüsstest, wie viel ich über die Welt weiß.« Sie massierte sich das Handgelenk und funkelte Drustan böse an.
»Du bist sehr widersprüchlich«, sagte er sanft. »Manch mal glaube ich, Mut in dir zu erkennen, dann wieder erkenne ich
Weitere Kostenlose Bücher