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Die Liebe des letzten Tycoon

Die Liebe des letzten Tycoon

Titel: Die Liebe des letzten Tycoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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Schließlich kam Stahr wieder – inzwischen war es halb vier – und tanzte mit mir.
    »Wie geht es dir?«, fragte er, als hätte er mich nicht heute Vormittag erst gesehen. »Ein Bekannter hat mich in ein langes Gespräch verwickelt.«
    Er wollte es geheimhalten. So wichtig war es ihm also.
    »Ich bin ein bisschen mit ihm herumgefahren«, sagte er harmlos. »Dass dieser Teil von Hollywood sich derart verändert hatte, war mir nicht bewusst.«
    »Er hat sich verändert?«
    [129] »O ja. Von Grund auf. Nicht wiederzuerkennen. Nagele mich nicht auf Einzelheiten fest, aber es ist alles anders geworden. Alles. Wie eine neue Stadt.« Nach einer kleinen Pause setzte er hinzu: »Ich hatte keine Ahnung, wie sehr es sich verändert hat.«
    »Wer war der Mann?«, fragte ich beherzt.
    »Ein alter Freund«, sagte er unbestimmt. »Jemand von früher.«
    Ich hatte Wylie gebeten, unauffällig in Erfahrung zu bringen, wer sie war. Er war zu ihrem Tisch hinübergegangen, und die abgetakelte Diva hatte ihn aufgeregt gedrängt, sich doch zu ihnen zu setzen. Nein, sie wusste nicht, wer die Frau war, die Freundin einer Freundin von irgendwem, selbst der Mann, mit dem sie gekommen war, wusste es nicht.
    Also tanzten Stahr und ich zu der wunderbaren Musik von Glenn Millers I’m on a See-saw. Inzwischen konnte man gut tanzen, wir hatten viel Platz. Aber wir waren sehr allein, seit die Frau gegangen war. Es war uns beiden, als hätte sie den Abend mitgenommen, sie nahm auch den stechenden Schmerz mit, den ich empfunden hatte, und ließ den großen Ballsaal leer und ohne Gefühle zurück. Jetzt war da nichts mehr, und ich tanzte mit einem geistesabwesenden Mann, der mir erzählte, wie sehr Los Angeles sich verändert hatte.

[130] 11
    Sie trafen sich am folgenden Nachmittag als Fremde in einem fremden Land. Die vergangene Nacht gab es nicht mehr, die Frau, mit der er getanzt hatte, gab es nicht mehr. Ein Hut in gedämpftem Blaurosa mit einem neckischen kleinen Schleier kam über die Terrasse auf ihn zu, hielt inne, musterte ihn forschend. Auch Stahr war fremd für sie, in dem braunen Anzug mit der dunklen Krawatte war er schärfer umrissen als in dem Smoking oder als bloßes Gesicht, bloße Stimme im Dunkel ihrer ersten Begegnung.
    Er begriff zuerst, dass sie sich gleich geblieben war – das, was er von ihrem Gesicht sehen konnte, war Minnas Gesicht, leuchtend, mit schneeweißen Schläfen und opalisierender Stirn, kokosfarbenem lockigen Haar. Er hätte sie mit fast familiärer Vertrautheit in die Arme nehmen und an sich ziehen können, schon kannte er den Flaum auf ihrem Nacken, jeden einzelnen Wirbel ihres Rückgrats, ihre Augenwinkel und ihre Art zu atmen, spürte im Voraus den Stoff der Sachen, die sie tragen würde.
    »Haben Sie die ganze Nacht hier gewartet?« Ihre Stimme war wie ein Hauch.
    »Ich habe mich nicht vom Fleck bewegt.«
    Ein Problem war nach wie vor ungelöst: Sie wussten nicht recht, wohin.
    [131] »Ich hätte gern Tee«, meinte sie, »wenn es ein Lokal gibt, wo Sie nicht bekannt sind.«
    »Das klingt, als hätte einer von uns einen schlechten Ruf.«
    »Ja, nicht?« Sie lachte.
    »Wir fahren ans Meer«, schlug Stahr vor. »Da kenne ich ein Lokal, in dem mich mal ein dressierter Seehund verfolgt hat.«
    »Meinen Sie, der Seehund könnte Tee machen?«
    »Wozu ist er schließlich dressiert? Und ausplaudern kann er nichts, so gut war die Dressur wohl auch wieder nicht. Was zum Teufel wollen Sie verbergen?«
    »Vielleicht die Zukunft«, sagte sie nach einer kleinen Pause leichthin – und das konnte nun alles oder nichts bedeuten.
    Im Vorüberfahren deutete sie auf ihre alte Klapperkiste, die auf dem Parkplatz stand.
    »Glauben Sie, dass der Wagen da sicher ist?«
    »Kaum. Ich hab schwarzbärtige Ausländer da herumstreichen sehen.«
    Kathleen sah ihn erschrocken an. »Wirklich?« Dann sah sie, dass er lächelte. »Ich glaube Ihnen eben alles aufs Wort«, sagte sie. »Sie sind so sanftmütig, dass ich überhaupt nicht verstehe, warum alle Angst vor Ihnen haben.« Sie musterte ihn wohlgefällig und ein wenig besorgt wegen seiner Blässe, die in der hellen Nachmittagssonne noch stärker hervortrat. »Arbeiten Sie sehr viel? Arbeiten Sie wirklich immer am Sonntag?«
    Er ging auf ihre Anteilnahme ein, die unpersönlich, aber nicht oberflächlich war.
    [132] »Nicht immer. Wir… wir hatten mal ein Haus mit Pool und allem Drum und Dran – und sonntags kam Besuch. Ich habe Tennis gespielt und bin geschwommen. Das mache ich jetzt

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