Die Liebe kommt auf leisen Pfoten
Eure Hilfe und Euer Können nicht zu schätzen weiß. Und die Zutaten für die Salbe sind sicher auch nicht leicht zu finden. Bitte tut mir also die Freude.“
„In Ordnung.“ Gwens Oma nahm eine Silbermünze entgegen und drücke Myria dabei herzlich die Hand.
Gwen hatte die Veränderung im abschätzigen Blick ihrer Stiefmutter sehr wohl gesehen, als Myria die Silbermünzen hervorgeholt hatte. Deshalb war sie auch nicht sonderlich überrascht, als diese plötzlich ganz andere Töne anschlug. „Ach, bleibt doch noch ein wenig und seid unser Gast“, bot ihre Stiefmutter mit zuckersüßer Stimme an.
Gwen wollte sich schon wieder aufregen, doch Myria war schneller. „Ich danke Euch für das Angebot, aber ich muss nun wirklich wieder zurück zu meinen Leuten.“
„Werden wir Euch noch einmal sehen?“, fragte Gwen. „Ich meine, um zu sehen, wie Eure Wunde verheilt.“
„Da noch nicht alles besprochen ist, muss ich mindestens noch einmal zu Eurem Vorsteher. Ich komme dann gerne wieder vorbei. Schon alleine, damit Eure Großmutter noch einmal nach Casper schauen kann. Aber nun entschuldigt mich“, Myria nickte Gwen und Anna noch einmal zu, dann lief sie mit ihrem Pferd an den Zügeln wieder in Richtung Felder hinaus.
„Eine komische Person, dieses Mannsweib“, meinte Gwens Stiefmutter in ihrem nun wieder abschätzigen Ton.
„Ihr Geld wäre Dir aber willkommen gewesen, nicht war?“, stichelte Gwen, was ihr einen bösen Blick der Stiefmutter einbrachte.
„Fangt nicht schon wieder an“, ging ihr Vater dazwischen. „Gwen, hilf Deiner Großmutter, das ganze Zeug zu versorgen, und Du Klara, komm bitte mit mir rein.“ Er führte seine Frau an der Hand ins Haus während Gwen sich murrend um Kräuter und Salben kümmerte.
„Es hat doch keinen Sinn, mein Kind, dass Du ständig mit ihr streitest“, meinte ihre Großmutter, als beide wieder in der Stube waren.
„Ich kann einfach nicht anders“, verteidigte sich Gwen, „diese Boshaftigkeit ist anders nicht zu ertragen. Wie konnte Papa nur auf diese falsche Schlange hereinfallen? Mama war doch so ein herzensguter Mensch. Warum musste sie nur so früh sterben?“ Der letzte Satz trieb ihr Tränen in die Augen und ihre Oma nahm sie in den Arm. „Das weiß ich auch nicht, Gwen. Gottes Wege sind nun mal unergründlich. Und ich vermisse sie auch.“
„An Tagen wie heute“, schluchzte Gwen weiter, „stelle ich mir immer vor, wie es wohl gewesen wäre, wenn sie noch hier wäre. Und nicht dieser Hausdrachen.“
„Du meinst, wie Deine Mutter wohl auf unseren Gast reagiert hätte?“, fragte sie mit einem Lächeln.
„Sie wäre bestimmt respektvoller mit ihr umgegangen. Egal, ob sie nun Hosen trägt oder nicht.“
„Da Du ihr sehr ähnlich bist, wäre Deine Mutter von dieser Frau bestimmt auch beeindruckt gewesen.“
„Was meinst Du damit?“
„Es ist offensichtlich, dass Myria bei Dir einen besonderen Eindruck hinterlassen hat.“
„Das stimmt doch gar nicht. Sie war ein Gast wie jeder andere auch.“
„Wenn Du meinst“, winkte ihre Großmutter ab, „aber sei auf der Hut. Mein Gefühl sagt mir, dass mehr hinter dieser Frau steckt.“
„Du meinst, sie hat uns was verheimlicht?“ Nun wurde Gwen doch etwas unsicher, denn auf das Gefühl ihrer Großmutter konnte sie sich bis jetzt immer verlassen.
„Ich weiß es nicht genau. Es war nichts Bedrohliches, dass von ihr auszugehen schien. Ich kann es nicht besser beschreiben. Es war, als ob eine ganze Armee hinter dieser Frau steht. Aber vielleicht kam dieses Gefühl auch nur daher, dass sie so furchtlos alleine durch die Gegend reitet und von ihren Begleitern erzählt hat.“
„Das wird es bestimmt sein“, stimmte Gwen zu, ging jedoch ihren eigenen Gedanken nach.
Als sie beim Abendessen alle zusammen saßen, starrte Gwen vor sich hin und versuchte, den Blickkontakt mit ihrer Stiefmutter zu vermeiden. Ihr Verhältnis war inzwischen so angespannt, dass schon die kleinste Sache ausreichte, dass beide in Streit gerieten. Der Vater war alles andere als glücklich mit dieser Situation, hatte aber mittlerweile aufgegeben, zwischen den beiden Frauen zu vermitteln. Deshalb war er froh darüber, dass noch die Mutter seiner verstorbenen Frau mit im Haus lebte. Sie wirkte fast wie ein Puffer und konnte so manch angespannte Situation entschärfen. Er wusste, wie sehr seine Tochter an ihr hing und umgekehrt. Deshalb hatte er noch mehr Unbehagen vor dem, was er nun sagen müsste. Auch wenn er seine
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