Die Liebe eines Klon
in seiner Brust ließ nach, ein Gefühl der Wärme strömte in seinen Kopf. Den von Panik erfassten Schrei Regines hörte er nicht mehr. Ihre Arme rissen ihn mit all der Kraft, die sie aufbringen vermochte, vom Geländer fort. Zusammen fielen sie nach hinten. Er erwachte erst wieder, als er auf dem Bett lag und Regine seine Hand hielt. Viel später fragte sie ihn, warum er in Petes Zimmer war. Er fand diese Frage seltsam, denn er war Pete. Erst als sie ihm einen Kuss gab und lächelnd das Zimmer verließ merkte er das sie ihn für Adam hielt. Sein Kopf schmerzte, seine Erinnerung kam zurück. Sie hatten getauscht, niemand wusste davon, außer ihm selbst. Eine ganze Nacht lang brauchte er, um sich über seine Situation klar zu werden. Adams Gesicht immer vor Augen, legte er ein Versprechen ab. Er würde seine Verzweiflungstat rächen. Jemand sollte für seine Qualen büßen. Und er war sich vollkommen sicher, wer das sein sollte. Nur er, Pete war noch am Leben. Aber wieso glaubte Garden nun, heute und jetzt, er wäre Adam? Gab es irgendwo einen Beweis dafür? Und warum wusste er selbst keine Antwort darauf? Warum wollte er sich vom Balkon stürzen? Als er wieder in seinem Zimmer war lief er ruhelos durch den Raum. Es gab etwas, natürlich, es war da. Bruchstücke einer Erinnerung erschienen vor seinen Augen. Er stand an der Brüstung, in seinem Zimmer, und hatte etwas in seiner Hand. Einen Zettel, einen Brief. Seine Hände zitterten, einen Brief. Eine Hitzewelle durchflutete ihn. Gleichzeitig sammelte sich kalter Schweiß auf seiner Haut. Warum hatte er das vergessen? Wo konnte dieser Brief nur sein? Verzweifelt begann er sein Zimmer zu zerwühlen. Bis er ihn endlich gefunden hatte. Er steckte in seiner schwarzen Lederjacke. In einer Innentasche, die ganze Zeit über war er da gewesen. Ja, er hatte diese Lederjacke an, in dem Augenblick, als er sich vom Balkon stürzen wollte. Langsam faltete er den Brief auseinander. Seine Augen überflogen so schnell die Wörter, dass er kaum Zeit hatte sie zu begreifen. Tränen liefen über seine Wangen und ließen die Wörter auf dem Papier zerlaufen. Es war ein Abschiedsbrief. Damit waren alle Zweifel beseitigt. Es war kein Unfall! Aber wieso hatte er ihn vergessen? Er konnte es nicht fassen. Hatte er ihn verdrängt? Völlig aus seinem Gedächtnis radiert? Erst als er die letzte Zeile des Briefes las, fand er auf seine Fragen eine Antwort.
Kapitel 57: Autofahrt-Garden
Garden hatte es sich, in seiner Limousine gemütlich gemacht. Sein Laptop lag neben ihm, zugeklappt. Seine rechte Hand ruhte auf dem schwarz glänzenden Kunststoff, streichelte ihn fast zärtlich. In der linken Hand hielt er ein Glas Champagner, ihm war zum Feiern zu Mute. Der Kunde war überzeugt, auch ohne Petes Hilfe. Natürlich will er sich noch persönlich mit ihm unterhalten, ihn befragen, die Beweise sichten. Aber das erst in ein paar Tagen. Und nach dem letzten Anruf seines Freundes John, und den Daten die er ihm übermittelt hatte, sah alles andere ebenfalls sehr gut aus. Nach vielen Fehlschlägen war es ihm endlich wieder gelungen. Er besaß Klone, in den verschiedensten Altersstufen, doch manchmal gab es Probleme. Unerwartete Komplikationen traten plötzlich auf, die eine weitere Forschung unmöglich machten. Oder sie vertrugen das Serum zur schnelleren Entwicklung, Beschleunigung des Wachstums und der Alterung, nicht. Aber heute konnten sie davon ausgehen, dass es gut laufen würde. In den letzten Monaten hatte es nicht so gut für ihn ausgesehen, doch der heutige Anruf schien alle Sorgen für ungerechtfertigt zu erklären. Alle Untersuchungen waren zu ihrer vollsten Zufriedenheit abgeschlossen und als gelungen bewertet wurden. Garden war darüber mehr, als nur erfreut. Denn dieser Klon war ihm, nach Adam, der Wichtigste. Es handelte sich um seinen Klon, sein Abbild, sein Duplikat. Er war bereits drei Jahre alt, und Garden würde ihn bald zu sich nehmen, um ihm das beizubringen, was er von ihm wissen musste. Und ihm dann, zu gegebener Zeit, seine vollständige Erinnerung entdecken zu lassen. Vielleicht in zehn Jahren, wenn er Mitte Dreißig sein würde. Er selbst käme dann in die Jahre, in denen er sich genüsslich zur Ruhe setzen wollte. Und sein Duplikat würde all das Wissen besitzen, über was er, Garden, bis zu seiner Genübertragung verfügte. John führte, ebenso wie Garden, eine Privatklinik. Genau wie Garden war er von jeher von der Idee besessen, Menschen vollständig zu klonen, ewiges Leben
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