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Die Liebe des Highlanders

Die Liebe des Highlanders

Titel: Die Liebe des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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schlagkräftiger.
    Ja, in den ersten vierzehn Tagen war sie überglücklich gewesen. Doch dann hatte sie die Eibenstöcke geworfen und eine düstere Wolke am Horizont gesehen, die unablässig näher heranrollte. Und sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte den Stöcken, Runen oder Teeblättern nicht mehr über das bevorstehende Unheil entlocken.
    Sie sah nur die Dunkelheit, die ihren einzigen noch lebenden Sohn bedrohte.
    Als sie das letzte Mal die Stöcke befragt hatte, hüllte die Dunkelheit auch einen von Silvans Söhnen ein, allerdings wusste sie nicht, welchen von beiden.
    Manchmal hatte sie das Gefühl, die große Finsternis würde nach ihr greifen und sie verschlingen. Stundenlang saß sie da mit ihren uralten Runen, erforschte die Formen, wiegte sich vor und zurück, bis die Panik nachließ. Die vage Angst war ein Leben lang ihr ständiger Begleiter, sogar schon, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war. Sie konnte nicht riskieren, auch Nevin zu verlieren. Sonst würden diese Schatten sie mit ihren scharfen Klauen zerreißen.
    Sie seufzte und glättete mit zitternden Fingern ihr Haar. Dann warf sie die Stöcke auf den Tisch. Wenn Nevin jetzt in der Hütte wäre, würde er ihr wieder einen seiner ermüdenden Vorträge über Gott und seine geheimnisvollen Ratschlüsse halten.
    Vielen Dank, mein Junge, aber ich vertraue auf meine Stöcke, nicht auf deinen unsichtbaren Gott, der mir nicht antwortet, wenn ich ihn frage , warum er mir vier Söhne genommen und mich mit nur einem zurückgelassen hat.
    Sie studierte das Muster, und die Schlange in ihrer Magengrube spannte sich an. Die Stöcke lagen ganz genau so wie in der letzten Woche. Gefahr - aber sie sah nicht, aus welcher Richtung sie drohte. Wie sollte sie Unheil verhindern, wenn sie nicht wusste, wo es lauerte? Sie durfte ihren fünften und letzten Sohn nicht verlieren. Wenn sie allein war, würde die hungrige Düsternis über sie kommen und sie in die Hölle entführen.
    »Erzählt mir mehr«, flehte sie. »Ich kann nichts unternehmen, wenn ich nicht weiß, welcher der beiden meinem Sohn Schaden zufügen wird.«
     
    Niedergeschlagen sammelte sie die Stöcke ein. Doch dann besann sie sich anders und tat etwas, was eine gute Wahrsagerin nur selten wagte, um die bösen Mächte, die Angst und Verzweiflung ständig witterten, nicht dazu zu verleiten, falsche Muster vorzugaukeln. Sie warf die Stöcke ein zweites Mal.
    Zum Glück erwies sich das Schicksal als sanftmütig und großzügig. Denn als die Stöcke auf den Tisch purzelten, gewährte es ihr eine Vision - so etwas war bisher nur einmal in ihrem Leben geschehen. Sie sah den älteren MacKeltar-Jungen, Drustan, vor ihrem geistigen Auge und hörte das Weinen einer Frau ... und sie sah ihren Sohn - dem Blut von den Lippen tropfte. Sie spürte die Anwesenheit einer vierten Person in dieser Vision, aber das Gesicht war verschwommen.
    Nach einer Weile kam sie zu dem Schluss, dass diese vierte Person, die sie nicht erkannte, Nevin nicht gefährlich werden konnte. Vielleicht war es nur ein harmloser Zuschauer.
    Die weinende Frau war offenbar die, welche ihren Sohn töten würde. Das hatten die Stöcke ihr geweissagt. Die Lady, die Drustan MacKeltar zur Frau nehmen wollte. Besseta schloss fest die Augen; sie sah eine kleine Gestalt und goldenes Haar. Die Frau war ihr fremd.
    Die Vision verblasste, und Besseta war erschöpft und zitterte.
    Sie musste noch vor Drustan MacKeltars Hochzeit etwas unternehmen.
    Er war verlobt - ganz Alba wusste, dass er zum vierten Mal verlobt war. Aber Nevin verlor über die Burgbewohner ärgerlicherweise kaum ein Wort. Besseta hatte keine Ahnung, wann die Hochzeit stattfinden oder die Braut eintreffen sollte.
     
    Je mehr sie versuchte, ihren Sohn auszuhorchen, umso wortkarger wurde er. Er verschwieg ihr viel, und das machte ihr Angst. Anfangs hatte er eine Menge über die Burg und ihre Bewohner erzählt; jetzt erwähnte er kaum noch etwas über seine Tage in der Burg und sprach höchstens von der Arbeit in der Kapelle.
    Die Hütte der Familie Alexander stand in einem Tal am südlichen Rand von Balanoch und war mehr als zwei Weg- stunden von der Burg entfernt. Nevin beaufsichtigte die Renovierungsarbeiten in zwei Kapellen auf dem Anwesen. Deshalb ging er jeden Tag zur Burg, aber für Bessetas schmerzende Gelenke und geschwollene Beine war der Weg zu weit. Die Viertelmeile bis Balanoch schaffte sie noch, an guten Tagen kam sie sogar noch ein Stück weiter; aber bis zur Burg, das war

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