Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

amerikanischen Actionfilm befinden würden, hätte Nicolas Cage an diese Tür zu den von der Liebe gestohlenen Träumen Plastiksprengstoff an Schloss, Rahmen und drum herum angebracht und sie in die Luft gejagt. Leah war endlich frei. Ich traf mich mit ihr und ihrem Sohn Henry in unserem Lieblingscoffeeshop in der Nähe vom Spitalfields Market.
    „Also habe ich mich durch meine Liste mit den Träumen gearbeitet, die mir die Liebe gestohlen hat“, sagte sie und holte einDokument von der Größe eines Telefonbuchs aus ihrer Handtasche. „Und ich mache schon gute Fortschritte. Ich habe gerade einen Reiki-Kurs belegt, aber das weißt du ja schon, und … Henry, Henry, leg das weg!“ Henry hatte sich Leahs iPhone in den Mund gesteckt. „Und ich liebe dieses Reiki, es ist wirklich großartig, das ist also abgehakt.“ Sie machte einen Haken in die Luft. Henry machte es ihr nach. „Und jetzt habe ich auch schon ein paar andere Sachen organisiert, die mir wegen der Liebe durch die Lappen gegangen sind. Es ist eine Menge abzuarbeiten“, meinte sie und klopfte auf das Riesendokument, die handschriftliche Liste aller ihrer von der Liebe gestohlenen Träume. „Aber ich dachte, es wäre gut, wenn ich verstehen würde, warum ich es so weit hab kommen lassen, dass ich wie eine Verrückte Lavendelbeutel genäht, in mein Porridge gesabbert und meinen Exmann über den Küchentisch hinweg angestarrt habe und ihm am liebsten Honigpops an den Kopf geworfen hätte. Ich meine, ich war nicht immer eine passiv aggressiv unterdrückte Frau.“
    Eigentlich hätte ich ihr sagen müssen, dass sie eher aggressiv als passiv war, es schien mir aber nicht unbedingt der passende Augenblick dafür zu sein. „Ich werde also noch weitere Recherchen betreiben müssen, aber es ist ziemlich alternativ , was bedeutet … wenn du das machst, bekommst du keinen Brownie, ich habe dich gewarnt, Henry, benimm dich, oder es gibt keinen Brownie … also, du musst sehr offen für das sein, was ich dir jetzt erzähle.“
    „Ich bin nicht hier, um zu urteilen, Leah. Ich bin hier, um das zurückzuholen, was die Liebe gestohlen hat.“ Das ist übrigens mein neues Mantra.
    „Na ja, eigentlich hatte meine Reiki-Lehrerin die Idee. Sie meinte, um die Hindernisse und Fehler in meinem jetzigen Leben verstehen zu können, müsste ich die Hindernisse und Fehler in all meinen vorherigen Leben verstehen. Offenbar gibt es da so eine Sache, die nennt sich Rückführung in frühere Leben, und das hilft vielen Menschen, sich und das, was sie tun, besser zu begreifen, wie zum Beispiel, warum ich geheiratet habe und mit Henrys Dad verheiratet geblieben bin.“ Henry bekam den eben erwähntenBrownie und krümelte prompt die Hälfte davon auf sein T-Shirt.
    „Und es ist definitiv nichts, was ich getan hätte, solange ich verheiratet war, denn ich hätte seine Missbilligung oder seine Stimme oder die Geräusche, die er beim Essen gemacht hat, nicht ertragen können, also gilt das auch als ein Traum, den mir die Liebe gestohlen hat. Es war übrigens schon auf meiner Liste, hier, sieh …“ Aufgeregt blätterte sie durch die Zettel bis zu Seite siebzehn, um mir zu zeigen, wo sorgfältig in blauer Schrift Rückführung in frühere Leben geschrieben stand.
    „Na ja, das ist eigentlich nicht das, worüber ich heute mit dir reden wollte“, sagte ich und rutschte nervös auf meinem Platz herum. Mir schwante nichts Gutes. „Ich habe einen Reitstall bei dir in der Nähe gefunden. Eigentlich wollte ich vorschlagen, dass wir zusammen reiten gehen. Du hast gesagt, du hättest aufgehört zu reiten, als du geheiratet hast. Ich glaube, das war Traumräuber Nummer 88.“
    „Nein, Nummer 87.“
    „Na gut, dann eben Nummer 87, aber es stand auf der Liste. Ich dachte, wir reiten zusammen. Auf Pferden, meine ich natürlich. Haha! Das macht man doch auf Pferden, oder? Man trabt so vor sich hin, schön langsam durch einen Wald oder so. Aber wenn du dir von der Liebe gestohlene Träume aus deiner Vergangenheit zurückholen willst, ich meine, von deiner vergangenen Vergangenheit, dann ist das ziemlich cool. Und sehr gründlich. Das gibt dem Ganzen ja eine ganz neue Dimension. Gefällt mir.“ Ich begriff überhaupt nichts.
    „Gott sei Dank! Ich war nämlich sicher, dass du Nein sagen würdest. Federico meinte, du würdest dich nie im Leben darauf einlassen.“
    „Worauf?“
    „Ich habe gesagt, dass ich gern möchte, dass du eine Rückführung in frühere Leben machst, und er war der