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Die Liebe ist ein Daemon

Die Liebe ist ein Daemon

Titel: Die Liebe ist ein Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorotea de Spirito
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Stamms. Auf einmal merke ich, dass das, was vor mir steht, kein Strauch ist.
    Es kann gar keiner sein, denn unter den Blüten, den Zweigen, unter Blättern und Dornen spüre ich keine weiteren Blätter, so wie es eigentlich sein sollte.
    Das verstehe ich nicht.
    Ich gehe zwei Schritte nach vorne, um zu sehen, was von diesen herrlichen Rosen überwuchert wurde, und stehe vor dem bezauberndsten Schauspiel, das die Natur und die Jahre der Vernachlässigung in dieser von allen vergessenen Villa erschaffen konnten.
    Die Zweige der scharlachroten Blumen haben sich ineinander verschlungen und um eine weiße Marmorstatue geflochten. Es ist ein Engel aus Stein, über den, bis hin zu seinen ausgebreiteten Flügeln, die sich jetzt kaum noch erahnen lassen, dorniges Gestrüpp gewachsen ist. Sein Profil aus hellem Stein wird von Blütenblättern und Stauden eingerahmt.
    Ein sich bückender Engel aus ganz weißem Marmor, mit ausgebreiteten Flügeln, die von roten Rosen und Dornen bedeckt werden. Ich berühre leicht das Gesicht der Statue und bin überrascht, dass er in einen so versteckten Winkel des Gartens verbannt wurde. Ich trete, immer noch ganz benommen, einen Schritt zurück, um ihn besser bestaunen zu können.
    Und stoße gegen etwas.
    Das Buch gleitet mir aus der Hand und ich falle hin.
    »Es ist also wirklich eine Macke«, sagt eine Stimme hinter mir.
    Panik.
    |65| Ich drehe mich um.
    Seine dunklen Augen funkeln mich an.
    Sein Piercing glitzert an der hochgezogenen Augenbraue. Seine blonden Haare scheinen wie Platin zu glänzen, auch wenn es jetzt schon dämmert und sie von keinem Licht mehr beleuchtet werden.
    Er steht aufrecht da, bückt sich dann aber, um mein Philosophiebuch aufzuheben. Er reicht es mir, ich nehme es ihm aus der Hand und versuche dabei, ihn nicht zu berühren. Ich drücke das Buch abermals so fest an die Brust, als ob es ein schwerer Schild wäre und nicht nur einige zusammengeheftete Blätter.
    Ich spüre immer noch, wie er mich anstarrt, selbst wenn ich sorgsam vermeide, seinen Blick zu erwidern. Endlich stehe ich auf und klopfe mit einigen Schlägen das Gras von der Jeans.
    Ich hebe den Kopf, um ihn anzusehen.
    Ein schwerer Fehler.
    Er sieht wirklich gut aus, ich muss zugeben, dass Lavinia recht hatte.
    Er ist groß und schlank und trägt enge Jeanshosen, die ihm verdammt gut stehen, und eine schwarze Kapuzenjacke – er könnte ein Model sein.
    Und dann sein Gesicht. Er ist noch unerträglich viel schöner, als ich es in Erinnerung hatte. Volle Lippen, hohe Wangenknochen und fein geschwungene schmale Augenbrauen, von denen er eine, die rechte mit dem Piercing, ständig etwas hochzieht.
    |66| »Ciao«, begrüßt er mich knapp.
    »Ähm   … ciao«, antworte ich verlegen.
    Er mustert mich immer noch, will er eine Röntgenaufnahme von mir machen?
    Er runzelt die Stirn und zieht die Augenbraue noch mehr nach oben. Wenn er so guckt, ist er unheimlich sexy, und ich wette, er weiß das ganz genau.
    »Du bist das Mädchen   …«
    Ich blicke zu meinen Schuhen und werde rot.
    »Die mit dem Moped.«
    Ich beginn,e nervös an meinen Haarspitzen zu drehen. Dazu huste und seufze ich hörbar.
    Jetzt kann ich genauso gut mit offenen Karten spielen.
    »Und auch die mit dem Auto   …«
    »Ja, ich erinnere mich«, gibt er zurück und grinst.
    In diesem Moment entwickelt mein Kopf die einzige und dümmste Strategie, die er kennt, um die Verlegenheit zu überspielen: Ich fange an, wie ein Wasserfall zu sprechen.
    »Es tut mir so leid, ich wollte dich ganz sicher nicht überfahren, und vor allem nicht zweimal hintereinander, und in Wahrheit ist es auch nicht mein Auto, sondern es gehört meiner Freundin Ginevra, die wie eine Verrückte fährt und so was Ähnliches wie gemeingefährlich ist, du bist sicher nicht der Einzige, den sie fast platt gerollt hätte, und das erste Mal kam ich auch zurück, um mich zu entschuldigen, aber du warst nicht mehr zu sehen, vielleicht hätte ich mich heute Morgen in der Schule tatsächlich bei dir entschuldigen können, aber ich weiß nicht, was in mich gefahren ist und so   …«
    |67| O nein, kann mich bitte jemand bremsen, warum fange ich, wenn ich verwirrt bin, immer an, so viel Quatsch zu erzählen?
    Er geht auf mich zu.
    Warum geht er auf mich zu?
    »Sprichst du immer so schnell, wenn du nervös bist?«, murmelt er mir ins Ohr.
    »Ja, auf jeden Fall, das ist so und dann versteht man überhaupt nicht mehr, wovon ich spreche, und das ist so absurd, weil ich es selbst nicht

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