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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Kullo!‹, aber sie hat’s nich geklingelt, trotzwohl
culo
auf Spanisch Toches heißt. Nee, nee, sie is ’ne falsche Hutsche, ’ne Metze, ’ne Schickse, ja, das isse.«
    »Nein, das ist sie nicht. Vielleicht war sie es einmal, aber sie hat sich sehr gewandelt. Jeder hat das Recht, sich zu bessern. Wenn das niemand akzeptieren würde, gäbe es auf der Welt nur schlechte Menschen. Vergiss nicht, dass du selbst einmal vom Saulus zum Paulus wurdest, nachdem du mich an die Inquisition verraten hattest.«
    Daraufhin sagte der Zwerg nichts, nur sein Fischmündchen stülpte sich vor.
    Vitus tat das Gesagte schon leid. Er knuffte dem Wicht freundschaftlich in die Seite. »Entschuldige, das war eben überflüssig. Aber was mir gerade einfällt: Du scheinst für deine wenig schmeichelhaften Erwiderungen ziemlich lange gebraucht zu haben. Ich kann mich erinnern, dass ich schon eingeschlafen war, als Isabella zurückkam.«
    »Wiewo? Was truschst du da? Die Metze war nich langelig bei mir, ’ne Handvoll Minuten vielleicht, mehr nich.«
    Vitus wunderte sich. »Das kann nicht sein. Vielleicht hat sie sich noch an der Feuerstelle aufgewärmt? Es war doch eine kühle Nacht?« Die Feuerstelle war für die gesamte Besatzung der wichtigste Ort an Bord, denn hier wurde die Suppe gegart und das Essen gekocht. Hier ging man hin, wenn man einen neugierigen Blick in die Töpfe werfen oder sich mit dem Koch gutstellen wollte. Und: Hier ging man hin, wenn – was selten genug vorkam – ein Quantum Brandy ausgeschenkt wurde.
    Die Feuerstelle befand sich wind- und spritzwassergeschützt direkt hinter dem flachen Vorkastell und bestand aus einem steinernen Geviert. Allerdings brannte das Feuer darin nur bei leidlichem Wetter, denn sobald der Wind zunahm und drohend durch die Takelage pfiff, wurden die Flammen gelöscht. Die Brandgefahr wäre sonst zu groß gewesen.
    »Nee, sie hat sich den Toches nich gewärmt, sie is dann gleich weiter, hat gesacht, sie muss retour zu ihrem Örl. Na, ich muss nu auch, will noch an der Brüh trafacken, essis bald Spachtelzeit.«
    »Gehab dich wohl, Zwerg.« Vitus blickte dem Winzling nach und wunderte sich. Seinem Gefühl nach war Isabella viel länger fort gewesen.
    Aber vielleicht bildete er sich das nur ein.
     
     
     
    Am Spätnachmittag hatte sich die gesamte englische Flotte vor Calais versammelt, nur Lord Seymour mit seinem Geschwader hielt sich zurück.
    Er stand mit seinen Schiffen vor der Themsemündung und bewachte diese.
    Steel befand sich mit Vitus auf dem Kommandantendeck und beobachtete die zahlreichen spanischen Galeonen, die in einiger Entfernung um ihre Ankertrossen schwoiten. Don Pedro, der an Bord völlige Bewegungsfreiheit genoss, stand neben ihnen. Er prüfte mit dem Blick des Seemanns Wind und Wetter und sagte: »Der Wind fegt zum Hafen hinein, Capitán, ich frage mich, warum Eure Schiffe nicht angreifen.«
    »Ha, ha, Don Pedro! Ihr beliebt zu scherzen. Lordadmiral Howard wäre schön dumm, würde er das tun. Eure Landsleute könnten unsere Schiffe dann in aller Ruhe wie Spatzen abschießen – von der Hafenbatterie mal ganz abgesehen.«
    »Was hat Howard denn vor?«
    »Wer weiß, wer weiß. Ich ahne etwas, aber die Sache ist zu geheim, als dass ich über sie plaudern könnte.«
    »Aber, Capitán, an wen sollte ich hier an Bord Geheimnisse verraten?«
    »Es muss Euch genügen, dass ich nicht darüber reden will.«
    »Wie es Euch beliebt.«
    Vitus wollte die Situation etwas entschärfen, indem er Don Pedro fragte: »Was macht eigentlich Eure Kopfwunde? Soviel ich weiß, wechselt Stonewell regelmäßig Euren Verband, aber Ihr ähnelt noch immer – wenn ich es mit Euren eigenen Worten sagen darf – dem Türken Ali Pascha in der Seeschlacht von Lepanto.«
    Don Pedro lachte höflich. »Euer Assistent Stonewell ist mit meinen Fortschritten sehr zufrieden. Er sagte mir, in den nächsten Tagen könne der Verband entfernt werden.«
    Steel fragte: »Wie seid Ihr eigentlich auf den Vergleich mit dem Türken Ali Pascha gekommen, Don Pedro? Soviel ich weiß war er der kommandierende Admiral der osmanischen Flotte. Habt Ihr an der Schlacht persönlich teilgenommen?«
    Das Gesicht des Spaniers nahm einen selbstbewussten Ausdruck an. »Das habe ich. Ich war damals noch ein sehr junger Mann – gerade mal achtzehn Jahre alt –, aber ich habe auf dem Flaggschiff von Don Juan de Austria mitgefochten. Es war ein langer und erbitterter Kampf, der den ganzen Tag über anhielt, aber am Ende hatte

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