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Die Liebe des letzten Tycoon

Die Liebe des letzten Tycoon

Titel: Die Liebe des letzten Tycoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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gesagt.«
    »Und warum hast du mich dann angerufen?«
    Sie zögerte.
    »Ich wollte dich noch einmal sehen. Und außerdem… eigentlich sollte er heute kommen, aber gestern Abend hat er telegraphiert, dass er noch eine Woche braucht. Ich wollte mit einem Freund sprechen – und du bist doch mein Freund.«
    Er begehrte sie jetzt sehr, aber etwas in ihm blieb [188] unberührt und flüsterte: Sie will wissen, ob ich in sie verliebt bin, ob ich sie heiraten will. Dann wird sie sich überlegen, ob sie diesen Mann sausen lässt oder nicht. Sie wird erst darüber nachdenken, wenn ich mich festgelegt habe.
    »Liebst du den Amerikaner?«
    »Ja, natürlich. Es ist alles ausgemacht. Er hat mir das Leben und den Verstand gerettet. Er reist meinetwegen um die halbe Welt. Darauf habe ich bestanden.«
    »Aber liebst du ihn?«
    »Aber ja, ich liebe ihn.«
    Das »aber ja« verriet das Gegenteil, drängte ihn, sich zu erklären, verhieß ihm, dass sie ihn verstehen würde. Er nahm sie in die Arme, küsste sie absichtsvoll auf den Mund und hielt sie lange fest. Wie warm es war.
    »Nicht heute«, flüsterte sie.
    »Wie du meinst.«
    Sie fuhren über die Selbstmordbrücke mit dem neuen hohen Gitterzaun.
    »Ich weiß, wozu der sein soll«, sagte sie. »Aber ich finde es schrecklich dumm. Kein Engländer nimmt sich das Leben, wenn er mal nicht bekommt, was er will.«
    In einer Hotelauffahrt wendeten sie und fuhren zurück. Es war eine dunkle, mondlose Nacht. Die Welle der Lust war verebbt, und eine Weile schwiegen sie beide. Kathleens Geschichten von Königen hatten ihn wie in einer Rückblende zurückversetzt auf die gleißende Main Street von Erie, Pennsylvania. Damals war er fünfzehn gewesen. Dort gab es ein Restaurant mit Hummern im Schaufenster, grünem Pflanzengeschlinge, hellen Lichtern, die auf eine Muschelgrotte fielen, und hinter einem roten Vorhang – [189] unheimlich fremd, düster und geheimnisvoll – Gäste und Geigenklänge. Wenig später war er dann nach New York gegangen. Die Frau an seiner Seite erinnerte ihn an die frischen Fische und die Hummer auf Eis im Schaufenster. Sie war die Beautiful Doll aus dem alten Schlager. Minna war nie Beautiful Doll gewesen.
    Sie sahen sich an, und ihr Blick fragte: »Soll ich den Amerikaner heiraten?« Er antwortete nicht. Nach einer Weile sagte er:
    »Lass uns übers Wochenende wegfahren.«
    Sie überlegte. »Meinst du morgen?«
    »Ja, leider.«
    »Ich sag dir morgen Bescheid.«
    »Sag es mir heute. Ich habe sonst Angst…«
    »…einen Brief im Auto zu finden?«, lachte sie. »Nein, es liegt kein Brief drin. Du weißt jetzt fast alles.«
    »Fast alles.«
    »Ja, fast. Bis auf ein paar Kleinigkeiten.«
    Auch die würde sie ihm noch erzählen müssen. Morgen. Er bezweifelte – oder wollte bezweifeln –, dass er auf ein Labyrinth von Affären stoßen würde. Auf »den Mann«, den König, war sie fixiert gewesen, stark und lange. Drei Jahre in einer völlig abartigen Position, mit einem Fuß im Schloss, mit dem anderen immer im Hintergrund.
    »Man musste viel lachen«, sagte sie. »Mit der Zeit habe ich das gelernt.«
    »Er hätte dich heiraten können – wie Mrs. Simpson«, hielt Stahr dagegen.
    »Er war ja verheiratet. Und er war kein Romantiker.« Sie hielt inne.
    [190] »Und ich bin einer?«
    »Ja«, sagte sie widerstrebend, als müsste sie sich von einer Trumpfkarte trennen. »Zu einem Teil jedenfalls. Du bestehst aus drei oder vier verschiedenen Personen, aber alle sind offen und unverstellt. Wie alle Amerikaner.«
    Er lächelte. »Hüte dich davor, den Amerikanern rückhaltlos zu trauen. Mag sein, dass sie offen und unverstellt sind, aber sie wandeln sich sehr schnell.«
    »Wirklich?«, fragte sie bestürzt. »Du machst mir Angst. Ich habe mich bei Amerikanern immer sehr sicher gefühlt.«
    Sie wirkte plötzlich so allein, dass er ihre Hand nahm.
    »Wohin wollen wir fahren?«, fragte er. »In die Berge vielleicht. Ich stecke morgen eigentlich über beide Ohren in Arbeit, aber das lasse ich alles liegen. Wenn wir um vier losfahren, können wir am späten Nachmittag da sein.«
    »Ach, ich weiß nicht. Ich bin ein bisschen durcheinander. Irgendwie bin ich nicht mehr die Frau, die nach Kalifornien gegangen ist, um ein neues Leben anzufangen.«
    Jetzt hätte er sagen können, sagen müssen: »Es ist ein neues Leben«, denn er wusste, dass es so war, er wusste, dass er sie nicht loslassen konnte, aber eine andere Stimme in ihm mahnte, als erwachsener Mensch und Nichtromantiker einmal

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