Die Liebe des Highlanders
Liebe, du hast ihn beschuldigt, dir die Unschuld genommen zu haben. Nein, er wird nicht mit dir sprechen, wenn er es irgendwie vermeiden kann.«
Dageus nickte zustimmend. »Er kommt«, meldete er.
»In das Boudoir mit dir, meine Liebe«, drängte Silvan. »Wenn du ihn in sein Gemach kommen hörst, zähl bis zehn. Dann geh zu ihm. Ich blockiere diese Tür, Dageus übernimmt die andere. Wir lassen ihn erst heraus, wenn du alles gesagt hast.«
Gwen straffte die Schultern, atmete tief durch und verschwand ins Boudoir. Sie spitzte die Ohren, um nicht zu verpassen, wenn Drustan in sein Zimmer kam, und merkte zu ihrem Verdruss, dass sie zitterte.
Sie zuckte zusammen, als sie hörte, wie die Tür aufging. Langsam zählte sie bis zehn, um Dageus Zeit zu geben, aus ihrem Zimmer zu schleichen und die Tür zum Flur zu verbarrikadieren.
Silvan hatte ihr kichernd angekündigt, dass er und Dageus Bretter vor die Tür nageln würden, falls Drustan sich weigern sollte, ihr zuzuhören. O Gott, hoffentlich kam es nicht so weit.
Die Zeit war um. Gwen öffnete leise die Tür.
Drustan stand mit dem Rücken zu ihr vor dem Kamin und starrte ins Feuer. Er hatte sich umgezogen und trug jetzt eine bequeme Hose aus Leder, ein weites Leinenhemd und Stiefel. Das schwarze Haar umflutete seine Schultern. Er sah aus wie soeben dem Cover eines der Liebesromane entstiegen, die Gwen immer über Internet bestellte, um nicht vor einem hochnäsigen Verkäufer im Buchladen in Verlegenheit zu geraten.
Ha, dachte sie. Wenn sie in ihre Zeit zurückkehrte, würde sie diese Romane ohne Hemmungen in einem Geschäft kaufen. Schließlich wurde ein Mann, der sich den Playboy besorgte, auch nicht rot.
Aber zuerst musste sie den Zorn von Drustan MacKeltar heil überstehen.
Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel und schloss die Tür.
Drustan wirbelte herum, als er das Geräusch hörte, und bei ihrem Anblick blitzten seine silbernen Augen gefährlich.
Er drohte ihr mit dem Finger und ging auf sie zu. Sie rückte von der Tür ab, für den Fall, dass er sie hinauswerfen wollte. Er folgte ihr wie ein Eisenspan dem Magneten.
»Bilde dir bloß nicht ein, dass ich noch mehr von deinen Lügen dulde, Engländerin«, sagte er bedrohlich leise. »Du verlässt mein Gemach besser, denn ich habe genug Whisky in mir und nicht übel Lust, das Verbrechen zu begehen, das du mir zur Last legst.« Er warf einen bedeutungsvollen Blick auf das massive Bett, das mit Seide und Samtkissen bedeckt war.
Gwens Augen wurden kugelrund. In seinen Zügen zeichneten sich Wut und die pure Lust ab. Letzteres war wunderbar, aber auf die Wut hätte sie gut verzichten können.
Diesmal wollte sie kühl und sachlich vorgehen. Keine dummen Bemerkungen, keine emotionalen Ausbrüche. Sie würde ihm erzählen, was vorgefallen war, dann musste er die Wahrheit erkennen.
Sie versicherte hastig: »Ich versuche nicht, dich dazu zu bringen, mich zu heiraten ...«
»Umso besser, denn das würde ich auch nicht tun«, knurrte er und kam noch näher. Er benutzte seine Körpergröße, um sie einzuschüchtem.
Sie wich keinen Zentimeter zurück. Das war gar nicht so leicht, wenn man bedachte, dass sie ihm nur bis zum Brustbein reichte.
»Was ist los?«, raunte er. »Du hast keine Angst vor mir? Du solltest dich vor mir fürchten, Engländerin.« Er umklammerte ihre Oberarme mit eisernem Griff.
Bestimmt drückten Silvan und Dageus die Ohren an die Türen und warteten auf seinen Wutausbruch, aber da schätzten sie ihn falsch ein. Drustan war nicht der Mann, der explodierte. Sein Zorn brodelte unter der Oberfläche und war dadurch nur gefährlicher.
»Antworte mir«, forderte er und schüttelte sie. »Bist du so eine Närrin, dass du mich nicht fürchtest?«
Sie hatte eingeübt, was sie zu ihm sagen wollte, aber jetzt, da er so dicht vor ihr stand, hatte sie Mühe, sich an den Anfang ihrer kleinen Ansprache zu erinnern. Ihre Lippen teilten sich leicht, als sie zu ihm aufsah. »Bitte ...«
»Bitte was?«, fragte er und neigte den Kopf zu ihr. »Bittest du mich, dich zu küssen? Bittest du mich, dich zu nehmen - das zu tun, was du mir fälschlicherweise vorwirfst, bereits getan zu haben? Ich hatte heute viel Zeit zum Nachdenken, Engländerin, und ich muss zugeben, dass ich von dir fasziniert bin. Ich bin stundenlang geritten, bevor ich in der Taverne einkehrte. Ich habe eine Menge getrunken, aber ich fürchte, der Whisky von ganz Alba würde nicht genügen, um dich aus meinen Gedanken zu verbannen. Hast du
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