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Die Liebe ist ein Daemon

Die Liebe ist ein Daemon

Titel: Die Liebe ist ein Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorotea de Spirito
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Grab« nennen. Es ist das letzte Klassenzimmer am Ende des Gangs im obersten Stockwerk.
    Nicht das Grab. Bitte, lass es nicht das Grab sein.
    Jeder Schüler auf dem Schulhof denkt in diesem Moment das Gleiche.
    Bitte, bitte, nicht das Grab.
    Wir unterhalten uns noch ein wenig, bis der Hausmeister beginnt. Er zählt die verschiedenen Klassen und ihre Räume auf.
    Das ist kein Klassenzimmer, das kann man einfach nicht als Klassenzimmer bezeichnen.
    Weitere Klassen, weitere Zimmer. Noch mehr Spannung.
    Dort gibt es so enge Schulbänke, dass die Beine nicht darunterpassen. Wenn sie uns in diesen Taubenschlag stecken, schwöre ich, dass ich meinen eigenen Tisch von zu Hause mitbringe.
    »Und der da, wer ist das denn?«
    Ich höre, wie die Katzenstimme von Lavinia einen kleinen Hüpfer macht.
    Neugierig drehe ich mich um und reiße die Augen auf.
    Er. Wer zum Teufel er auch sein mag. Er steht da mit einer Umhängetasche über der Schulter.
    Er wartet darauf, dass seine Klasse aufgerufen wird.
    In dieser Schule!
    »Klasse 3 d, letzter Stock, ganz hinten rechts.«
    Das sind wir.
    |54| Die Schüler, die noch auf dem Hof stehen, fangen an zu jubeln. Meine Klassenkameraden dagegen fluchen. Das Grab!
    Wir fangen an, die Treppen hochzusteigen. Ich drehe mich herum, um sicherzugehen, dass er sich nicht in meinem Aktionsradius befindet. Ich könnte ihn auch ohne Fahrzeug überrollen   … aber klar, er ist schon verschwunden.

|55| DAS LETZTE HAUS AN DER ALLEE
    Morgen schreiben wir einen Philosophie-Eingangstest. Einfach zur Kontrolle, ob wir die im letzten Schuljahr erarbeiteten Themen während der Sommerferien auch brav wiederholt haben. Heute ist der erste Schultag und ich muss mich bereits wieder zu Hause mit Lernen quälen.
    Gut, denke ich, während ich alles noch einmal durchgehe, sehr gut. Ich wiederhole im Geist die grundlegenden Ideen:
    Praktisch ist Platon zufolge unsere Realität nichts weiter als das unvollkommene Abbild einer höheren Wirklichkeit.
    Bis dahin kann ich noch folgen.
    Und das wahrhaft Wirkliche ist aus Ideen entstanden, die anscheinend in absoluter Vollkommenheit im Hyperuranium, was so viel wie der Himmel sein soll, herumflattern.
    Ich gehe einen Augenblick nach unten, um mir etwas aus dem Kühlschrank zu holen. Eine Entschuldigung, die so gut wie jede andere ist, um eine Pause zu machen.
    Mama spricht gerade sehr hektisch in ihr Handy.
    Es handelt sich anscheinend um etwas Wichtiges, sicher hat es mit ihrer Arbeit zu tun.
    Meine Mutter arbeitet bei einem Notar.
    |56| Ehrlich gesagt wirkt sie ziemlich besorgt.
    »Ja, ich verstehe   … es ist also dringend, in Ordnung.«
    Ich gieße mir ein Glas Birnensaft ein und setze mich an den Küchentisch.
    Es macht mir Spaß, sie zu beobachten, auch wenn ich von den Gesprächsfetzen nicht viel mitbekomme.
    Und überhaupt habe ich keine große Eile, zu Platon zurückzukehren.
    »Aber ja doch, das ist kein Problem«, sagt meine Mutter und beendet das Gespräch.
    »Ist was passiert?«, frage ich neugierig.
    »Aber nein, gar nichts, nur das Übliche. Ich soll jetzt was erledigen, aber eigentlich wollte ich einkaufen gehen und ich muss noch bei der Reinigung vorbeifahren   … Uff, immer muss ich mich um alles kümmern.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ach nein, nichts, ich meine, eine Familie ist allein schon ein Vollzeitjob, und wenn dann noch was anderes dazwischenkommt   … aber egal, lass mal.«
    In Wahrheit weiß ich genau, worauf sie hinauswill. Ich kenne diese Litanei in- und auswendig. Aber jetzt verspüre ich eine so geringe Neigung, mich Platon zu widmen, dass ich die Gelegenheit beim Schopf ergreife.
    »Sag schon, Mama, soll ich dich begleiten?«
    Sie schüttelt erst den Kopf, als ob sie sagen wollte: »Nein, das brauchst du doch nicht«, aber eigentlich wartet sie nur darauf, dass ich weiter insistiere.
    »Das mach ich doch gerne.«
    |57| Fünf Minuten später sitzen wir im Auto. Auch wenn ich noch nicht verstanden habe, wohin sie es so eilig hat.
    »Kannst du mir nun erklären, wo wir hinfahren?«
    »Kennst du das letzte Haus an der
Viale Della Quercia

    Klar kenne ich das: Es ist ein riesengroßes, allein stehendes und irgendwie gruseliges Haus.
    »Wir sollen dort für den Notar eine Besitzurkunde vorbeibringen.«
    »Wie bitte? Sprechen wir von demselben Haus? Das seit Jahren verlassen und eine halbe Ruine ist? Willst du damit sagen, dass jemand so mutig war, es zu kaufen?«
    »Aber nein. Ich glaube, niemand wäre so verrückt, es zu kaufen. Es

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