Die Liebe des Highlanders
das Ganze als Irrtum abzutun, wusste er, dass es wahr sein musste. Ein gnostisches, tief in ihm verwurzeltes Wissen sagte ihm, dass es eine unbestreitbare Tatsache war. Diese Zeit fühlte sich anders an, der natürliche Rhythmus der Elemente war rasend, abgehackt. Gwens Welt war keine gesunde Welt.
Jahrhunderte waren verstrichen, und Drustan hatte keine Vorstellung, wie das geschehen sein konnte. Auch wenn er sein Gedächtnis gründlich durchforstete, fand er keinen Anhaltspunkt. Fünfhundert Jahre Schlaf schienen sein Erinnerungsvermögen getrübt und die Ereignisse verdüstert zu haben, die der Entführung unmittelbar vorausgegangen waren. Er wusste nur noch, dass er in einen Hinterhalt gelockt worden war und dass daran eine ganze Reihe von Menschen beteiligt gewesen sein musste. Er hatte bewaffnete Männer gesehen und Gesänge gehört; Rauch war ihm in die Nase gestiegen, es hatte nach Hexerei oder Druidenzauber gerochen. Offensichtlich hatte man ihn betäubt. Aber was war dann geschehen? War er mit einem Schlafzauber belegt worden? Und wenn ja, von wem? Und vor allem, warum? Wenn er den Grund kennen würde, wüsste er, ob die Widersacher es auf seinen gesamten Clan abgesehen hatten.
Die Furcht streifte mit eisigen Fingern sein Rückgrat, als er die Möglichkeit erwog, dass man sie wegen des überlieferten Wissens, das die MacKeltar hüteten, angegriffen hatte.
Hatte jemand den Gerüchten Glauben geschenkt und nach einem Beweis gesucht?
Die männlichen Keltar waren Druiden wie ihre Vorfahren, seit mehr als einem Jahrtausend. Aber nur wenige wussten, dass sie nicht zu den einfachen Druiden gehörten, die seit den großen Verlusten in dem schicksalhaften Krieg vor tausend Jahren mit meist nur unvollkommenen Kenntnissen ausgestattet waren. Die Keltar besaßen vielmehr das gesamte Druidenwissen und waren die einzigen Wächter der aufrechten Steine.
Wenn sein Vater Silvan nach der Entführung getötet worden war, dann war das heilige Wissen für immer verloren, und die geheimen Fertigkeiten, die sie hüteten - damit sie genutzt werden konnten, wenn die Welt in höchster Not war -, wären für alle Zeiten verloren. Die Druiden wären besiegt.
Er spähte hinüber zu Gwen. Hätte sie ihn nicht erweckt, hätte er womöglich bis in alle Ewigkeit geschlafen! Er sprach ein stummes Dankgebet.
Während er so über seine Situation nachgrübelte, wurde ihm bewusst, dass für den Moment das Wie und Warum seiner Entführung unbedeutend war. Zur gegebenen Zeit würde er die Antworten darauf finden. Jetzt musste er handeln: Er konnte sich glücklich schätzen, dass er geweckt worden war und sowohl die Gelegenheit als auch die Macht besaß, den Lauf der Dinge zu korrigieren. Doch um das zu bewerkstelligen, musste er an Mabon um Mitternacht in B an Drochaid sein.
Wieder sah er Gwen an, aber sie erwiderte seinen Blick nicht. Die Dämmerung war längst hereingebrochen; sie waren zügig vorangekommen und hatten viele Meilen zwischen sich und das entsetzliche, lärmende Dorf gebracht. Im Mondlicht schimmerte Gwens Haut glatt wie eine kostbare Perle. Drustan gestattete sich, sie sich nackt vorzustellen, was nicht schwierig war, da sie ohnehin so wenig anhatte. Sie war durch und durch weiblich und brachte seine primitivste männliche Seite ans Licht, nämlich das drängende Bedürfnis, sie zu besitzen und zu begatten. Ihre Brustwarzen waren unter dem dünnen Hemd deutlich zu sehen, und er verzehrte sich danach, an ihnen zu saugen. Sie war ein hitziges kleines Mädchen mit eisernem Rückgrat und Kurven, die selbst die Blicke seines gottergebenen Priesters Nevin auf sich ziehen würden. Drustan war gleich in dem Moment, in dem er die Augen aufgemacht und sie erblickt hatte, hart geworden, und seitdem hatte er eine Dauererektion. Ein koketter Blick von ihr genügte, um ihn in einen schmerzhaften Zustand zu versetzen. Aber er brauchte sich keine allzu großen Sorgen zu machen, dass sie ihn noch einmal so herausfordernd ansehen würde. Sie hatte seit Stunden kein Wort mehr von sich gegeben - nicht seit er sich zum hundertsten Mal geweigert hatte, ihr die Kette abzunehmen, und ihr klar- gemacht hatte, dass er sie sich über die Schulter werfen und tragen würde, wenn es sein musste.
Es imponierte ihm, dass sie weder schrie noch in Ohnmacht fiel oder um ihre Freilassung bettelte. Sein erster Eindruck von ihr war nicht ganz korrekt gewesen; auch wenn es wegen ihrer eigenartigen Ausdrucksweise schwierig war, das zu erkennen, konnte man ihr
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