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Die Liebe des letzten Tycoon

Die Liebe des letzten Tycoon

Titel: Die Liebe des letzten Tycoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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vorzukommen, dafür sind Sie zu anständig. Aber Sie sollten die Dinge so sehen, wie sie sind.«
    »Und das wäre?«
    »Dass Sie sich rettungslos in mich verliebt haben. Ich geistere durch Ihre Träume.«
    »Ich hatte Sie vergessen«, versicherte er, »bis ich durch diese Tür kam.«
    »Mit dem Kopf vielleicht. Aber ich wusste sofort, dass Sie der Typ sind, der auf mich…«
    Sie unterbrach sich. Neben ihnen verabschiedeten sich ein Mann und eine Frau, die an ihrem Tisch gesessen hatten. »Grüß sie schön, sag ihr, dass ich sie schrecklich liebhabe«, sagte die Frau. »Euch beide… alle… die Kinder.«
    [126] Stahr konnte nicht so reden, wie heutzutage alle redeten. Als sie zum Aufzug gingen, fiel ihm nichts Besseres ein als:
    »Wahrscheinlich haben Sie völlig recht.«
    »Sie geben es also zu?«
    Er machte einen Rückzieher. »Nein. Es ist einfach Ihre ganze Art. Was Sie sagen… wie Sie gehen… wie Sie gerade jetzt aussehen…« Er merkte, dass sie ein wenig nachgab, und er schöpfte wieder Hoffnung. »Morgen ist Sonntag, meist arbeite ich sonntags, aber wenn Sie sich für irgendetwas in Hollywood interessieren, jemanden kennenlernen oder sehen wollen, will ich mich gern darum kümmern.«
    Sie standen am Aufzug. Er öffnete sich, aber sie ließ ihn wegfahren.
    »Sie sind sehr bescheiden«, sagte sie. »Immer reden Sie davon, mir das Studio zu zeigen und mich herumzuführen. Sind Sie nie allein?«
    »Morgen werde ich sehr allein sein.«
    »Mir kommen die Tränen! Der Mann könnte sämtliche Stars um sich herumtanzen lassen, und er entscheidet sich für mich.«
    Er lächelte. Den Hieb hatte er sich selber zuzuschreiben.
    Der Aufzug war wieder da. Sie winkte, er solle warten.
    »Ich bin eine schwache Frau«, sagte sie. »Wenn ich verspreche, mich morgen mit Ihnen zu treffen – werden Sie mich dann in Ruhe lassen? Nein, natürlich nicht. Sie werden mich nur noch mehr plagen. Es führt zu nichts Gutem, es kann nur schaden. Und deshalb sage ich: danke sehr, aber danke nein.«
    Sie stieg in den Aufzug. Stahr folgte ihr, und lächelnd [127] fuhren sie die zwei Etagen in die Lobby hinunter, wo sich auch kleine Geschäfte befanden. Hier, von Polizei in Zaum gehalten, stand die Masse, Köpfe und Schultern vorgereckt, um in den Durchgang schauen zu können. Kathleen fröstelte.
    »Sie sahen so sonderbar aus, als ich kam«, sagte sie. »Als wären sie mir böse, weil ich nicht berühmt bin.«
    »Ich kenne einen anderen Weg nach draußen«, sagte Stahr.
    Durch einen Drugstore gelangten sie in eine Gasse, die sie auf den Parkplatz und in die klare kühle kalifornische Nacht entließ. Der Ball schien ihm jetzt sehr fern, und ihr ging es nicht anders.
    »Früher haben hier viele Leute vom Film gewohnt«, sagte er. »John Barrymore und Pola Negri in den Bungalows dort. Und in dem hohen schmalen Apartmenthaus gegenüber wohnte Connie Talmadge.«
    »Wohnt hier jetzt niemand mehr?«
    »Die Studios sind aufs Land gezogen. Das heißt, früher war da mal plattes Land. Aber ich habe hier so manche schöne Stunde verbracht.«
    Dass vor zehn Jahren auch Minna und ihre Mutter in einer der Wohnungen gegenüber gelebt hatten, sagte er nicht.
    »Wie alt sind Sie?«, fragte sie plötzlich.
    »Ich habe die Übersicht verloren – fast fünfunddreißig, glaube ich.«
    »Am Tisch hieß es, Sie wären ein Wunderkind.«
    »Das bin ich bestimmt noch mit sechzig«, sagte er gereizt. »Wir sehen uns morgen?«
    »Ja, gut. Wo?«
    Es fiel ihnen kein Treffpunkt ein. Zu einer Hausparty [128] mochte sie nicht gehen, auch nicht aufs Land, auch nicht zum Schwimmen, obgleich sie bei diesem Vorschlag zögerte, nicht in ein Prominentenrestaurant. Es war offenbar nicht so einfach, es ihr recht zu machen, aber sie hatte wohl ihre Gründe, er würde sie noch erfahren. Vielleicht war sie die Schwester oder Tochter einer prominenten Persönlichkeit und hatte versprochen, sich im Hindergrund zu halten. Er könne sie abholen, schlug er vor, und dann könnten sie sich entscheiden.
    »Nein, das geht nicht«, sagte sie. »Warum nicht hier? An der gleichen Stelle.«
    Er nickte und deutete auf den Torbogen, unter dem sie standen.
    Er setzte sie in ihr Auto, für das ein wohlmeinender Händler achtzig Dollar gegeben hätte, und sah der davonratternden Kiste nach. Am Hoteleingang hörte man Hochrufe, als ein Publikumsliebling herauskam, und Stahr überlegte, ob er sich zeigen und ihn grüßen sollte.
    An dieser Stelle nimmt Cecelia selbst die Erzählung wieder auf.

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