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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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anzünden ließ. Sie sind bis zum Schanzkleid vollgestopft mit Teer, Werg, Reisigbündeln und anderen leicht brennbaren Stoffen und wurden von den mutigsten unserer Männer so weit wie möglich an den Feind herangesteuert. Dann haben sie im letzten Augenblick das Schiff verlassen. Jetzt treibt es führer- und steuerlos. Es wird eine furchtbare Waffe sein – wenn es sein Ziel erreicht.«
    »Heilige Mutter Maria«, flüsterte Don Pedro. »Brander.« Als erfahrener Admiral wusste er um die verheerende Wirkung, die Brander ausrichten konnten, wenn sie auf eine dicht an dicht ankernde Flotte trafen. Das Feuer würde überspringen, sich wie ein gieriges Tier von Schiff zu Schiff fressen und eine Katastrophe auslösen.
    Und genau so kam es.
    Brander auf Brander trieb mit Hilfe von Wind und Strom auf den Hafen zu, während die Spanier, die erst nach und nach merkten, in welch großer Gefahr sie schwebten, schreiend und gestikulierend an Deck ihrer Schiffe erschienen und Abfangboote klarmachten, die versuchen sollten, die lodernden Brander mit Haken und Stangen unter Kontrolle zu bringen und wegzuschleppen.
    Wie von Furien gehetzt nahmen andere Handpumpen in Betrieb, rollten Schläuche aus, verteilten Feueräxte, bildeten Eimerketten und hasteten zu den Winschen, um die Anker aus dem Grund der Reede zu hieven. Fort, nur fort von den todbringenden, alles zerstörenden Flammen!
    Doch für einige der prachtvollen Galeonen und Karacken war es zu spät. Sie konnten nicht mehr ausweichen, sie versuchten es wohl, doch es waren ihrer zu viele, die dem Verderben entrinnen wollten, und so kam es, dass sie sich selbst behinderten, dass ihre Takelagen sich ineinander verhakten, dass sie sich gegenseitig rammten.
    »Heilige Mutter Maria«, flüsterte Don Pedro.
    Eine gewaltige Explosion fegte die letzten Silben seiner Worte fort. Einen der riesigen Kauffahrer hatte es erwischt. Er glich einem lodernden Scheiterhaufen. Segel, Stengen, Spieren flogen durch die Luft, als hätte ein Vulkan sie ausgespien; Masten brachen, Stage erschlafften, eine Flammenhölle aus Irrwitz und Gefräßigkeit verrichtete ihr grausames Werk und vernichtete in wenigen Minuten das ganze Schiff. Rufe, Befehle, Gebete waren über Hunderte von Yards zu hören, wurden lauter, schriller – und verstummten schließlich ganz.
    Howard mit seinen Schiffen und auch Drake taten ein Übriges: Sie feuerten pausenlos auf die wehrlosen Spanier, schossen Salve auf Salve auf die zwischen schweren Rauchwolken immer wieder sichtbar werdenden Schiffsrümpfe und schafften dadurch noch mehr Hysterie.
    Weitere Schiffe fingen Feuer, das Prasseln der alles verschlingenden, bis in den Himmel schießenden Flammen glich dem Rauschen eines Wasserfalls, doch alles Wasser der Welt hätte hier nicht mehr geholfen. Die Schiffe brannten wie Stroh, und die Menschen verbrannten mit den Schiffen.
    »Heilige Mutter Maria«, flüsterte Don Pedro zum dritten Mal. Er merkte nicht einmal, dass er sprach – geschweige denn, dass er sich wiederholte.
    Steels Bassstimme dröhnte unerwartet leise: »Arme Teufel da drüben. Müssen sich fühlen wie am Tag des Jüngsten Gerichts. Gut, dass wir sicheren Abstand haben. Gut, dass Lady Nina das nicht mitansehen muss.«
    »Da habt Ihr recht Captain«, pflichtete Vitus ihm bei. Und Stonewell, der aus den Tiefen der
Camborne,
wo er sich um die Verletzten gekümmert hatte, nach oben gekommen war, rief: »Großer Gott, das muss die Hölle sein! So etwas habe ich noch nie gesehen und werde es auch nie wieder sehen. Ein Bild der Verderbnis, ein Fanal, dass endlich Frieden einkehren möge! Welch ein Armageddon, mir fehlen die Worte!«
    Steel grunzte: »Vermaledeiter Krieg!«
    Vitus sagte, und seine Worte klangen dabei fast erleichtert: »Den meisten Dons scheint trotz allem die Flucht zu gelingen. Sie kappen die Ankertrossen ihrer Schiffe, sie befreien sich und lavieren auf engstem Raum, sie scheinen tatsächlich Ordnung in das Chaos zu bringen.«
    »Gute Seeleute sind sie«, bestätigte Steel. »Das muss der Neid ihnen lassen.«
    »Sie sind Menschen wie wir alle«, sagte Stonewell.
    »An Euch ist wohl ein Prediger verlorengegangen. Ihr scheint zu vergessen, dass diese ›Menschen‹ unser gutes altes England überfallen wollen und …«
    Vitus unterbrach: »Da! Sie wenden sich nach Norden und wollen hinaus in den Kanal.«
    »Ja«, sagte Steel. »Es bleibt ihnen auch gar nichts anderes übrig, denn im Westen steht Howard, und von Süden her fließt der

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