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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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setzte sich auf die Bettkante und drehte ihren Körper zu sich. »Großer Gott, wie siehst du denn aus!«
    Isabella schlug die Hände vors Gesicht. »Ich … ich bin überfallen worden.«
    Er wollte fragen, wie das geschehen konnte, wollte die Hintergründe erfahren, den Ablauf des Verbrechens, doch er spürte, dass jedes Wort zu viel sein würde. So beschränkte er sich darauf, weiter ihre Schulter zu streicheln.
    Geraume Zeit verging, bis Isabella sich so weit beruhigt hatte, dass sie sprechen konnte.
    »Was ist passiert?«, fragte er ruhig.
    »Es war gestern am späten Abend«, sagte sie stockend. »Ich wollte noch einmal frische Luft schöpfen und ging ans Ufer der Themse …«
    Nur langsam fand Isabella ihre Fassung wieder. Sie erzählte, sie sei von zwei unbekannten Männern überfallen und beraubt worden.
    Er presste vor Wut die Zähne aufeinander. »Sie haben dich arg zugerichtet. Gnade ihnen Gott, sollte ich sie jemals erwischen! Zeig mir dein Gesicht.«
    Sie tat es widerstrebend.
    Er tastete es ab und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass weder Nase noch Jochbeine gebrochen waren. »Du hast großes Glück gehabt, außer einer gehörigen Schwellung an der rechten Kopfseite scheint nichts verletzt zu sein. Oder hast du noch andere, äh, Misshandlungen über dich ergehen lassen müssen? Du weißt schon, was ich meine?«
    »Nein.«
    »Gott sei Dank. Warte einen Augenblick.«
    Er ging hinüber in sein Zimmer und kam mit einer kalten Kompresse zurück. »Die hältst du an dein Gesicht. Ab und zu wässerst du sie neu, wringst sie aus und legst sie wieder an.«
    »Ja, Wundschneider … ich meine, Vitus.« Sie drückte die Kompresse auf die Prellung.
    »So ist es richtig. Es sieht aus, als hätte dich jemand mit einem stumpfen Gegenstand geschlagen.«
    »Es war ein Stiefeltritt.«
    »Diese Feiglinge! Eine am Boden liegende Frau zu treten! Weißt du die Namen der beiden Übeltäter? Hast du gehört, wie sie einander ansprachen? Wir könnten zur nächsten Wache gehen und sie anzeigen.«
    »Ich weiß ihre Namen nicht.«
    »Schade. Nun, wahrscheinlich würde man sie sowieso nicht erwischen. In London treibt sich so viel Gelichter herum, dass der Arm des Gesetzes häufig zu kurz reicht. Ich schlage vor, du erholst dich ein paar Tage, lässt den Schneider, den Schuhmacher und die Hutmacherin kommen und gewöhnst dich langsam ein.«
    »Ich habe kein Geld.«
    »Was?« Vitus fuhr hoch. »Heißt das, du hattest alles, was ich dir gab, bei dir?«
    Isabella nickte mit zerknirschtem Gesicht.
    »Welch unverzeihliche Dummheit! Zwanzig Pfund, weißt du eigentlich, wie viel das ist? Davon könnte eine Tagelöhnerfamilie mehrere Jahre leben!«
    »Es tut mir ja leid.« Sie ergriff Vitus’ Hand.
    Er entzog sie ihr. »Das hilft nun auch nicht mehr.«
    »Bitte«, flüsterte sie. »Bitte lass mich nicht allein.«
    Er stand auf, obwohl er das Gefühl hatte, ein Hundert-Pfund-Gewicht würde ihn hinunterziehen. »Ich muss los, meine Sachen sind bereits gepackt.«
    »Willst du mich wirklich alleinlassen?« Sie beobachtete ihn, wie er mit sich rang. An diesem Morgen trug er eine gut sitzende Oberschenkelhose, enganliegende Beinkleider und ein seidenes Wams, das seine breiten Schultern zur Geltung brachte. Insgesamt wirkte er sehr männlich. Nur die unsäglich gelben Pantoffeln trübten das Gesamtbild. Davon abgesehen, war er ihre einzige Hoffnung. Sie hatte einmal angedeutet, sie hätte jemanden in England, der sie aufnehmen könne, und damit ihn gemeint. Es war nicht ihr Ernst gewesen, aber jetzt musste es Wirklichkeit werden. Wenn sie nicht zurück nach Spanien konnte und nicht zu dem Tölpel Paolo Farnese wollte, musste sie bei ihm bleiben. Und notfalls mit allem, was ihr zu Gebote stand, dafür kämpfen. Sie wusste: Um zu gewinnen, musste sie die stärkste Waffe einer Frau einsetzen, und das waren Tränen – Tränen, die reichlich und ohne Unterbrechung flossen.
    »Bitte weine nicht.«
    Sie weinte stärker und schlug die Hände vors Gesicht. »Dann geh doch, verlasse mich!«
    »Bitte, Isabella, ich könnte dir noch mal Geld geben, vielleicht nicht so viel, aber …«
    »Glaubst du, ich wäre käuflich?« Sie heulte Rotz und Wasser, ihre Schultern und ihr Oberkörper zuckten, als säße ein Geißbock darin. »Was glaubst du eigentlich, wer ich bin? Willst mich mit Geld abspeisen, damit ich meine Angst vergesse? Nach dem gestrigen Abend mache ich keinen Schritt mehr vor die Tür!«
    »Isabella, so höre doch. Ich muss wirklich

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