Die Liebe des Highlanders
nichts als Feigheit. Sag mir, liegst du immer mit dir selbst im Widerstreit?«
Gwens Hand flog zu ihrer Kehle, und ihre Augen weiteten sich.
Er hatte offenbar einen wunden Punkt getroffen. Rücksichtslos fuhr er fort: »Wäre es zu viel verlangt, wenn du jemandem, der in Not ist, ein bisschen von deiner kostbaren Zeit widmest und ihm auf die Weise hilfst, wie er es sich wünscht, und nicht so, wie du es für gut hältst?«
»Du stellst es so dar, als wäre alles allein meine Schuld, als wäre ich diejenige, die verrückt ist«, protestierte sie.
»Wenn das, was ich sage, wahr ist, und ich schwöre, es ist so, erscheinst du mir ausgesprochen unvernünftig«, erklärte er gelassen. »Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass ich deine Welt, in der das alte Wissen verloren ist, in der die Bäume keine Äste und Blätter haben und die Kleider Namen tragen, so unnatürlich finden könnte wie du meine Geschichte?«
Er las die Zweifel in ihrem ausdrucksstarken Gesicht. Ihre lebhaften Augen wurden größer, und er erkannte flüchtig, dass sie trotz ihres bestimmten Auftretens furchtbar verletzlich war. Es gefiel ihm nicht, sie zu provozieren, aber sie hatte keine Ahnung, was auf dem Spiel stand. Und er durfte es ihr nicht sagen. Er hatte keine Zeit, in die Welt zu gehen und sich jemand anderen zu suchen. Außerdem wollte er niemand anderen an seiner Seite haben. Sie hatte ihn gefunden, ihn geweckt, und er war überzeugt, dass sie dazu bestimmt war, ihm zu helfen, wenn er die Dinge wieder gerade rückte. Es gibt keine Zufälle in dieser Welt, Drustan, hatte sein Vater gesagt. Du musst mit den Augen eines Adlers sehen. Du musst dich von allem lösen, dich über das Rätselhafte erheben und die Umgebung genau betrachten. Alles, was geschieht, hat einen Grund, und du musst lediglich die Muster erkennen.
Gwen massierte ihre Schläfen und sah ihn finster an. »Du verursachst mir Kopfschmerzen.« Einen Moment später stieß sie resigniert die Luft aus und strich sich den Fransenpony aus den Augen. »Also gut. Ich gebe auf. Warum erzählst du mir nicht mehr von dir? Ich meine, von dem Mann, der du zu sein glaubst.«
Diese Aufforderung klang ziemlich missmutig, aber Drustan würde jede Gelegenheit nutzen, die er bekam. Er hatte gar nicht bemerkt, wie angespannt er auf ihre Antwort gewartet hatte. Jetzt lockerten sich seine Muskeln allmählich. »Ich habe dir bereits erzählt, dass ich der Laird meines Clans bin, obwohl mein Vater Silvan noch am Leben ist. Er wollte nicht länger Laird sein, und ich kann ihm keinen Vorwurf daraus machen - er ist schon zweiundsechzig Jahre alt. Er hat die Verantwortung sehr lange getragen.« Drustan schloss die Augen und holte tief Luft. »Ich hatte einen Bruder, Dageus, aber er ist vor kurzem ums Leben gekommen.«
Er erwähnte nicht, dass seine Verlobte auch getötet worden war, als Dageus sie für die Hochzeit zur Burg Keltar eskortierte. Je weniger er einer Frau von seinen Verlobungen erzählte, umso besser. Er selbst war in diesem Punkt sehr empfindlich.
»Wie denn?«, erkundigte sie sich behutsam.
»Er war auf dem Rückweg von den Ländereien der Elliott, als er in einer Schlacht fiel, die nicht einmal die unsere war - es war ein Kampf zwischen den Campbell und den Montgomery. Höchstwahrscheinlich hat er gesehen, dass die Montgomery beträchtlich in Unterzahl waren, und versucht, den Nachteil auszugleichen.«
»Das tut mir Leid«, flüsterte Gwen.
Er sah einen Schimmer Mitgefühl in ihren Augen, und das wärmte sein Herz. Er stand auf und hob ihr Bein über den Baumstamm, damit sie wieder mit dem Gesicht zu ihm saß. Sie erhob keinerlei Einwände. Der Baumstamm war so hoch, dass sie, wenn er stand, auf gleicher Augenhöhe waren, und das schien auf sie beruhigend zu wirken.
»Dageus war schon immer so«, sagte er mit einer Mischung aus Trauer und Stolz. »Er focht stets die Kämpfe anderer aus. Ein Schwert hat s ein Herz durchbohrt, der Haupt mann der Elliott legte ihn quer über sein Pferd und brachte ihn eines schrecklichen Morgens zu uns nach Hause.« Der Kummer zerreißt mir das Herz . Mein Bruder, ich habe an dir gefehlt, an dir und Da. Seine Stirn war vor Gram tief gefurcht.
»Und deine Mutter?«, fragte Gwen.
»Mein Vater ist verwitwet. Sie starb im Kindbett, als ich fünfzehn war - weder sie noch das Kind haben überlebt. Mein Vater hat nie wieder geheiratet und schwört, dass Mutter seine einzige Liebe war.« Drustan lächelte. Er verstand die Gefühle seines Da. Die Ehe
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