Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
stellt euch bitte zu euren Partnern.“
Das Tanztraining
Jenny und ihr Mann standen nur wenige Schritte entfernt von mir. Sie nahmen ihre Position ein und warteten begierig darauf, beginnen zu können. Ich konnte gar nicht anders, ich musste sie anstarren, als er sie in den Armen hielt und ihr die Stirn küsste, während sie sich zärtlich in seine Halsbeuge schmiegte. Sie waren ein so perfektes Paar und so glücklich, dass es mir tatsächlich körperliche Schmerzen bereitete. Magdalena ertappte mich dabei, wie ich die beiden anstarrte, und drehte mich sacht zu Edmundo herum, der aus mir unerfindlichen Gründen beinah vor Wut zu platzen schien und mir nicht einmal in die Augen schauen wollte. Und der flüsternde Julio sah nicht vom Boden auf und traute sich nicht, Jane in die Augen zu sehen. Und eine nervöse Jane musterte angestrengt die Decke.
Im Grunde sah es so aus, als hätte man uns allen die Aufgabe gestellt, dem anderen unter keinen Umständen in die Augen zu schauen, so, als befänden wir uns in der vorletzten Szene eines Action-Blockbusters und jeglicher Augenkontakt mit anderen menschlichen Wesen würde dazu führen, dass die Siebenhundert-Kilo-Bombe, die unter uns vergraben war, explodierte. Dramatisch …
„Könnten alle die, die nicht tanzen, bitte das Studio verlassen?“, sagte Magdalena und fummelte an einem alten Kassettenrekorder herum. „Oben gibt es einen Raum, von dem aus ihr zuschauen könnt.“ Federico und Leah – zusammen mit Henry – verschwanden nach oben in den Zuschauerraum. Julio trat zögerndauf Jane zu und hielt ihr die Hand hin. „Es ist wirklich verrückt“, sagte sie und ergriff sie, „aber die einzige Hand, die ich seit Jahren gehalten habe, ist die von James. James ist mein Mann, obwohl er es nicht so mit dem Händchenhalten hat, sondern eher ein Schenkelklopfer ist. Ach herrje, jetzt hört sich das so an, als wäre er in einer Country- und Western-Band. Ist er nicht. Er ist Banker. Er klopft mir nur gern mal auf den Schenkel, wenn ich neben ihm sitze. Deine Hände fühlen sich so ganz anders an.“ Sie schwieg betreten, und jetzt blickten beide auf den Boden. „Du hast herrlich weiche Hände“, versicherte sie ihrem schüchternen Tanzpartner lächelnd.
Ganz so sanft und höflich ging es auf meiner Seite nicht zu. Edmundo sah aus, als würde er sich lieber seinen Intimbereich wachsen lassen, als einen Tanzkurs mit mir zu machen. Er schnappte sich meine Hand, sodass mein kleiner Finger knackte, und starrte dann wieder hartnäckig zum Ausgang hinüber.
Die Musik begann, und Julio wirbelte Jane wie einen Kreisel herum, bis sie in seinen Armen landete. Jetzt standen sie Auge in Auge voreinander, den Blick noch immer gen Boden gerichtet.
„Ach herrje.“ Jane seufzte. Julio grinste, bevor er Jane in die andere Richtung wirbelte. Jenny und Barbie-Ken glitten über die Tanzfläche, als wären sie eins, was alle anderen innehalten und fasziniert starren ließ. Genau genommen schienen alle im Raum zu wissen, was sie taten – abgesehen von mir. Der fingermalträtierende Edmundo wirbelte mich von sich fort, öffnete die Arme und erwartete, dass ich zurück zu ihm kam. Aber meine Hände waren wegen des Stresses total verschwitzt. Als Edmundo mich von sich fortwirbelte, entglitt mir seine Hand, ich drehte mich Richtung Spiegelwand, stolperte über meine eigenen Füße und knallte hart gegen die Spiegel. Bei unserem zweiten Versuch schaffte ich es, zurückzuwirbeln, traf jedoch Edmundo mit meinem Ellenbogen in die Brust, sodass ihm für einen kurzen Moment die Luft wegblieb. Beim dritten Mal war es so ein Fall von „Was war zuerst da, Huhn oder Ei?“. Ich glaube, ich stolperte, als ich Peter Parker in den Zuschauerraum kommen sah. Peter behauptet, ich hätte schonauf dem Boden gelegen, als er ankam. Wie auch immer, Edmundo wirbelte mich herum, ich stolperte rückwärts über meine in Turnschuhen steckenden Füße und landete unangenehm auf meinem Rücken, direkt vor Jenny Sullivans Füßen, bevor mein Kopf unsanft auf den Boden knallte.
Als ich wieder zu mir kam, hielt Peter Parker mit seinen warmen Händen mein Gesicht umschlossen und beugte sich über mich.
„Ehrlich, keine Sorge“, versicherte er den anderen im Saal, „das ist ihr früher, als wir noch jünger waren, ständig passiert.“ Das stimmt gar nicht. „Ihre Grandma hat uns immer zu Tanzkursen geschickt, und sie hat es nicht einmal geschafft, eine Stunde zu überstehen, ohne auf dem Boden zu landen.“ Na
Weitere Kostenlose Bücher