Die Liebe des Highlanders
wachsam. Die Glut in seinen Augen war unverkennbar, und doch merkte sie, er hatte es sich anders überlegt und würde sie heute nicht verführen. Sie war erleichtert und enttäuscht zugleich.
»Sprich. Warum bist du hergekommen, und was führst du im Schilde?«, fragte er.
Gwen saß vor dem Feuer. Drustan hatte sich einen Whisky eingeschenkt und lehnte am Kamin. Er trank einen großen Schluck und musterte sie diskret über den Rand seines Kelches hinweg. Es fiel ihm schwer, in ihrer Gegenwart einen klaren Kopf zu behalten - einerseits, weil sie so verdammt schön war, und andererseits, weil sie ihn mit ihrer ungeheuerlichen Behauptung in die Defensive gedrängt hatte, als sein Blick zum ersten Mal auf sie fiel. Allerdings störte ihn die Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte, mehr als ihre Lüge. So etwas hatte ihm so kurz vor seiner Vermählung gerade noch gefehlt. Die Verführung in Person, die alles auf den Kopf stellen konnte.
Ursprünglich hatte er vorgehabt, sie nur ein wenig einzuschüchtern, als er sie aufs Bett geworfen hatte. Doch allein durch die Berührung und vollends, als sie mit dem Fuß seine Wade gestreichelt hatte, war er verloren gewesen. Wäre sein Vater nicht hereingekommen, würde er immer noch auf ihr liegen. In dem Moment, in dem er heute Abend den Fuß in die Burg gesetzt hatte, hatte er deutlich gespürt, dass die kleine Engländerin da war, so heftig reagierte er auf sie. Er brauchte nur einen Blick auf sie zu werfen, und schon regten sich Gefühle in ihm, die er sich nicht erklären konnte.
Tatsächlich, er bekam sie nicht mehr aus dem Kopf. Nicht für einen einzigen Moment. Er kannte ihren Geruch und hatte sich sogar in der muffigen Taverne daran erinnert. Sie roch sauber, frisch und sinnlich - wie Frühlingsregen vermischt mit Vanille und etwas Geheimnisvollem. Er wusste irgendwie - das war ihm ebenfalls in der Taverne klargeworden -, dass sie beim Lächeln ein Grübchen seitlich des vollen Mundes hatte. Dabei konnte er sich nicht erinnern, ihr Lächeln jemals gesehen zu haben.
»Lächle«, forderte er sie auf.
»Was?« Sie sah ihn entsetzt an, als wäre er verrückt geworden.
»Ich habe gesagt, dass du lächeln sollst«, knurrte er.
Sie lächelte matt. Ja. Es war deutlich zu sehen - ein Grübchen auf der linken Seite. Drustan seufzte tief. Er betrachtete ihr Gesicht, insbesondere das Hexenmal auf ihrem Wangenknochen und fragte sich, wie viele solcher Male sie wohl an noch intimeren Stellen hatte. Er wünschte, er könnte das erforschen und mit der Zunge Linien zwischen diesen Malen ziehen.
Sein Blick verweilte auf dem cremefarbenen Dekollete über dem Mieder.
Ungeduldig schüttelte er den Kopf. »Raus damit. Was ist so wichtig, Engländerin? Warum hast du heute Morgen gelogen, um meine Aufmerksamkeit zu gewinnen?«
»Gwen«, korrigierte sie ihn geistesabwesend. Sie zupfte mit Daumen und Zeigefinger an ihrer Unterlippe - eine Geste, die ihm Unbehagen bereitete.
Mondgöttin, dachte er, und sie sah wirklich aus wie eine Göttin.
»Meinen Namen kennst du bereits, und da du behauptest, so vertraut mit mir zu sein, werde ich nicht auf Förmlichkeit bestehen und von dir verlangen, dass du mich mit >Mylord< ansprichst.«
Ihr finsterer Blick brachte seine Mundwinkel zum Zucken, aber seine Miene blieb unbewegt. Sie ließ diese Bemerkung unkommentiert. Ihre Selbstbeherrschung ärgerte ihn: Ihm wäre lieber, wenn sie aus dem Gleichgewicht geriete und impulsiv reagierte. Das würde ihm das Gefühl vermitteln, er hätte die Situation im Griff.
Sie beobachtete ihn aufmerksam. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, deshalb bitte ich dich, mich bis zum Ende an- zuhören, bevor du wieder wütend wirst. Erst wenn du die gesamte Geschichte gehört hast, kannst du alles verstehen.«
»Du hast vor, mir wieder etwas aufzutischen, was mich zornig macht? Was hast du noch parat? Du hast mich beschuldigt, dir die Unschuld genommen zu haben, und gleichzeitig erklärst du, dass du nicht auf eine Vermählung aus bist. Worauf willst du dann hinaus?«
»Versprichst du mir, mich ausreden zu lassen? Keine Unterbrechungen bis zum Schluss?«
Nach kurzer Überlegung willigte er ein. Silvan hatte ihm gesagt, er wäre in Gefahr. Ihr zuzuhören konnte nicht schaden. Wenn er jetzt wegging, müsste er ständig auf der Hut sein, damit Silvan ihn nicht noch auf dem Abort einsperrte, wo sie ihm durch die geschlossene Tür alles zuschreien konnte, was sie ihm sagen wollte. Zudem war er überzeugt, dass
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