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Die Liebe ist ein Daemon

Die Liebe ist ein Daemon

Titel: Die Liebe ist ein Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorotea de Spirito
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und ratsche mir die Hand auf.
    Ich darf nur nicht stolpern, ich darf jetzt einfach nicht in diesem verfluchten Grab hinfallen.
    Er läuft hinter mir her und schreit: »Das war ich nicht! Ich hab nichts damit zu tun, ich habe gar nichts gemacht! Vittoria, bitte, bleib stehen!«
    Ich sehe das Licht des Ausgangs.
    Ich laufe über den staubigen und unebenen Boden, falle über irgendetwas und schlage mir das Knie auf. Und laufe wieder weiter.
    Doch dann kommt mir ein kleiner Stein, so ein winziger, fieser Stein in die Quere   …
    Ich stolpere mit dem Fuß über ihn, genau in dem Moment, in dem Federico mich am Arm packen will. Nur zwei Meter vor dem Ausgang falle ich auf den Boden, mein Kopf knallt gegen eine Wand. Federico beugt sich über mich. Sein Gesicht ist nur noch dreißig Zentimeter von mir entfernt.
    Ich kreische, drehe mich von ihm weg, schluchze und |220| kneife meine Augen zusammen, in dem einzigen Wunsch, so viel Distanz wie möglich zwischen unsere Gesichter zu bringen.
    »Vicky!«
    Ich will ihn nicht hören, ich weine und trete um mich und er packt mich fest am Arm.
    »Sieh mich an, bitte, sieh mich an! Du weißt, dass ich das nicht gewesen bin, du weißt es!«, sagt er mit belegter Stimme. »Wann hätte ich das auch tun sollen? Ich war doch die ganze Zeit mit dir zusammen, als es passiert ist! Verstehst du das nicht? Ich war die ganze Nacht bei dir!«
    Ich drehe mich zu ihm und schaue ihn mit tränennassen Augen an. Ich ersticke einen Aufschrei. So habe ich ihn noch nie gesehen. Die blonden zerzausten Haare hängen über seiner Stirn und berühren fast die dunklen Augenbrauen, seine Halsmuskeln sind angespannt, sie sind absurd verkrampft und seine Augen flackern wie schwarzes Feuer.
    Ich stöhne vor Angst laut auf.
    Noch nie zuvor habe ich mich so sehr vor ihm gefürchtet und paradoxerweise habe ich mich noch nie so sehr von ihm angezogen gefühlt wie in diesem Moment. Ich bin wie ein Selbstmörder, der sich nach der scharfen Messerklinge sehnt.
    »Du hast ja Angst vor mir.«
    Ich lasse meine Augen offen, aber ich zittere am ganzen Körper.
    »Du hast panische Angst vor mir«, sagt er bitter, mit von Tränen erstickter Stimme. »Du hast Angst, dass ich dir wehtun könnte, jetzt, trotz allem   …«
    |221| Er schluckt seinen Schmerz und seine Wut hinunter.
    »Ich könnte das nie, wann kapierst du das endlich? Ich könnte dir nie etwas antun   … niemals! Aber du hast so eine panische Angst vor mir, du denkst, dass ich dich umbringen könnte. Aber verstehst du denn nicht, dass du   … dass du mich damit kaputt machst?« Er schreit es mit aller Kraft heraus, lässt meinen Arm los und schlägt mit der Faust gegen die Wand neben dem Ausgang. Alles entlädt sich in diesem Stoß, seine Wut, sein Schmerz und sein ganzer innerer Druck.
    Diesmal zittern die Wände wirklich und der Steinblock rechts neben dem Ausgang gibt nach und rutscht mit einem Mal vor die enge Öffnung.
    Wir sitzen in der Falle.
    Instinktiv renne ich weg und bin plötzlich wieder ganz hinten in der Kammer, in der absoluten Dunkelheit. Der einzige Lichtstrahl kommt von einer etwa daumenbreiten Spalte, die von dem Stein nicht verdeckt wird.
    Jetzt bin ich tot, denke ich.
    Jetzt habe ich keine Chance mehr.
    Und tatsächlich sehe ich nichts mehr.

|222| ATME WEITER
    Ich kauere auf dem Steinboden, den Kopf an eine Wand gelehnt. Langsam komme ich wieder zu mir.
    Hab keine Angst
, beschwört mich eine innere Stimme. Plötzlich rät sie mir das exakte Gegenteil von dem, was sie mir vor ein paar Monaten zugeflüstert hat, damals, als ich ihn das erste Mal gesehen habe.
Lauf nicht weg. Du bist genauso stark wie er, du bist sein Gift.
    Die dunklen Schemen um mich herum kehren an ihren Platz zurück und die Konturen der Felsen hören auf, sich unruhig zu bewegen. Die Wände zittern nicht mehr. Der Boden ist wieder hart geworden.
    Er war doch in der Nacht mit dir zusammen. Also kann er Alessia nichts getan haben
, flüstert mir eine andere Stimme zu.
    Aber er bleibt immer noch ein Dämon
, widerspricht die erste Stimme.
    Mein innerer Kampf geht weiter. Beide Stimmen haben recht. Und beide haben unrecht.
    Vergiss ihn einfach
, fordert die eine.
    Wenn er dir wehtun wollte, hätte er es doch schon längst getan
, beruhigt mich die andere.
    Ich versuche aufzustehen. Mein rechtes Bein tut weh, es |223| pulsiert unter der Jeans. Ich berühre mein Knie und spüre das warme Blut unter dem zerknitterten Stoff. Alles ist dunkel und nicht das kleinste Geräusch

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