Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

vorbeikommen.“ Dreimaliges Umsteigen in der U-Bahn, Fahrt mit dem Bus und siebzehn Minuten Fußweg.
    „Eigentlich bin ich gerade sehr beschäftigt, Kate“, sagte er leicht verärgert. „Also hättest du vorher lieber anrufen sollen.“
    Wir beide wussten, dass ich bereits mehr als elftausend Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen hatte.
    „Es würde nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, ich will nur auf ein kleines Schwätzchen hereinkommen.“
    „Wie ich schon sagte, Kate, ich bin gerade sehr beschäftigt, also …“ Er machte sich nicht die Mühe, den Satz zu beenden, daher standen wir schweigend im Hausflur. „Komm, ich begleite dich zum Fahrstuhl.“ Er griff nach meinem Arm und marschierte mit mir den Flur entlang. Dann drückte er den Fahrstuhlknopfund stand mit verschränkten Armen da, während wir darauf warteten, dass der Aufzug ankam. Die Türen öffneten sich mit einem kleinen Pling.
    „War schön, dich zu sehen, Kate“, behauptete er und schubste mich hinein. Die Türen begannen sich zu schließen. Ich drückte hastig auf den Knopf, um sie wieder zu öffnen. Also kam Peter Parker herein, nahm meinen Finger von dem Schalter und drückte auf „Erdgeschoss“. Die Türen schlossen sich, und der Fahrstuhl nahm uns beide mit nach unten. Peter verschränkte die Arme, murrte, schwieg weiter. Es war ein brillanter und einwandfreier Start gewesen.
    „Ich wollte dich nicht stören, Peter, ehrlich. Ich habe mir nur ein wenig Sorgen gemacht, weil ich so lange nichts von dir gehört habe.“ Er musterte die aufleuchtenden Ziffern, während meine Zeit verstrich. „Und ich hätte da noch mal ein paar Fragen zu dem Entwurf für die Bildungsbehörde, ach ja, und zu einem Stapel von Briefen, die ich bei Grandma gefunden habe …“
    „Musst du nicht bald nach New York?“, fragte er, ohne mich anzuschauen.
    „Äh, ja, das ist richtig, mit Beatrice, wir fahren in die Juilliard School , was übrigens eine der Sachen war, die ich mit dir besprechen wollte, das und die Briefe und dieses Drop-in-Zentrum und diese dumme Idee, die ich wegen der Erhaltung der Fruchtbarkeit hatte, und …“
    „Wessen Erhaltung der Fruchtbarkeit?“, fragte er und funkelte mich wütend an. „Was ist mit deiner Fruchtbarkeit?“
    „Bisher noch nichts, äh, glaube ich jedenfalls, das Ganze ist natürlich eine tickende Zeitbombe, na ja, ich habe kürzlich in der ‚True Love‘-Redaktion ein paar Frauen interviewt, die an so einem Programm teilnehmen wollen, wo die Eizellen eingefroren werden …“ Wieso erzählte ich ihm davon? Wie war es ihm gelungen, das Thema zu wechseln?
    Pling. Die Anzeige verriet uns, dass wir im Erdgeschoss angekommen waren.
    Die Türen glitten auf und gaben den Blick auf den Portier mitder steinernen Miene frei.
    Peter Parker hielt den Knopf gedrückt, damit die Türen sich nicht sofort wieder schlossen, und wartete darauf, dass ich ging. Ich bewegte mich nicht. Wütend ließ er die Türen wieder zugleiten. Der Fahrstuhl setzte sich nach oben in Bewegung.
    „Kate …“, sagte Peter äußerst irritiert. „Ich bin im Moment sehr beschäftigt. Okay. Es gibt da ein paar Sachen, die ich versuche, auf die Reihe zu bringen. Dafür brauche ich Zeit. Und ich brauche Raum. Und das bedeutet, dass ich dir jetzt und auch in Zukunft nicht mehr so häufig zur Verfügung stehen kann. Okay? Hatten wir eine Anzahl von Stunden festgelegt, die wir uns wöchentlich treffen wollten?“
    „Nein, ich hatte nur ein paar Sachen, von denen ich geglaubt habe, dass du sie …“
    „Ich kann dir nicht helfen.“
    „Na, das muss ja schwierig sein für einen Mann, der sonst immer so stolz darauf ist, dass er anderen hilft.“
    „Entschuldige?“
    „Na ja, normalerweise verbringst du doch all deine Zeit damit, anderen zu helfen, baust Schränke für Mary auf, stapelst Lagerfeuer für Grandma, läufst mit den Moppeln durch den Hyde Park. Du mischst dich ständig in das Leben anderer ein. Und keiner von uns weiß irgendetwas über dich oder wo du gewesen bist oder was du gemacht hast oder warum du tausend Briefe an Grandma geschrieben hast. Ich meine, wer, zum Teufel, bist du eigentlich?“
    „Und das fragt ausgerechnet die Frau, die den Rest ihres Lebens damit verbringen will, das zurückzuerobern, was die Liebe anderen Leuten gestohlen hat. Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, dass du dich von deinen eigenen Bedürfnissen völlig entfernt hast?“
    Pling. Die Anzeige verriet, dass wir wieder im obersten