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Die Liebe ist ein Daemon

Die Liebe ist ein Daemon

Titel: Die Liebe ist ein Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorotea de Spirito
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spürte, wie meine Zuneigung zu dir immer stärker wurde, wie stark und rein sie war. Ich wollte nur noch bei dir sein, und dass es dir besser ging. Alles andere hatte keine Bedeutung mehr für mich, etwas anderes existierte einfach nicht. Und je mehr ich dir zuhörte, je mehr du mich zum Lachen und zum Nachdenken brachtest, desto mehr spürte ich, dass ich bei dir bleiben |211| wollte, egal was passiert, egal was ich bin und was du vielleicht bist.«
    Ich verstehe nicht.
    »So lange, bis du mir alles von dir erzählt hast. Bis du mir gesagt hast, was deine allergrößte Angst ist.«

|212| WIE TAG UND NACHT
    Alle Toten, die hier begraben wurden, sind aufgestanden und hören uns zu. Wenn ihre Seelen noch Gefühle empfinden könnten, hätten jetzt alle die Augen voller Tränen.
    »Du hast die schönste und ehrlichste Sache gesagt, die ich jemals in meinem Leben gehört habe. Du hast sie ganz bewusst gesagt und wirklich daran geglaubt   …«
    Ich zähle nicht mehr meine Atemzüge, ich achte nicht mehr auf meinen Pulsschlag, ich achte nur noch auf das Zittern seiner Stimme.
    »Manchmal verbringen wir so viel Zeit mit einer Person, manchmal auch das ganze Leben und erfahren doch das Wichtigste nur in einem kurzen Moment, in einem einzigen Augenblick. Danach sehen wir diesen Menschen mit völlig anderen Augen   … So war es für mich, als ich meinen Zweifeln, meiner Unsicherheit und meinen Ängsten ausgeliefert war, als ich dir ausgeliefert war, um in einem Augenblick, nicht in irgendeinem, sondern in diesem Augenblick, alles zu verstehen, was im Leben wirklich zählt. In dieser Sekunde, als ich neben dir lag und dir beim Reden zuhörte   … Du warst so schwach und gleichzeitig so stark und in dieser Sekunde habe ich verstanden, dass ich   … dass ich dich liebe.«
    |213| Meine Augen füllen sich mit Tränen.
    »Verzeih mir, dass ich so ehrlich bin, aber vielleicht verstehst du jetzt, was damals mit mir los war und was ich dir am Tag danach gesagt habe.«
    Er seufzt hörbar.
    »Es war mir nicht mehr wichtig, wer du warst   … wer du bist. Es ist mir nicht mehr wichtig, ob du für mich den Tod bedeuten könntest.«
    Angst.
    Eine irrationale Angst, eine Angst, so gewaltig wie der Tod, wie der wirkliche Tod, kommt zu mir gelaufen. Sie schleift ihre dreckigen Lumpen hinter sich her und umschlingt mich mit ihren knochigen Armen. Eine echte und alles umfassende Angst.
    »Nein   … das ist doch Unsinn.«
    Die Angst umgreift mich noch fester und erstickt mich fast.
    »Das ist doch Quatsch. Ich bin von niemandem der Tod   … und ich kann auch nicht dein Tod sein, denn du bist doch kein   …«
    Jeder Zentimeter Luft trocknet aus, die Sekunden bleiben stehen, mein Blut gefriert in den Adern, als ich im flackernden Licht Federicos bitteres Lächeln sehe. Er wendet seinen Blick von mir ab, streckt mit einer irrealen Langsamkeit seinen rechten Arm aus, reicht mir seine Hand und schiebt den Ärmel seiner schwarzen Jacke nach oben.
    Und da ist es. Es ist ganz deutlich zu sehen, wie eine tiefe Narbe: das in seine Haut gestochene schwarze Zeichen.
    |214| »Dämon«, zischt er mit seiner kristallklaren Stimme. Meine Hoffnung zerbirst in tausend kleine Stücke.
    Ich atme schneller, kalte Schweißperlen stehen auf meiner Stirn, und die zittrigen Tränen, die mir immer noch in den Augen stehen, verschleiern mir den Blick.
    Ich presse die Hand vor den Mund und versuche, meine Angst zu ersticken. Die Taschenlampe baumelt wie verrückt hin und her.
    »Das ist nicht wahr.«
    Er zieht den Ärmel wieder über sein Handgelenk.
    »Das kann überhaupt nicht wahr sein!«, schreie ich mit schriller Stimme.
    Seine Augen füllen sich mit einer unendlichen Traurigkeit.
    Ich schüttle den Kopf, ich weigere mich, ihm zu glauben.
    »Nein, das bist du nicht, das kannst du gar nicht sein«, sage ich zitternd. »Was würdest du in dieser Stadt machen, wenn du es wärst? Bist du verrückt? Nein, das kann nicht sein.«
    Alle meine Ängste, alle meine Zweifel, alle meine Überlegungen werden in diesem Moment durch seine Worte bestätigt. Er hat es selbst gesagt, er hat mir seine wahre Natur gestanden. Man ist das, was man ist, das waren seine Worte. Worte wie Gift, die sich erst harmlos in irgendeinem Winkel meines Gehirns versteckt hielten und sich jetzt in meinem Körper ausbreiten, in meinem Herzen pulsieren und es fast zum Stehen bringen. Verwirrende Bilder ziehen vor meinem geistigen Auge vorbei: sein Haus, die Rose mit den Dornen, die Statue im

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