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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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bis zehn Geschwadern, mindestens hundertdreißig Schiffen, zwanzigtausend Soldaten und dreitausend Kanonen aufnehmen müssen – einer geballten Streitmacht, die schier unüberwindlich schien.
    »Das wird ein netter Tanz im Kanal«, befand Taggart. »Höchste Zeit, den Dons die Hecklaterne zu zeigen. Tipperton, befreit mein Deck von Euch und Eurem Schreibmöbel und kühlt mir ein paar Gläser Rheinwein. McQuarrie …!«
    »Sir?« Der drahtige Schotte eilte herbei.
    »Wir gehen mit dem Heck durch den Wind! Fertigmachen zur Halse, neuer Kurs Nordwest!«
    »Aye, aye, Sir, fertigmachen zur Halse, neuer Kurs Nordwest!«, wiederholte McQuarrie und scheuchte die Männer der Wache an die Brassen.
    »Neuer Kurs Nordwest«, wiederholte auch der Rudergänger am Kolderstab.
    »Jetzt rauschen wir ihnen davon«, knurrte Taggart und stelzte zufrieden in seine Kajüte.
     
     
     
    Am späten Abend dieses turbulenten Tages versuchte Vitus, es sich auf dem Operationstisch bequem zu machen, doch wie schon in den Nächten zuvor, gelang ihm das nicht. Der Rücken zwickte und zwackte an allen Ecken und Enden. Zwar hatte er seine Matratze mit nach unten genommen, aber die reichte nicht aus. Er brauchte eine weitere. Doch woher nehmen? Die dritte Koje in Doktor Halls Kammer fiel ihm ein, die war unbenutzt und bot eine weitere, willkommene Unterlage. Wieso hatte er nicht früher daran gedacht?
    Er stand ächzend auf und stieg die Decks hinauf nach oben. Fast hätte er angeklopft, aber das ging natürlich nicht. Ein Mann, der seine eigene Kammer betrat, klopfte nicht an. »Störe ich?«, fragte er beim Eintreten – und sah augenblicklich, dass er tatsächlich störte, denn Isabella lag mit entblößtem Oberkörper auf ihrem Bett. Ihre Brüste schimmerten rosig im milden Schein einer Laterne.
    »Oh, Verzeihung, damit hatte ich nicht gerechnet«, murmelte er und blickte weg.
    »Du störst nicht«, sagte Isabella. Ihre Stimme klang metallisch und kokett zugleich.
    »Zieh dir was über.« Vitus ging an ihr vorbei und nahm die Matratze aus der Fensterkoje. Dann drehte er sich ihr wieder zu, die Matratze als Sichtschutz benutzend. »Ich brauche nur eine Unterlage für meinen Rücken.«
    »Du kannst ruhig gucken.«
    »Ich will nicht gucken. Ich will hinunter und schlafen.« Er strebte dem Ausgang zu, wurde aber erneut von ihr aufgehalten. »Nun guck schon!«
    Vitus ließ die Matratze sinken und sah, dass sie sein Hemd übergestreift hatte. Fast war er ein wenig enttäuscht darüber. »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht – Mylord!« Isabella hielt Vitus ihre Rechte mit gespielter Grazie zum Handkuss hin. Er sah, dass an ihrem Mittelfinger ein Wappenring steckte. Sein Ring! Er brauchte einen Augenblick, um die Ungeheuerlichkeit zu begreifen. »Du hast in meiner Kiepe herumgeschnüffelt!«, presste er schließlich hervor.
    »Ich habe mal einen Blick hineingeworfen, mehr nicht.«
    »Was fällt dir ein, gib sofort den Ring her!«
    »Hol ihn dir doch.« Wieder klang ihre Stimme kokett.
    Vitus griff danach, doch blitzschnell zog sie ihre Hand zurück. Nun wurde es ihm zu bunt, er legte die Matratze zur Seite und beugte sich zu ihr hinunter. Eine Ader schwoll an seiner Stirn, Gesicht an Gesicht drohte er ihr: »Du gibst sofort den Ring zurück, sonst versohle ich dir eigenhändig den Hintern!«
    »Das wagst du nicht.«
    »Verlass dich nicht darauf!«
    »Bist du wirklich ein Earl?«
    »Herrgott, ja, nun gib mir endlich meinen Ring.«
    »Kennst du die Königin persönlich?«
    »Ja, allerdings.«
    »Hast du ein Schloss, hast du Dienerschaft, hast du Ländereien?«
    »Ja, ja, ja.«
    »Ich glaube dir nicht.«
    »Dann eben nicht.«
    »Ein richtiger Earl würde sich niemals von seinem Ring trennen; er würde ihn immer tragen.«
    »Ich trage ihn nicht, weil er mich in der Ausübung meiner Aufgaben behindern würde.«
    »Pah, Wundschneider, was tust du denn schon den ganzen Tag! Untersuchst Krethi und Plethi und schmierst die Knie vom Capitán mit irgendwelchem Zeugs ein.«
    »Genau das tue ich. Und dabei trage ich die Nase nicht hoch und bilde mir nichts ein auf meine adlige Herkunft – wie andere hier an Bord.«
    »Culero!«
Isabella schlug ihm ins Gesicht.
    Vitus lief puterrot an, er zitterte vor Wut. »Ich bin noch nie von einer Frau geschlagen worden«, stieß er hervor. »Danke deinem Schöpfer, dass er aus dir keinen Mann gemacht hat. Du wärst sonst tot.«
    Er nahm seine Matratze und ging zur Tür. Als er sie öffnete, hielt ihn ihr Ruf zurück: »Hier,

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