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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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die Heilige Liga, die mit dem Segen des Papstes stritt, den Sieg errungen. Zum Dank wollte Pius V. Don Juan mit einem Königreich belohnen, aber daraus wurde leider nichts. Don Juan, der, wie Ihr vielleicht wisst, der Halbbruder unserer Allerkatholischsten Majestät Philipps II . war, starb viel zu jung anno 1578 an Fleckfieber.«
    »Ja, ja, wen die Götter lieben, den nehmen sie früh zu sich.« Steel lachte und merkte im gleichen Atemzug, wie ketzerisch dieser Satz in einem katholischen Ohr klingen musste. Deshalb fuhr er hastig fort: »Nanu, ich glaube, wir bekommen Besuch!«
    In der Tat näherte sich eine Pinasse – es war wie so oft die
Sun
 – und überbrachte eine Nachricht für ihn. Vitus und Don Pedro wollten sich höflich entfernen, aber Steel hieß sie bleiben. Er öffnete das Schreiben, las, spitzte die Lippen und verkündete dann: »Dacht’ ich mir’s doch, das wird ein heißer Tanz.«
    Seine beiden Gäste schwiegen dazu. Schließlich hatte Steel deutlich genug gemacht, dass er die verschlossene Auster spielen wollte.
    Doch dass nun gar keine Reaktion kam, passte ihm auch wieder nicht. Deshalb sagte er dröhnend: »Gentlemen, es bleibt dabei, Ihr werdet von mir nichts über die geplanten, äh, Aktionen in der Nacht erfahren, nur so viel: Lordadmiral Howard hat mich aus Sicherheitsgründen angewiesen, die Geschehnisse aus einem größeren Abstand zu verfolgen. Ich habe Befehl, mit meiner
Camborne
eine halbe Meile weiter westlich zu kreuzen.«
    Mit dieser Information konnten weder Vitus noch Don Pedro viel anfangen, aber sie harrten bei Steel aus, denn sie spürten, dass etwas Außergewöhnliches in der Luft lag.
    Isabella, die sich bis zu diesem Zeitpunkt in ihrer Kammer aufgehalten hatte, schien das ebenfalls zu spüren, denn sie kam an Deck und wollte sich zu den Herren gesellen. Doch auch dagegen hatte Steel etwas. Freundlich, aber bestimmt wies er sie an, sie möge sich bitte schön zurückziehen, der Aufenthalt auf dem Kommandantendeck sei dieses Mal zu gefährlich. Sie versuchte es noch einmal mit betörendem Blick, aber Steel ließ sich nicht erweichen: »Lady Nina«, erklärte er, »ich bin der Captain hier, ich habe die Verantwortung für Leib und Leben aller an Bord Befindlichen, auch für eine junge Dame wie Euch. Bitte fügt Euch meinem Befehl.«
    Während die
Camborne
die befohlene Distanz herstellte, ging der Tag in den Abend über. Es dunkelte, Lichter flackerten auf, erst am Ufer, dann auf den Galeonen der Spanier. Auch Steel ließ die große Hecklaterne der
Camborne
anzünden. Sie warf einen fahlen Schein auf das ganze Schiff.
    Als würden sie ahnen, dass etwas Besonderes bevorstand, tauchten überall an Bord Grüppchen von Matrosen auf, die schweigend zur Reede hinüberstarrten. Zwischen ihnen und den ankernden Spaniern bewegten sich wie drohende Schatten die Schiffe des Lordadmirals.
    »Howard hat die Lichter auf seinen Schiffen nicht entzünden lassen«, bemerkte Vitus. »Das ist bei der Dunkelheit nicht ungefährlich.«
    »Hat aber durchaus seinen Sinn«, ergänzte Steel vielsagend.
    Gemeinsam harrten sie der Dinge, die da kommen sollten. Steel zeigte sich als guter Gastgeber und ließ nach einer Stunde etwas Trinkbares auf das Kommandantendeck bringen. Es handelte sich um starken Gin, den er in doppelter Portion einschenken ließ. Einerseits der Stärkung, andererseits der kühlen Temperaturen wegen, denn die Nacht war sternenklar. »
Cheers,
Gentlemen!«
    Man trank und fasste sich weiter in Geduld. Kurz vor Mitternacht, die Schiffe der englischen Flotte hatten unterdessen ebenfalls ihre Lichter gesetzt, kippte die Tide, und der Wind blies stetig aus Südsüdwest. Wann würde das, was Steel so geheimnisvoll angekündigt hatte, endlich losgehen?
    »Feuer!«, ertönte plötzlich der Ruf von einigen Matrosen, die in den Steuerbordwanten des Hauptmasts standen und lange Hälse machten. Einer von ihnen wies mit dem ausgestreckten Arm auf einen Punkt, der nur wenige hundert Yards entfernt lag. Ein Schiff schwamm da, aus dessen offenen Geschützpforten Flammen und Rauch herausschlugen. Die Flammen wurden heller, größer, gieriger, sie bemächtigten sich in Windeseile des ganzen Schiffs und machten es zu einem krachenden, knisternden Feuerball.
    Der Feuerball trieb direkt auf die vor Anker liegenden Spanier zu.
    Es könnte die Bark
Talbot
sein«, dröhnte Steel. »Oder die
Angel,
genau weiß ich es nicht. Sie ist eines von acht alten Kähnen, die Lordadmiral Howard mit voller Absicht

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